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    Neuer Shitstorm gegen Disneys "Schneewittchen"-Remake und Hauptdarstellerin Rachel Zegler: Das steckt dahinter
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Eine Neuverfilmung von „Schneewittchen“ soll 2024 in die Kinos kommen, doch diese steht weiter im Kreuzfeuer der Kritik. Nun schießen Teile des Internets mal wieder gegen Hauptdarstellerin Rachel Zegler.

    Disney und seine verbundenden Unternehmen

    Einmal mehr machen einige Menschen im Netz deutlich, dass Rachel Zegler „nicht ihr Schneewittchen“ sei, fordern Disney auf, sie (aus dem bereits abgedrehten) Realfilm-Remake des Animationsklassikers zu schmeißen und die Passagen mit einer anderen Schauspielerin neu zu drehen. Bereits in der Vergangenheit gab es solche Bestrebungen – doch dieses Mal ist etwas neu (oder sollten wir lieber sagen „alt“?). Doch der Reihe nach...

    In der Vergangenheit konzentrierten sich Shitstorms vor allem auf das Aussehen der unter anderem aus „West Side Story“ bekannten US-Schauspielerin. Mit ihren kolumbianischen Wurzeln habe sie „nicht die schneeweiße Haut“, der die legendäre Disney-Figur ihren Namen verdankt. Daher sei sie nicht für die Hauptrolle in „Schneewittchen“ geeignet. Doch weil ein solcher Ansatz wenig erfolgreich ist, schießt man sich nun auf Aussagen Zeglers ein. So wird ihr unter anderem vorgeworfen, die Vorlage zu verabscheuen und daher ungeeignet zu sein.

    Von neuen Aussagen im Hollywood-Streik ...

    Angefangen hat der neue Shitstorm wohl mit einem Video-Clip. Zegler nahm am aktuellen Streik der Hollywood-Schauspielerinnen und -Schauspieler teil, der sich auch immer wieder explizit gegen Disney richtet. In einem auf Social-Media-Plattformen kursierenden kurzen Ausschnitt aus einem längeren Video sagt die Schauspielerin:

    „Wenn ich 18 Stunden im Dress einer ikonischen Disney-Prinzessin dastehe, dann verdiene ich auch, für jede Stunde, die das online gestreamt wird, bezahlt zu werden!“

    Im Wesentlichen geht es hier um eine der zentralen Kernforderungen der Gewerkschaft der Hollywood-Schauspieler*innen im aktuellen Streik: eine gerechte Bezahlung für die Streaming-Auswertung der Filme und Serien. In Realität bewegt sich diese aktuell oft nahe an Null – wie zuletzt mehrere Hollywood-Kreative eindrucksvoll untermauerten, indem sie ihre sogenannten Residual-Schecks mit Beträgen wie sieben Cent (!) teilten.

    Zegler illustriert die Problematik einfach an dem für sie naheliegenden Beispiel – ihrem jüngsten Projekt. Doch es fand sich schnell sehr viel Abneigung gegen ihre Kommentare im Netz. Es wurde kritisiert, dass sie ja sicher für „Schneewittchen“ sehr fürstlich bezahlt werde und damit gar kein Recht habe, sich zu beschweren.

    Sie solle vielmehr froh sein, dass sie diesen Traum vieler junger Frauen und Mädchen leben dürfe, den ganzen Tag im Prinzessinnenkleid zu verbringen und dafür noch Geld zu kassieren. Disney wurde gefragt, wie man es zulassen könne, dass die „eigene“ Schauspielerin so negativ über den Konzern rede.

    Diese Vorwürfe verkennen aber, dass die in den beiden aktuellen Hollywood-Streiks im Vordergrund stehende faire Bezahlung für alle Schauspieler*innen und Drehbuchautor*innen nur erreicht werden kann, wenn gerade die prominenten Stars sich lautstark beteiligen. Natürlich verdienen zum Beispiel Bryan Cranston, Colin Farrell, Jason Sudeikis, Mandy Moore, Anna Kendrick oder Adam Sandler und Ben Stiller genug Geld.

    Doch nur weil sie regelmäßig vor den Zentralen von Disney, Netflix, Warner, Sony und Co. lautstark auf die Straße gehen und für eine gerechte Bezahlung kämpfen, gibt es überhaupt eine Chance, dass am Ende auch die vielen weniger bekannten Schauspieler*innen und Drehbuchautor*innen an Streamingerfolgen mit mehr als ein paar Cents beteiligt werden.

