In Hollywood geht seit Jahren die Geschichte um, dass sowohl die Wachowski-Schwestern wie auch Peter Jackson unbedingt Sean Connery für ihre heute legendären Filmreihen „Matrix“ und „Der Herr der Ringe“ haben wollten – als Morpheus bzw. Gandalf.
Doch der „James Bond“-Star lehnte ab. Er verstand die Drehbücher nicht, tat sie als Sci-Fi- bzw. Fantasy-Quatsch ab. Jener Connery, der einst im so durchgeknallten wie sehenswerten Kult-Spektakel „Zardoz“ mit so etwas sichtlich kein Problem hatte, hatte sich scheinbar verändert ...
… und sah in der Folge mit an, wie 1999 erst „Matrix“ und dann zwei Jahre später „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ zu gefeierten Mega-Hits wurden, welche die Filmwelt prägten. Laut der kursierenden Legende soll Connery deswegen seinen Agenten angewiesen haben, beim nächsten Drehbuch, welches er als Sci-Fi- oder Fantasy-Quatsch abtäte, ihm trotzdem die Rolle zu verschaffen.
Und so wurde „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ 2003 sein letzter Film.
„Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ läuft am heutigen 15. Juli um 22.05 Uhr auf VOX. Alternativ gibt es den Fantasyfilm auch bei Disney+ im Abo - und wer nach dieser Vorgeschichte nun denkt: Da schalte ich mal rein! Dem sagen wir: Lass es bleiben!
Das ist "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen"
Basierend auf der Comic-Vorlage von Alan Moore („Watchmen“, „From Hell“) entführt uns „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ in ein alternatives Europa des Jahres 1899, wo ein Weltkrieg droht. Der einst legendäre Abenteurer Allan Quatermain (Sean Connery) soll den globalen Konflikt verhindern und herausfinden, wer diesen orchestriert.
Dabei unterstützen ihn weitere berühmte Figuren: Dr. Jekyll (Jason Flemyng) mit seinem Monster-Alter-Ego Mr. Hyde, Kapitän Nemo (Naseeruddin Shah) mit seinem U-Boot Nautilus, der amerikanische Geheimagent Tom Sawyer (Shane West), der unsichtbare Dieb Rodney Skinner (Tony Curran), die Vampirin Mina Harker (Peta Wilson) und der fast unsterbliche Dorian Gray (Stuart Townsend).
„Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ hat eigentlich alle Zutaten für ein abgefahrenes, abgehobenes und verdammt unterhaltsames Kino-Abenteuer. Die Idee, eine bunte Truppe legendärer Literaturfiguren zusammenzuwürfeln, geht aber nur in den Comic-Vorlagen von Alan Moore auf. Die filmische Umsetzung ist ein Desaster.
Das Potenzial der Figuren wird kaum ausgeschöpft. Das in den Anfangsminuten so vielversprechende Dieselpunk-Setting ist schnell nur noch Staffage. Und statt in bester „Indiana Jones“-Manier aberwitzige Abenteuermomente aneinanderzureihen, verliert sich die Erzählung in so unnötigen wie langweiligen Erklärungen.
Eine Produktion als Fiasko
Die Figuren dürfen nie so freidrehen, wie sie es eigentlich sollten. Statt sie zu überzeichnen, versucht man sie zudem unnötig zu erden – und macht sie allesamt langweilig. Schuld daran trägt auch Superstar Sean Connery, der so einen fetten Zahltag verlangte (angeblich 17 Millionen Dollar), dass kein Budget für weitere Stars in den anderen Rollen mehr blieb, ein Teil des Nebencasts so sehr blass ausfällt.
Zudem rückt Connery viel zu sehr in den Vordergrund, die anderen Figuren bleiben deswegen erst recht farblos. Und Regisseur Stephen Norrington gelingt es nie, steuernd einzugreifen. Ganz im Gegenteil: Am Set hat er sich wohl dauernd mit Connery gefetzt, wie mehrere Beteiligte später enthüllten.
Der Star selbst rühmte sich später sogar offen damit, den Filmemacher in den Wahnsinn getrieben zu haben. Dass die Dreharbeiten zwischenzeitlich unterbrochen werden mussten, weil Hochwasser am Drehort in Tschechien mehrere Sets zerstörte, war nur die Krönung für eine Produktion, die ohnehin schon ein Desaster war.
Ein Film als Karriere-Beender - nicht nur für Sean Connery?
Heute ist „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ vor allem als letzter Film von Sean Connery und als unrühmlicher Abschluss seiner großen Karriere bekannt. Der Star behauptete später auch, dass die Arbeiten ein so großer Albtraum gewesen seien, dass er keine Lust auf weitere Filme, bei denen er sich – Zitat (!) – mit „Idioten“ am Set herumschlagen muss, mehr habe.
Viel unbekannter ist, dass „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ womöglich nicht nur für Connery das Karriere-Ende bedeutete. Regisseur Stephen Norrington („Blade“) erklärte anschließend auch, dass ihn die Erfahrung so traumatisiert habe, dass er nie wieder einen Film inszenieren werde. Er ruderte zwar später zurück und wurde über die Jahre immer wieder mit Projekten in Verbindung gebracht. Doch er hat bis heute, also 20 Jahre später, immer noch keinen einzigen weiteren Film inszeniert.
Angeblich arbeitet er aber seit Jahren an einem kleinen Projekt, das er hauptsächlich mit selbst gebauten Miniaturen umsetzen will – also ohne Stars und daraus resultierendes Streitpotenzial am Set. Vielleicht feiert er also noch mal ein Comeback...
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