Ryan Reynolds' Karriere lässt sich in eine Zeit vor und nach „Deadpool“ einteilen. Und dass er sich mit der populären Marvel-Adaption von der DC-Verfilmung „Green Lantern“ reinwaschen konnte, werden Film- sowie Comicfans wohl nie vergessen. Nicht zuletzt deshalb, weil Reynolds ihnen keine Gelegenheit dazu geben wird, nutzt er doch jede Chance, gegen seinen grünstichigen Sci-Fi-Superheldenfilm zu schießen.
Dass Reynolds einen weiteren katastrophalen Comicflop in seiner Vita stehen hat, geriet dagegen in Vergessenheit: „R.I.P.D.“! Weltweit spielte die Comicadaption bloß rund die Hälfte ihres Budgets ein – und die Kritiken waren so mies, dass Reynolds es offenbar vorzieht, den Mantel des Schweigens über den Film zu legen, statt ihn wie „Green Lantern“ als Zielscheibe des Spotts zu nutzen.
Falls ihr eure Erinnerungen an „R.I.P.D.“ auffrischen wollt, oder neugierig geworden seid, wie schlimm dieser Film schon sein kann: Lasst es bleiben, er ist die Zeit nicht wert, die ihr mit ihm verbringen würdet. Doch solltet ihr unbelehrbar sein: „R.I.P.D.“ ist heute Abend, am 17. August 2023, ab 20.15 Uhr bei VOX zu sehen. Alternativ findet ihr den Film bei Prime Video:
"R.I.P.D.": "Men In Black" trifft auf "Ghostbusters", nur ohne den Witz
Polizist Nick Walker (Ryan Reynolds) kommt bei einem Einsatz ums Leben – doch der Tod ist für ihn nur der Anfang eines großen Abenteuers: Er wird ins Rest in Peace Department berufen. Die kurz und knapp R.I.P.D. genannte Agentur betreut tote Ordnungshüter*innen mit der Aufgabe, Geister zu fangen, die im Reich der Lebenden zur Gefahr werden. Kaum jemand kann sogenannte Deados besser schnappen als der grantige, alte Haudegen Roy Pulsipher (Jeff Bridges), der nun als Partner des scherzenden Jungspunds Nick agiert. Eine Geduldsprobe für beide Seiten dieses ungleichen Duos – aber eine gefährliche Mission schweißt sie zusammen...
Comics müssen nicht berühmt sein, um gleichermaßen gute wie erfolgreiche Filme zu inspirieren – das bewies schon die Blockbuster-Komödie „Men In Black“. Der Riesenerfolg startete nicht nur eine Filmreihe, die deutlich mehr Fans als ihre Vorlage hat, sondern hinterließ auch Fußstapfen, in die „R.I.P.D.“ zu treten versucht. Und zwar haarklein: Die Adaption eines eher obskuren Titels des Verlags Dark Horse Comics lässt sich erschreckend akkurat als „'Men In Black' mit Geistern statt Aliens“ zusammenfassen.
Dass ein junger, vorlauter Ordnungshüter an der Seite eines knurrenden älteren Kollegen durch eine Großstadt stapft und eine außerweltliche Bedrohung eindämmt, bringt „R.I.P.D.“ zwar keine Originalitätspunkte ein. Allerdings ist die fehlende Kreativität nicht das Hauptproblem der Arbeit des deutschen Regie-Exports Robert Schwentke – wäre diese Comicadaption beschwingt und spaßig, würde man es wohlwollend hinnehmen, dass hier quasi die Men In Black den Ghostbusters Konkurrenz machen wollen.
Stattdessen ist der mit einer Handvoll gerade so annehmbaren und vielen halbgaren Effekten vollgestopfte Möchtegernblockbuster trotz einer knappen Laufzeit von 96 Minuten ungeheuerlich dröge: Die erzählerisch groß aufgebauschte, dramatische Schlusspointe des Films lässt sich Meilen gegen den Wind erschnüffeln. Und die Wartezeit zwischen erster unsubtiler Vorbereitung und der eben-doch-nicht-erschreckenden Finalenthüllung muss das Publikum mit zähen Comedy-Rohrkrepierern verbringen.
Dass ein routiniert-mürrischer Bridges und ein hilflos zappelnder Reynolds in ihren Rollen für Menschen im Diesseits wie James Hong und Marisa Miller aussehen, ist da schon die traurige Krönung des Humors. Und diese Pointe wird so lange überstrapaziert, bis auch sie sich dazu qualifiziert, im R.I.P.D. zu agieren.
Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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