cience Fiction ist ein Genre mit vielen Gesichtern: Mal reines Spektakel, mal philosophische Meditation, mal desillusionierter Abgesang auf den Fortschrittsglauben. Dabei ist inzwischen ein wenig vergessen worden, dass die Vorstellung von der Eroberung des Weltraums lange Zeit auch mit Entdeckerlust verbunden wurde, mit der Erforschung neuer Grenzen. Diese Art der Science Fiction ähnelt stark einem anderen Genre, das oft an den Grenzen der Zivilisation angesiedelt ist: Dem Western. Insofern lag es nah, dass Regisseur Peter Hyams in dem 1981 entstandenen "Outland" einen klassischen Westernplot auf eine schäbige Raumstation am Rande des bewohnten Sonnensystems verlegte. In Sean Connery hat er dabei einen fähigen Hauptdarsteller, der die Rolle des unbestechlichen Sheriffs, der nicht zufällig an Gary Cooper erinnert, überzeugend ausfüllt.
In einer Minenkolonie auf dem unwirtlichen Jupitermond Io erleidet ein Arbeiter während seiner Schicht einen psychotischen Anfall und begeht unvermittelt Selbstmord. Für den neuen Marshall William O´Niel (Sean Connery) scheint der Fall zunächst Routine zu sein. Viel mehr beschäftigt ihn seine Frau (Kika Markham), die ihn mit dem gemeinsamen Sohn verlassen hat, um zur Erde zurückzukehren. Erst als immer mehr Arbeiter durchdrehen und gewalttätig werden, schöpft O'Niel Verdacht. Nach und nach kommt er einem Drogenhändlerring auf die Spur, in den nicht nur sein Deputy Montone (James Sikking) verwickelt ist, sondern auch die Chef-Etage der Minengesellschaft. Denn das Teufelszeug lässt die Männer tagelang ohne Pause arbeiten, bis irgendwann ihr Gehirn durchbrennt. Als O`Niel den Minenchef Sheppard (Peter Boyle) mit seinem Wissen konfrontiert und eine ganze Lieferung der Droge vernichtet, setzt Sheppard zwei Auftragskiller auf ihn an: O`Niel hat sechzig Stunden, bis das Shuttle mit seinen Gegnern eintrifft – die einzige, die bereit ist ihm zu helfen, ist die Stationsärztin Dr. Lazarus (Frances Sternhagen).
Peter Hyams macht keinen Hehl daraus, vor welchem Western-Klassiker er sich mit "Outland" verbeugt: Es ist "12 Uhr Mittags", in dem sich Gary Cooper von allen Verbündeten verlassen allein den Bösewichten stellen musste. Den Film deshalb als "High Noon in Space" zu bezeichnen, würde ihm allerdings unrecht tun, denn dazu wird er erst im letzten Akt, in dem eine allgegenwärtige Digitalanzeige den Countdown bis zur Ankunft des Shuttles herunter zählt und damit an die Turmuhr aus dem Klassiker erinnert. Doch auch in der ersten Hälfte, in der die Handlung eher den Thriller-Regeln folgt, ist die Atmosphäre und das Personal der Station fern der Zivilisation deutlich an den Western angelehnt: Das Leben ist mühsam, die Sitten rau, die Autorität liegt in den Händen korrupter Bürgermeister, die nicht mehr sind als Marionetten von Verbrecherbanden.
Optisch lehnt sich "Outland" am Ende der 70er Jahre aufgekommenen Look moderner Science Fiction an. Besonders der Einfluss des zwei Jahre zuvor gedrehten "Alien" ist unverkennbar: Nüchterne Ausstattung, betont funktionell und möglichst realistisch, alles trägt deutliche Gebrauchsspuren und wirkt schäbig. Einige der Bühnenbilder sind eindrucksvoll, etwa das Schlafquartier der Arbeiter, das aus aufeinander gestapelten Gitterkojen besteht und die klaustrophobische, stressreiche Lebenssituation der Stationsbewohner anschaulich vermittelt. Insgesamt jedoch fällt "Outland" in dieser Hinsicht hinter den Vorbildern zurück, die einen Tick mehr Sorgfalt auf die Gestaltung legten.
Im Mittelpunkt des Films steht ohnehin Sean Connery, der auch schauspielerisch die meisten seiner Kollegen überragt. Besonders vielschichtig angelegt ist seine Rolle zwar nicht, als verbissener Einzelgänger ist der Ex-James Bond aber ideal besetzt. Neben ihm bleibt vor allem Frances Sternhagen als schnoddrige Ärztin im Gedächtnis, die einen erfrischenden Zynismus an den Tag legt, am Ende aber doch das Herz am rechten Fleck trägt.
Fazit: "Outland" ist ein schnörkellos inszenierter Thriller, der vereinzelte Längen mit packenden Sequenzen aufwiegt. Von Peter Hyams routiniert und schnörkellos inszeniert ist der größte Vorwurf an "Outland", die Legende in die Welt gesetzt zu haben, dass Menschen im Vakuum wegen des Druckunterschieds explodieren würden.