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    Talk to Me
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Talk to Me
    Von Daniela Leistikow

    Woodstock, Flowerpower und Minirock - die 60er Jahre sind eine faszinierend-bunte Dekade, mit der sich Hollywood in letzter Zeit nur allzu gern auseinandersetzt. Sei es Bobby, Across The Universe oder Dreamgirls – in schrillbunten Farben und mit ohrwurmverdächtigen Soundtracks wird das Jahrzehnt in Szene gesetzt. Eine gute Strategie, haben doch einige Zuschauer das Erzählte vielleicht sogar miterlebt, wenn auch wie im Falle von Kasi Lemmons Biografie-Komödie „Talk To Me“ eher vom Fernsehsessel aus.

    „Tell it like it is and keep it real“ – das ist das Motto des afroamerikanischen Ex-Sträflings Ralph Waldo „Petey“ Greene (Don Cheadle), der sich mit seinem losen Mundwerk und seiner Hartnäckigkeit fast über Nacht von der Gefängniszelle hinters Radio-DJ-Pult katapultiert. Noch im Zuchthaus schließt er Freundschaft mit dem Bruder eines Mithäftlings: Dewey Hughes (Chiwetel Ejiofor) arbeitet bei einem Washingtoner Radiosender und ist alles andere als erfreut, als Petey nach seiner Entlassung im Türrahmen von WOL-AM steht und einen Job fordert, den Dewey ihm nie angeboten hat. Mit der Unterstützung seiner verführerisch-vorlauten Freundin Vernell (Taraji P. Henson), quasselt sich Petey dennoch seinen Weg in die Ohren und Herzen der Höher. Durch seinen Witz und seine Ehrlichkeit wird er zu einer Radio-Ikone der Sechziger, verschafft der afroamerikanischen Community Gehör in der Zeit der Bürgerrechtsbewegung und spricht so unverblümt über „Power“ und „Race“, wie wenige vor ihm.

    Inspiriert von der Lebensgeschichte des echten Petey Greene erzählt „Talk To Me“ eine Geschichte von Freundschaft und Erfolg, die zu keinem Zeitpunkt langweilig ist. Petey und Dewey, die nicht viel gegensätzlicher sein könnten, müssen sich in bester Buddy-Movie-Manier erstmal zusammenraufen, bevor sie ein Dreamteam hinter dem Mikrophon bilden können. Diese erste Hälfte des Films ist mit spritzigen Dialogen und hitzigen Wortgefechten extrem unterhaltsam. Ein guter Tag jagt den anderen - das macht Spaß und sieht auch noch gut aus: Die knallbunten Kostüme im typischen Sechziger-Style sowie das immer beliebte Sixties-Design von Möbeln und Sets verstärken die Atmosphäre voller Spaß und guter Laune noch. Doch auf den kometenhaften Aufstieg folgt bald ein Konflikt zwischen Petey und Dewey. Dieser wird zwar glaubhaft entwickelt, was die Story betrifft, nimmt dem Film allerdings den Drive, der ihn bisher auszeichnete, wodurch „Talk To Me“ zum Ende hin etwas die Luft ausgeht.

    Don Cheadle (L.A. Crash, Boogie Nights) als Afro-tragende Quasselstrippe mit der Durchschlagskraft einer Kalaschnikow überzeugt wie gewohnt in jeder Szene. Chiwetel Ejiofors Performance, zuletzt in American Gangster positiv aufgefallen, ist solide und sympathisch und somit ein gutes Gegengewicht zu Cheadles aufgedrehter Figur. Auch die Nebenrollen sind gut besetzt: Neben Martin Sheen (The Departed: Unter Feinden, Bobby) als zugeknöpfter Programmchef, liefern Taraji P. Henson (Smokin´ Aces) in Anlehnung an „Foxy Cleopatra“ und Cedric the Entertainer (Be Cool) als DJ-Nighthawk gute Leistungen ab. Eine weitere Hauptrolle spielt die Musik: Der Sound der Sechziger aus Soul und R’n’B runden den guten Gesamteindruck ab.

    Ebenso passend und aussagekräftig wie die Songs sind die Radiotexte, zum Beispiel Peteys Signature-Spruch: „I'll tell it to the hot, I'll tell it to the cold. I'll tell it to the young, I'll tell it to the old. I don't want no laughin', I don't want no cryin', and most of all, no signifyin'. This is Petey Greene's Washington.“ Die Texte treffen sowohl in komödiantischen als auch in ernsthaften Momenten den richtigen Ton – und gehen auch mal dahin, wo es wehtut, wenn es der Gag erfordert. Trotzdem hält sich der Slapstick in angemessenem Rahmen. Teilweise gehen die witzigen Passsagen tiefer, als es der ein oder andere Spruch zunächst vermuten lässt. Wenn Dewey seine äußerst erfolgreiche Partnerschaft mit Petey zusammenfasst, indem er sagt: „You say the things I’m afraid to say and I do the things you’re afraid to do”, wird diese Aussage von Petey als Grußkartengequatsche abgetan: ein guter Lacher. Bei näherer Betrachtung ist Deweys sensible Charakterisierung dieser ungewöhnlichen Freundschaft jedoch in höchstem Maße treffend.

    Fazit: Gute Schauspieler und eine rasant-kömödiantische Inszenierung mit viel Dialogwitz, der auch in ernsten Phasen niemals lächerlich ist, machen „Talk To Me“ zu einem unterhaltsamen Film jenseits von staubtrockenen Geschichtsstunden und Zeigefinger-schwingenden Moralaposteln: ein Vergnügen für Radiofans und solche die es werden wollen...

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