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    "Einfach langweilig": Diesem Meisterwerk von Steven Spielberg kann Quentin Tarantino rein gar nichts abgewinnen!
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Fast alle mögen „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ – nur Quentin Tarantino kann so gar nichts mit dem dritten Indy-Film anfangen und vergleicht ihn sogar mit einer gefloppten Sylvester-Stallone-Komödie...

    Als ich anlässlich des nahenden Kinostarts von „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ die vorherigen vier Teile nach vielen, vielen Jahren wiedergesehen habe, war ich überrascht, wie sehr sich mein Eindruck von den Filmen gewandelt hatte. „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ (1984), den ich früher „nervig“ fand, hat mich bei der Wiederbegegnung völlig begeistert. Der dritte Teil, den ich, wie die meisten Fans, aus der Erinnerung heraus für einen der besten hielt (und der von Filmstarts genau wie die beiden Vorgänger die Meisterwerk-Wertung von 5/5 Sternen erhielt!), ließ mich hingegen ernüchtert zurück: Wie fantasielos und gediegen Spielbergs Regie im Vergleich zur Achterbahnfahrt des zweiten Teils plötzlich wirkte! Wie sehr die ständigen Kabbeleien zwischen Indy und seinem Vater (Sean Connery) den wildwüchsigen Abenteuer-Pulp ausbremsten, für den das Franchise ansonsten steht!

    Erst mit dem vierten Film (dem allseits verhassten „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“) fand die Reihe zumindest teilweise zu ihren eigentlichen Stärken zurück, zumindest wenn es nach dem Autor dieser Zeilen geht – und nach Quentin Tarantino! „Ich mag ,Kristallschädel' mehr als den mit Sean Connery“, gab der „Pulp Fiction“-Regisseur 2022 in einer Episode des ReelBlend-Podcasts zu – und machte sich damit bei Indy-Fans nicht gerade beliebt...

    "Indiana Jones 3" wie "Stop! Oder meine Mami schießt!"?

    „Ich mag den Sean-Connery-Film nicht“, wiederholt Tarantino seine Meinung gegenüber den Hosts Sean O'Connell und Kevin McCarthy. „Ich mag ihn überhaupt nicht (…) Das ist so ein langweiliger Film. Er ist langweilig. Und er [Connery] ist keine interessante Figur. Der Witz wird sofort gemacht, es ist wie bei ,Stop! Oder meine Mami schießt!'“

    Der Vergleich mit dem legendären Sylvester-Stallone-Flop von 1992 ist schon ziemlich gemein: Wirklich kaum irgendjemand fand die Actionkomödie, in der es ein Macho-Cop (Stallone) mit seiner nervigen Mutter (Estelle Getty) zu tun bekommt, wirklich lustig – da scheint es auch Tarantino mit dem Konsens zu halten. Ihn auf eine Ebene mit „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ zu heben, der für viele als nahezu unantastbar gilt, ist aber eine Provokation, wie sie nur von dem so fabulierfreudigen und meinungsstarken Filmemacher kommen kann, der mit „The Movie Critic“ gerade seinen zehnten (und letzten) Film plant.

    Auf der amerikanischen Filmplattform Rotten Tomatoes ist Teil 3 hinter „Jäger des verlorenen Schatzes“ (1981), dem Auftakt der Reihe, der am zweitbesten bewertete Indiana-Jones-Film – 94 Prozent des Publikums hatten Freude mit dem Film. Mit nur 53 Prozent an positiven Meinungen bildet der vierte Teil das Schlusslicht – und das mit einigem Abstand zum späten fünften Teil, den immer noch 88 Prozent der Zuschauer*innen gelungen finden.

    Der laut Tarantino beste Indy-Film ist übrigens der zweite Teil. Laut dem „Kill Bill“-Regisseur handelt es sich bei „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ sogar um den besten Film von Steven Spielberg überhaupt – und nennt als zweiten Spielberg-Karrierehöhepunkt immerhin kein obskures Nebenwerk, sondern den insgesamt doch ziemlich beliebten Horrorfilm „Der weiße Hai“ (1975).

    Aus diesem "Indiana Jones"-Fan-Ärgernis wäre fast ein ganzer Film geworden!

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