Der Film zeigt nichts wirklich neues. Die Beweggründe, weshalb sich der Sänger umbringt sind diejenigen, weshalb sich hunderte anderer Menschen selbst suizidieren. Verzweiflung, Übertreibung, keine Frustrationstoleranz, kein Durchhaltevermögen etc. pp.
Man könnte fast meinen, das dieser "sensible Künstler" nicht den Arsch in der Hose gehabt hat, um sich endlich für ein Leben und eine Frau zu entscheiden. Unweigerlich fragt sich der Zuschauer: Liebt Ian nun tatsächlich zwei Frauen? Das könnte ja auch sein und es ist sicherlich schwer damit umzugehen, aber es gibt gewiss Lösungen für dieses Problem. Und zur Not muss man sich eben entscheiden, seinen Mann stehen und aufrecht und aufrichtig mit dieser Entscheidung leben. Das sind ganz schlicht und ergreifend psychologische Entwicklungsaufgaben, an denen Ian scheitert. Karriere und Familie sind nun einmal nicht gut miteinander vereinbar und unter einen Hut zu bringen, was jedermann schon mit 20 Jahren weiss heutzutage.
Erstaunlich ist, das Ian wirklich gar keine Beziehung zu seinem Kind hat. Nicht nur, das er sich nicht um es kümmert, nein, er gibt auch noch die Verantwortung ab, indem er die Löffel abgibt - und dabei stand er nicht mal unter Drogen! Wie kann man da nur so irrational entscheiden?
Für jemanden, der schon Lebenserfahrung hat wirkt der Film etwas übertrieben gekünstelt und aufgesetzt. Es mag sein, das es angeblich "introvertierte" Typen (Er war nicht introvertiert, sonst hätte er sich wohl kaum so mutig auf die Bühne und in die Öffentlichkeit gewagt!) gibt, die man aber auch schlicht und ergreifend als Weicheier abstempeln kann.
Einige Hinweise findet der Zuschauer auch noch im Film, weshalb es der geplagten Seele Ian so schlecht geht und er an Depressionen leidet, obwohl er ein Star ist und gute Freunde in der Band haben könnte oder hatte, was im Film nicht so heraus gestellt wird: Zum einen ist da die gestörte und kaputte Beziehung zu seinen Eltern, sein Vater redet kein Wort mit ihm, als er sie nach jahrelanger Abstinenz mal wieder besuchen kommt.
An einem Mangel an Anerkennung ist Ian jedenfalls nicht gestorben, die hat er ja gehabt, das was wonach sich tausende und millionen Menschen dort draußen in der Welt sehnen, das wonach wir alle streben und wofür wir diese ganze menschliche Komödie als Spektakel auf der sozialen Bühne der Welt inszenieren.
Woran litt er also noch?
Der dritte Faktor, neben dem ersten, das er zwei Frauen liebt und dem zweiten, das er ein vollkommen gestörtes Verhältnis zu seiner Kernfamilie hat ist der, das er unter Epilepsie leidet. Dieses Krankheitsbild ist mysteriös und es ist sicherlich sehr schwer nachvollziehbar für jemanden, der nicht darunter leidet, wie sich der Leidende fühlt und was er durchlebt.
Ein vierter Grund könnte der chronische Geldmangel gewesen sein, ständig scheint er blank zu sein. Ein fünfter Grund wäre, das er niemanden richtig zum reden hatte und ein sechster, das er eben das Gefühl der Kontrollosigkeit über sein Leben hatte. Dennoch beweist sein früher Selbstmord mit 23 Jahren, das er weder Durchhaltevermögen, noch Frustrationstoleranz gelernt hat. Dieses schmerzhafte Erwachsenwerden, das müssen wir nunmal alle durchmachen und die Probleme die Ian im Film hat, haben tausende und millionen andere ebenso. Aber die kämpfen und bringen sich nicht um die Ecke, die halten durch und es zahlt sich auch meistens für sie aus. Also kann man es so sehen, das Ian eigentlich ein Versager ist, der dieses Musikerleben selbst gewählt hat und an sich selbst zu Grunde gegangen ist. Da gibt es kaum Schuld, die anderen in die Schuhe zu schieben wäre. Auch die Handlungen seiner Frau Debbie sind vollkommen nachvollziehbar und legitim. Sie macht sich bestimmt Vorwürfe, an seinem Tod Schuld zu sein, was aber laut des Filmes wirklich nicht der Fall sein kann. Ian hat den Kampf gegen und mit sich selbst verloren, den Kampf, den wir alle zu kämpfen haben...