Mein Konto
    City Wolf - A Better Tomorrow
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    City Wolf - A Better Tomorrow
    Von René Malgo

    Nach einigen Auftragsarbeiten wird John Woo vom Produzenten Tsui Hark entdeckt und von ihm für ein eigenes Filmprojekt gefördert. Es entsteht der vielfach gefeierte Hongkong-Klassiker „A Better Tomorrow“, Begründer des sogenannten Heroic Bloodshed.

    Sung Tse Ho (Ti Lung) ist einer der ganz Großen in Hongkongs illegalem Geldfälschergeschäft. Doch er will aussteigen. Aus Liebe zu seinem kranken Vater (Feng Tien) und dem jüngeren Bruder Kit (Leslie Cheung), welcher eine Polizeilaufbahn anstrebt. Ein letzter Auftrag soll Ho noch erledigen. Dabei an seiner Seite: sein Protege Shing (Waise Lee). Doch Ho gerät in einen Hinterhalt und sein Vater wird kurz darauf ermordet. Shing kann entkommen, während Ho hinter Gittern kommt. Daraufhin steigt Shing zum gefürchteten Triadenboss auf. Hos enger Freund und Vertrauter Mark Gor (Chow Yun-Fat) nimmt Rache bei den Hintermännern dieser Tat, wird dadurch aber zum Krüppel und steigt zum niederen Diener in der Gangsterhierachie ab. Nach ein paar Jahren wird Ho aus dem Gefängnis entlassen. Während ihn Inspektor Wu (John Woo) mit Argusaugen beobachtet, wendet sich sein Bruder hasserfüllt und enttäuscht ab. Es steht mittlerweile fest, dass Shing hinter dem groß angelegten Hinterhalt stand. Dafür will der gedemütigte Mark Rache nehmen und bittet Ho um Hilfe. Doch Ho hält trotz widriger Umstände an seinem Plan fest, ein ehrliches Leben zu beginnen. Bis er und sein Bruder Kit vor immer größere Probleme gestellt werden…

    John Woos Leistung mit „A better Tomorrow“ verdient Respekt. In einer Zeit, als sich der Kung-Fu-Film größter Popularität erfreute und daneben höchstens noch Komödien bestehen konnten, warf Woo plötzlich einen scheinbar einfachen Gangsterfilm auf den Markt. Der Film schlug beim von rasanter Kung-Fu-Action verwöhnten asiatischen Publikum erfolgreich ein und schuf eine Stilrichtung, die vielfach kopiert werden sollte. Nicht nur in Hongkong, sondern auch in Hollywood. Das artistische Kugelballett konnte das sensationslustige Publikum überzeugen und hat bis heute nichts von seiner maßstabsetzenden, kraftvollen Faszination verloren.

    Die Story beginnt wenig sensationell. Nach den Maßgaben eines üblichen Gangster-Thrillers entwickelt sie sich im Laufe der Zeit aber zu einem äußerst starken Action-Drama. Hier greift John Woo zum ersten Mal seine Lieblingsthemen wie Freundschaft, Loyalität und Opferbereitschaft auf und wälzt sie mit viel Emotion pathosgerecht aus. Die großen Gefühle können mittels einer pointierten Charakterisierung und charismatischer Hauptdarsteller überzeugen. Als Mark Gor erlangt Chow Yun-Fat durch „A Better Tomorrow“ Berühmtheit, obgleich Ti Lung als aussteigewilliger Gangster Ho im Mittelpunkt der Handlung steht. Diese Rolle füllt er auch ädequat aus und bringt die innerliche Zerissenheit seines Charakters sehr glaubhaft rüber. Der melancholischen Coolness von Chow Yun-Fat kann er allerdings nicht das Wasser reichen. Trotzdem können sich beide als sehr gute Darsteller auszeichnen. Sie verleihen der Freundschaft zwischen ihren Figuren und den Charakteren selbst emotionale Tiefe.

    Die übrigen Darstellerleistungen schwanken. Überzeugend wirkt Waise Lee als schmieriger Gangsterboss Shing, während sich Leslie Cheung als Hos jüngerer Bruder Kit gelegentlich allzu aufgesetzt gibt. Gleiches gilt für seine Freundin Jackie (Emily Chu), die vom Drehbuch nicht gerade mit umwerfernder Intelligenz gesegnet worden ist und zuweilen nervig bis überflüssig erscheint. Der Vorwurf, dass John Woo in seinen Filmen die Frauenrollen vernachlässigt, kommt nicht von ungefähr. Der Rest des Ensembles kann überzeugen und wartet mit einigen Charakterköpfen in kleineren Rollen auf, die dem Zuschauer in Erinnerung bleiben können. Nett sind auch die kürzeren Auftritte John Woos als Polizeiinspektor, der in den wenigen Szenen, die er hat, gefällt.

    Trotzdem ist er unbestritten ein besserer Regisseur als Schauspieler. Zumindest, wenn sich ihm genug Freiraum bietet. Dann darf er sich gar zu den besten seines Fachs zählen. Inszenatorisch bewegt sich „A Better Tomorrow“ auf höchstem Niveau, was sich besonders in den perfekt choreographierten Actionszenen und Schießereien niederschlägt. Der legendäre Shootout im Restaurant, in der Chow Yun Fat bittere Rache nimmt oder das starke Finale haben Berühmtheit erlangt und stehen exemplarisch für diesen ausgezeichneten Actionfilm. Rasante Schnitte wechseln sich mit gut getimte Überblendungen ab. Die eingefrorenen Bilder führt John Woo bei „A Better Tomorrow“ ebenfalls erstmals ein und stellt unter Beweis, dass diese keiner so beherrscht, wie er selbst.

    Als stilbildendes, maßstabsetzendes Action-Drama ist „A Better Tomorrow“ in die jüngere Filmgeschichte eingegangen. Chow Yun Fats zugleich ungeheuer cooler und tragischer Auftritt in „A Better Tomorrow“ inspirierte viele. Grauer Trenchcoat, Zahnstocher im Mundwinkel und Sonnenbrille. Selbst Quentin Tarantino soll nachdem er den Film gesehen hat in diesem Outfit durch die Gegend stolziert sein. An Chows Coolness wird er aber sicherlich nicht rangekommen sein. Diese wird schon zu Beginn in einer legendären Szene eindrucksvoll demonstriert: Chow Yun Fat zündet sich mit einer brennenden Dollarnote seine Zigarette an. Die perfekte Mischung aus Coolness und brachialer Action macht aus „A Better Tomorrow“ einen Meilenstein seines Genres.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top