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    Hot Shots! Die Mutter aller Filme
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Hot Shots! Die Mutter aller Filme
    Von Lars-Christian Daniels

    Wer hoch fliegt, kann verdammt tief fallen. Diese leidige Erfahrung musste nicht nur Pop-Prinzessin Britney Spears oder der Ex-Verteidigungsminister und Schummel-Baron Karl-Theodor zu Guttenberg machen, sondern auch schon so mancher Himmelsstürmer auf der Kinoleinwand. In der Filmbranche geht der Aufstieg von so manchem Überflieger bisweilen Hand in Hand mit einer kolossalen Bauchlandung. Jüngstes Beispiel ist „Two And A Half Men"-Star Charlie Sheen, der nach wüsten Beleidigungen des Produzenten Chuck Lorre und allerlei Sex- und Drogeneskapaden gefeuert wurde und schmerzhaft auf dem Boden der Tatsachen angekommen ist, wo er jedoch nicht schwieg, sondern Gott und die Welt weiterhin mit aufgekratzten Tiraden bedachte. Dabei war er einst ein Leinwandstar par excellence. Die wohl bekanntesten Filmrollen der umstrittenen Skandalnudel sind bis heute wohl seine Auftritte unter der Regie von Oliver Stone im Anikriegsfilm „Platoon" und dem Börsendrama „Wall Street". Auch als Komödiant hat Sheen, in der Rolle des debilen Bruchpiloten Topper Harley in Jim Abrahams' „Hot Shots! Die Mutter aller Film" in den frühen Neunzigern Kultstatus erreicht. „Hot Shots" ist zwar alles andere als ein komödiantischer Meilenstein, avancierte jedoch schnell zum international erfolgreichen Kassenschlager und genießt auch heute noch Kultstatus bei seinen zahlreichen Fans.

    Weil sein Vater bei einem Fliegerunfall ums Leben kam, entschließt sich der ehrgeizige Pilot Topper Harley (Charlie Sheen) schweren Herzens dazu, den Dienst bei der Army zu quittieren und sich einem Indianerstamm anzuschließen. Lieutenant James Block (Kevin Dunn) muss seine ganze Überredungskunst aufbieten, um den abtrünnigen Hobby-Motorradfahrer doch noch einmal davon zu überzeugen, sein einsames Dasein im Tipi aufzugeben und für die wichtige Operation „Schläfriges Wiesel" in seine Eliteeinheit zurückzuholen. Zwar lässt sich Harley schließlich zur Rückkehr bewegen, doch die Mission erweist sich als schwierig – nicht zuletzt, weil Blocks Truppe vorwiegend aus tollpatschigen Schwachköpfen besteht und der unfähige (und offenbar senile) Admiral Benson (Lloyd Bridges) immer wieder für reichlich Verwirrung sorgt. So ruhen die Hoffnungen auf Draufgänger Harley, der sich auch von einer leidenschaftlichen Romanze mit seiner hübschen Therapeutin Ramada (Valeria Golino) nicht vom Kurs abbringen lässt...

    Wer „Top Gun" mit Tom Cruise und Val Kilmer kennt, befindet sich dem filmhistorisch weniger bewanderten Zuschauer klar im Vorteil – zum einen, weil sich die Anzahl der zündenden Pointen deutlich erhöht, zum anderen aber auch, weil er die klaffenden Anschlusslöcher im Skript von „Hot Shots" in Gedanken mit Inhalt zu füllen zu vermag. Wer Tony Scotts populären Flieger-Actioner nicht gesehen hat, muss sich aber dennoch nicht grämen: Ganz im Stile der klassischen Spoof-Komödien à la „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" oder „Die nackte Kanone" macht es sich auch „Hot Shots" zur Aufgabe, neben den Versatzstücken aus „Top Gun" allerlei berühmte Hollywoodsequenzen aneinanderzureihen und schonungslos auf die Schippe zu nehmen. Dran glauben müssen unter anderem der Clark-Gable-Klassiker „Vom Winde verweht", Kevin Costners Meisterwerk „Der mit dem Wolf tanzt" und Stanley Kubricks Anti-Kriegsfilm „Full Metal Jacket", dem eine längere Sequenz im Schlafraum der Kaserne gewidmet ist. Auch „Superman" und „Rocky" sind vor dem klamauklastigen Drehbuch aus der Feder der Parodie-Spezialisten Jim Abrahams („Top Secret") und Pat Proft („Police Academy") nicht sicher.