    Das ist auch den Hollywood-Studios bewusst – und sie werden deswegen niemanden feuern oder nicht mehr beschäftigen, weil er oder sie gegen sie demonstriert hat. So war schnell klar, dass man sich im Netz reichlich über Zeglers Kommentare aufregen kann – aber Disney ganz sicher nicht die „Schneewittchen“-Hauptdarstellerin feuern wird, weil sie als Beispiel für Forderungen einfach ihr aktuelles Projekt genannt hat.

    … zu alten Aussagen von 2022

    Also gab es schnell einen neuen Anlauf. Plötzlich kursierten Ausschnitte aus drei weiteren Interviews, die Zegler größtenteils gemeinsam mit Co-Star Gal Gadot absolvierte. All diese Videos stammen aus dem Jahr 2022 und wurden damals eigentlich schon groß verbreitet. Man versucht diese aber nun erneut relevant zu machen, weil sie vermeintlich einfache und vor allem inhaltliche Angriffsflächen bieten, bei denen Disney doch nun reagieren müsse.

    Gegenüber Entertainment Weekly erklärt Zegler damals unter anderem, dass sie kein Fan des Originals sei. Bei Variety verweist sie darauf, dass das Original von 1937 sei und man heute Dinge anders mache: Die neue Schneewittchen werde nicht mehr vom Prinzen gerettet und träume nicht mehr von wahrer Liebe, sondern davon eine Anführerin in den Fußstapfen ihres toten Vaters zu werden. Gegenüber ExtraTV erklärte sie, dass es schon ziemlich „weird“ sei, dass das Original sich so sehr auf eine Liebesgeschichte zwischen Schneewittchen und einem Typen, der sie im wahrsten Sinne des Wortes „stalke“, konzentriert.

    Gerade auf TikTok kursieren zahlreiche Videos, die Zeglers Aussagen auseinandernehmen und erklären, dass sie ja so offensichtlich „Schneewittchen“ verabscheue, womit sie doch ungeeignet sei, die Rolle zu spielen.

    Disney wird Zegler nicht feuern – denn der Konzern selbst will das "moderne Remake"!

    Der Shitstorm läuft aber eigentlich ins Leere, weil Zeglers Aussagen (teilweise sehr bewusst) verkannt werden. Dass sie kein Fan des Originals ist, erklärt sie zum Beispiel damit, dass der Film und ein Fahrgeschäft in Disney World sie als kleines Kind so verschreckt haben, dass sie sich danach nie mehr getraut hat, den Zeichentrickfilm anzuschauen. Aus Zeglers Worten spricht also an dieser Stelle noch gar keine Abneigung gegen den Film selbst – sondern wenn schon eher ein Lob für dessen furchteinflößende Wirkung.

    Wer sonst der Meinung ist, dass Disney Zegler wegen dieser Kommentare von 2022 nun feuern sollte, übersieht, dass die Schauspielerin eigentlich sehr genau beschreibt, welchen Film das Maushaus hier mit dem Remake machen will: nämlich eine moderne Version, die Schneewittchen anders darstellt.

    Es gibt auch kritische TikToks mit sehr zutreffenden Aussagen. Ein besonders populäres Video führt völlig richtig aus, dass es Frauen gibt, die einfach nur wahre Liebe finden wollen und vielleicht überhaupt nicht danach streben, „eine Anführerin zu sein“. Doch das Problem ist, dass Zegler dies gar nicht in ihren Videos bestreitet. Es ist halt nur nicht der Film, den Disney machen will.

    "Schneewittchen" ganz sicher mit Rachel Zegler: Wohl 2024 im Kino!

    Man kann es doof finden, dass Disney die Neuverfilmung von „Schneewittchen“ modernisiert und sogar auf die 1937 noch im Titel vertretenen „sieben Zwerge“ verzichtet. Darüber kann man sich auch jetzt schon auslassen – doch es ist absurd, diese Kritik als massiven (teilweise extrem beleidigenden) Shitstorm gegen Hauptdarstellerin Rachel Zegler zu richten und Disney mit Petitionen aufzufordern, sie zu entlassen. Schließlich ist es das Maushaus, welches die Neuverfilmung „aktualisieren“ will. Zegler, Gal Gadot und Regisseur Marc Webb setzen das nur um – auch wenn sie offensichtlich voll dahinter stehen.

    Ob die Neuverfilmung von „Schneewittchen“ mit diesem anderen Ansatz ein komplettes Desaster wird oder vielleicht zu begeistern weiß, erfahren wir ohnehin erst 2024. Nach derzeitiger Planung kommt „Schneewittchen“ am 21. März 2024 in die Kinos. Aufgrund der aktuellen Hollywood-Streiks und damit einhergehenden Planungsänderungen der Filmstudios kann sich dieser Termin aber noch ändern.

    Das Original ist gerade mal 13 Jahre alt: Das nächste Disney-Remake soll kommen – mit einem "Oppenheimer"-Star
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