Am vergangenen Wochenende hat „Avatar 2: The Way Of Water“ das erfolgreichste dritte Wochenende aller Zeiten an den deutschen Kinokassen hingelegt – und das, obwohl am Samstag Silvester war und an Silvester traditionell fast niemand ins Kino geht…
Der pure Wahnsinn – und nur zwei Tage später hat „Avatar 2: The Way Of Water“ dann auch noch die magische Marke von fünf Millionen Besucher*innen in den deutschen Kinos gebrochen. An dem ungebrochenen Erfolg des Sci-Fi-Blockbusters von Hit-Garant James Cameron werden auch die Neustarts der Woche nichts ändern können.
Dennoch gibt es gerade diese Woche reichlich tolle neue Filme, die wir euch ans Herz legen wollen – gerade wenn ihr „Avatar 2“ eh schon drei Mal oder öfter gesehen habt:
Jason Statham macht mächtig Laune
Der extrem fähige, aber auch extrem teure britische Geheimagent Orson Fortune (Jason Statham) kommt immer dann zum Einsatz, wenn die britische Regierung gar keinen anderen Ausweg mehr weiß. Diesmal sollen Fortune uns sein Team sich bei dem Waffenhändler Greg Simmonds (Hugh Grant) einschleichen. Das ist zwar gar nicht so leicht, aber zum Glück hat Simmonds eine große Schwäche: Er ist ein Riesenfan des Hollywoodstars Danny Franscesco (Josh Hartnett), den Fortune kurzerhand erpresst, bei seiner Mission mitzuspielen…
Mit der Spionage-Räuberpistole „Operation Fortune“ liefert Guy Ritchie echtes Oldschool-Actionkino – mit viel Humor und einem Jason Statham, der genau den trockenen Charme mitbringt, den seine Fans von ihm sehen wollen. Der MVP bleibt aber trotzdem Hugh Grant als schmieriger Schwarzmarkthändler, der mit seinem Reichtum klotzt statt kleckert.
Wir haben „Operation Fortune“ 3,5 von 5 Sternen und das folgende Fazit verpasst:
„Vor ein paar Jahren hätte man noch gesagt, dass ‚Operation Fortune‘ zwar gelungene Kinounterhaltung, aber darüber hinaus nichts Besonderes ist. Nur sind genau solche Filme eben inzwischen doch etwas Besonderes, ja fast schon vom Aussterben bedroht – und das wäre doch sehr schade, wenn man sieht, wie viel Spaß der Cast selbst hat und seinem Publikum damit im selben Moment bereitet. Im besten Sinne Old School eben.“
Schwarzhumoriger Oscar-Favorit
Nachdem schon sein schwarzhumoriges Meisterwerk „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ mit zwei Oscars bedacht wurde, dürfte auch der neue Film von Regisseur und Autor Martin McDonagh bei der anstehenden Verleihung eine gewichtige Rolle spielen. In „The Banshees Of Inisherin“ spielt Colin Farrell, der aktuell als absoluter Topfavorit auf den Oscar als Bester Hauptdarsteller gilt, den einfältigen, aber gutherzigen Pádraic Súilleabháin, der damit klarkommen muss, dass sein bester Freund Colm Doherty (Brendan Gleeson) von einem Tag auf den anderen plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben will.
Pádraic hält das wie die anderen Bewohner*innen des Dorfes zunächst natürlich für einen Scherz. Aber dann droht Colm damit, sich jedes Mal einen Finger abzuschneiden, wenn Pádraic ihn auch nur anspricht… Wir haben „der stoisch-schwarzhumorigen Komödie, wie sie so wohl wirklich nur die Iren zustande bringen können“ starke 4 von 5 Sternen gegeben.
Durch die Nacht mit einem Meisterwerk
In drei ebenso sanft-zärtlichen wie emotional-mitreißenden Etappen erzählt „Die Passagiere der Nacht“ eine Geschichte aus dem Paris der 1980er Jahre: Élisabeth (Charlotte Gainsbourg), alleinerziehende Mutter zweier Kinde, ist nach einer Brustkrebserkrankung frisch getrennt – und startet einen neuen Job als Telefonistin für die nächtliche Radiosendung von Vanda Dorval (Emmanuelle Béart), die sich vor allem an all die Schlaflosen dort draußen richtet. Zugleich lernt Élisabeth die obdachlose Ausreißerin Talulah (Noée Abita) kennen, die sie kurzentschlossen mit nach Hause nimmt und in einer leerstehenden Kammer wohnen lässt…
Bislang war Regisseur Mikhaël Hers zwar höchstens eingefleischten Cinephilen ein Begriff. An diesem Nischendasein ändert „Die Passagiere der Nacht“ aber nun hoffentlich etwas. Als ein Erbe des großen Meisterregisseurs Éric Rohmer erzählt er hier schließlich auf so ergreifende wie elegante Weise vom ganzen Spektrum der menschlichen Gefühle – und über allem steht die unerschütterliche Überzeugung, dass nichts je wirklich hoffnungslos ist. Dafür gibt es von uns saustarke 4,5 von 5 möglichen Sternen.
Experimentell, aber dafür auf die Sekunde pünktlich
Ja, „Unruh“ ist schon eher was für Arthouse-Fortgeschrittene – aber uns hat der neue Film von Cyril Schäublin jedenfalls richtig gut gefallen: „Unruh“ spielt im Jahr 1877 in einem Schweizer Dorf, das vor allem von seiner Produktion filigraner Uhrwerke lebt. Hier wird von den Arbeitenden eine anarchistische Gewerkschaft gegründet, um der Macht der reichen Fabrikbesitzer und der korrupten Politiker etwas entgegensetzen zu können…
Die hergestellten Uhren scheinen hier die ganze Filmwelt zu dominieren – überall herrschen mathematische Formeln und Messergebnisse. Jede Interaktion wird zur Transaktion – und wer vier Prozent hinter den Erwartungen zurückliegt, kann deshalb auch schon mal seinen Job verlieren. Das Ergebnis ist ein „schillerndes, kluges Gesellschaftsporträt zwischen Spott und Empathie, Sanftmut und Zorn, Liebe und Revolution“, das von uns in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik starke 4 von 5 Sternen erhalten hat.