    Dass dabei bei weitem nicht jede Pointe zünden will, ist ebenso leicht zu verschmerzen wie die Tatsache, dass einige Gags aus heutiger Sicht einfach ausgelutscht sind: Das gute alte Helium beispielsweise brachte zuletzt unter anderem die Stimmen der Protagonisten in „Ice Age 3" zum Piepsen. „Hot Shots" ist albern, sehr albern sogar, überschreitet aber nie die Grenze zur Geschmacklosigkeit. Wenn Topper Harley und die halbnackte Ramada sich in „9 1/2 Wochen"-Manier mit Oliven und Erdbeeren beim Liebesspiel vergnügen, dann ist das einfach köstlich – nicht zuletzt, weil das Drehbuch die Steilvorlagen für Fäkalhumor konsequent auslässt und der Kampfflieger stattdessen stilvoll Spiegeleier auf dem Bauch seiner vor Lust brodelnden Liebhaberin braten darf. Unter die trauernden Gäste auf einer Beerdigung mischt sich wie selbstverständlich ein Profit witternder Popcornverkäufer, während Düsenjets rücksichtslos auf Behindertenparkplätzen parken – ähnlich wie in der populären „Die nackte Kanone"-Reihe ist es die Selbstverständlichkeit allgegenwärtiger Absurdität, die „Hot Shots" so sympathisch macht.

    Zwischen „Hot Shots" und der legendären Blödelparade ergibt sich noch eine weitere auffällige Parallele: Der köstliche Admiral Benson, dessen Körper offenbar ein ganzes Ersatzteillager beherbergt, weckt nicht nur aufgrund seiner weißen Haarpracht Erinnerungen an Lieutenant Frank Drebin (Leslie Nielsen). Fast jeder seiner Auftritte erweist sich als Volltreffer; sei es die Sequenz um seine vom Winde verwehte Mütze an Deck oder seine permanente Begriffsstutzigkeit, mit der er seine Kollegen immer wieder verdattert stehen lässt. Fast würde man sich wünschen, die Drehbuchautoren hätten ihr Handlungsgerüst noch ein wenig stärker auf den drolligen Admiral ausgerichtet, statt sich in erster Linie auf Topper Harley zu konzentrieren. So bleibt Lloyd Bridges der heimliche Star des Films, der erfreulicherweise mit der Rolle als tollpatschiger US-Präsident im ebenfalls von Abrahams und Proft realisierten Nachfolger „Hot Shots! Der zweite Versuch" belohnt wurde.

    Fazit: „Hot Shots! Die Mutter aller Filme" zählt definitiv zu den stärksten Vertretern des Spoof-Genres, das in den vergangenen Jahren so dramatisch an Qualität verloren hat und vor allem dank Aaron Seltzer und Jason Friedberg Jahr für Jahr neue Rohrkrepierer im Stile von „Meine Frau, die Spartaner und ich" oder „Beilight: Biss zum Abendbrot" hervorbringt. Freunde der gepflegten Parodie können sich heutzutage mit dem Griff zur „Hot Shots"-DVD trösten – der Großteil der Einfälle ist zeitloser Natur und auch heute noch für Lacher gut.

    P.S.: Wer der Film schon ein Dutzend Mal gesehen, bis dato aber immer nach der letzten Szene abgeschaltet hat, sollte sich übrigens einmal die Zeit für den Abspann nehmen – es gibt einiges zu entdecken...

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