Am 30. März 2023 startet das Fantasy-Abenteuer „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ in Deutschland. Passend zum Kinostart hatten wir die Gelegenheit mit Streamer-Legende Erik Range, der vielen besser bekannt als Gronkh sein dürfte, zu sprechen. Wie schon in „The Lego Batman Movie“ oder „Spider-Man: A New Universe“ durfte der LetsPlayer auch im Fantasy-Film einer Figur seine Stimme leihen.
FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler konnte mit dem Twitch-Streamer über die steigende Popularität von Pen & Paper, 80er-Jahre-Fantasyfilme und neue Blockbuster-Franchise-Ideen sprechen.
FILMSTARTS: Du sprichst eine sehr ungewöhnliche Figur in „Dungeons & Dragons“. Beschreibe diese mal.
Gronkh: Ich bin der Kanzler Norixius und ich bin ein Drachenmensch – wobei ich jetzt selbst nicht ganz so sicher bin, in welchem Verhältnis der Mann zu Drachen steht. Und ich stehe für Recht und Gesetz. Das heißt: Bei mir kommt der ganze Unrat von der Straße an. Ich muss dann darüber urteilen, wie viel Unrat da wirklich drin ist und muss dann quasi versuchen, den Leuten die Wahrheit zu entlocken und darüber zu urteilen.
FILMSTARTS: Wie lief bei dir der Prozess der Stimmfindung ab? Wie hast du dich auf deine Rolle vorbereitet?
Gronkh: Mein Problem ist, das ich diesen Prozess meist gar nicht machen darf. Denn aus irgendeinem absurden Grund wollen die Leute oft einfach die Gronkh-Stimme haben. Das finde ich okay, aber ich finde es auch schwierig. Denn die Gronkh-Stimme kennen die Leute ja sehr gut – zum Beispiel aus meinen Streams. Wenn du die dann in einem Film hörst, ist das plötzlich irgendwie ein Bruch.
Deswegen würde ich eigentlich wahnsinnig gerne auch mal mit der Stimme ein bisschen experimentieren oder ein bisschen rumprobieren. Wenn ich selbst spiele, dabei Texte vorlese oder Figuren vertone, dann mache ich das schon so, gebe denen eine andere Stimme. Bei Synchronrollen muss ich aber meist tatsächlich meine eigene Stimme nehmen. Hier in „Dungeons & Dragons“ ist das aber eine etwas tiefere Stimme, weil es halt so ein Drachentyp ist.
FILMSTARTS: Mich begeistert an „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“, dass es mal wieder im besten Sinne ein Fantasyfilm ist, wie sie in den 80ern gemacht wurden. Viele heutige Blockbuster sind sehr albern und voller Meta- Gags. Dieser hat auch Humor, der aber im Rahmen der erzählten Welt mit ihren ganz eigenen Regeln funktioniert. Warum ist ein solcher Film deiner Meinung nach so eine Ausnahme?
Gronkh: Meine Hoffnung ist, dass er das nicht bleibt und nun ein wirklich richtiges Kino-Universum folgt! „Dungeons & Dragons bietet so unglaublich viel. Das ist bereits eine riesige Welt. Es gibt zig Städte, zig Kreaturen, eigentlich auch schon zahlreiche Storystränge. Du kannst halt unglaublich viel damit machen.
Das größte Problem von vielen heutigen Verfilmungen – ob von Spielen oder Büchern – ist der Versuch, ein generelles Publikum anzusprechen. Du willst nicht nur die Fans der Marke, des Genres, des Settings erreichen, sondern es für alle öffnen. Dadurch wird aber alles auf einen allgemeinen Geschmack runtergebrochen. Dann ist das Ergebnis einfach nur noch ein allgemeiner Film mit allgemeinem Setting und allgemeinem Humor. Das ist halt superschnell langweilig.
Wie du es gerade gesagt hast, willst du ja eigentlich eine Welt mit eigenen Regeln, die ihre eigenen Ecken und Kanten hat. Und da gibt es aktuell nur wenige Ausnahmen wie zum Beispiel gerade die „The Last Of Us“- Serienadaption, wo dann aber auch der Schöpfer Neil Druckmann selbst beteiligt war und sichergestellt hat, dass es nicht verwaschen wird.
FILMSTARTS: Wo du schon „The Last Of Us“ ansprichst, was sind für dich neue oder vielleicht auch alte, aber wie nun „Dungeons & Dragons“ trotzdem im Kino noch frische Marken, die du gerne mal umgesetzt sehen würdest?
Gronkh: Meine spontane Antwort ist „Monkey Island“ – aber man muss natürlich sagen, dass die „Pirates Of The Carribbean“-Filme das eigentlich schon gut getroffen haben. „Pirates“ und „Monkey Island“ haben sich da ja auch gegenseitig inspiriert. Was ich gerne mehr sehen würde, aber das ist auch meinem sehr spezifischen Geschmack geschuldet: Es gibt so viele wahnsinnig gute Horrorspiele, bei denen ich mir vorstellen kann, dass diese auch gut als Film funktionieren – aber nicht mit lauter klamaukigen Jump-Scares, sondern so eine richtig gute Psycho-Horror-Story.
FILMSTARTS: „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ kommt nun in einer Zeit, in der „Pen & Paper“-Rollenspiele wie die Vorlage wieder richtig populär sind. Deine Reihe „H.O.R.D.E.“ ist erfolgreich, in den USA zieht ein Format wie „Critical Role“ ein riesiges Publikum an. Woher kommt deiner Meinung nach dieser neue Boom?
Gronkh: Die Keller-Kinder von damals, die „Pen & Paper“ im Keller, aber auch viele Sachen am PC, an der Konsole gespielt haben und heute nun alle erwachsen sind, bei der Bank oder im Supermarkt arbeiten, haben das Kindliche von damals und die Begeisterung für diese Dinge noch beibehalten und wieder angefangen. Deswegen sind auch Brettspiele so populär – und im Endeffekt ist „Pen & Paper“ wie ein Brettspiel nur länger und mit Geschichten, die du selbst schreibst.
Ich glaube, deswegen ist auch Popkultur heute so viel größer – nicht nur Spiele, auch alle Medien, auch bestimmte Zeitschriften oder Fantasyfilme oder der ganze Superheldenkomplex – das war so ein Nerd-Thema, ist aber alles heute viel gesellschaftsfähiger und ich freue mich jeden Tag darüber.
FILMSTARTS: Was macht für dich persönlich die Faszination von „Pen & Paper“-Rollenspielen wie „Dungeons & Dragons“ aus?
Gronkh: Ehrlicherweise muss ich voranschicken, dass ich lange Zeit mit „Pen & Paper“ gar nicht so viel Berührungspunkte hatte. Das kam so richtig erst durch „H.O.R.D.E.“ und da hatte ich sogar ein bisschen Schwierigkeiten, mich rein zu finden, während die anderen bereits erfahrener war. Ich bin da quasi noch grün hinter den Ohren. Es ist unfassbar, was sich da teilweise für eine Eigendynamik entwickelt und wie unterschiedlich man das spielen kann. Du kannst das ja auch richtig mit einem sehr ernsten Setting spielen, du kannst völlig albern spielen, du kannst nur ein kurzes Einzelspiel machen – das bleibt jedem selbst überlassen.
Was ich wirklich toll finde: Du hast diese Geschichten, die zwar bereits da sind, welche du aber komplett selbst erzählen kannst. Es ist dir überlassen, wie du diesen Lösungsweg findest – vielleicht auch so, wie es eigentlich gar nicht gedacht war. Da wird dann mitten im Spiel irgendwas erfunden, wie man es vielleicht anderes lösen könnte oder irgendwelche Figuren machen sich selbstständig und finden plötzlich Gegenstände, die man später noch für Sachen brauchen kann, die so überhaupt nicht geplant waren. Du kannst Gegner haben, die du eigentlich umbringen sollst, dann aber zähmst.
Du hast einfach nicht diese feste Struktur wie beim Film oder auch bei den meisten Spielen, wo du vielleicht mal eine Auswahlmöglichkeit hast, was dann aber wenig Auswirkungen hat. Bei „Pen & Paper“ ist alles super flexibel. Das ist die Faszination, weil du nie weißt, was dich erwartet.
FILMSTARTS: Du hast vor „Dungeons & Dragons“ auch schon Rollen bei Marvel und DC gesprochen. Gibt es nun noch ein Franchise, bei dem du gerne mal mitmischen würdest?
Gronkh: Es gibt natürlich „Star Trek“. Es wäre cool, dort mal irgendeine Nebenrolle zu sprechen – allgemein gilt das für all diese Sachen, die ich aus der Kindheit kenne. Was ich aber vor alle machen will, sind Rollen, bei denen ich meine Stimme verstellen darf. Beim Joker klang ich für meinen Geschmack zum Beispiel auch viel zu sehr nach Gronkh. Ich würde mich gerne verstellen und mehr mit meiner Stimme arbeiten dürfen – gerade bei spaßigen Animationsfilmen oder so kann ich mir das gut vorstellen. Da bin ich dann auch nicht wählerisch.
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