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    Der kleine Cäsar
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Der kleine Cäsar
    Von René Malgo

    Was „Die Spur des Falken“ für den Detektivfilm ist, das bedeutete Mervyn LeRoys „Der kleine Cäsar“ schon gute zehn Jahre zuvor für den klassischen Gangsterfilm. Mit diesem Werk fand in Hollywood die Welle harter Genrefilme einen Anfang und Edward G. Robinson konnte seinen Status als Hollywoodstar festigen, wurde zugleich aber auf einen Rollentypus festgelegt, ähnlich wie Humphrey Bogart in „Die Spur des Falken“.

    Der kleine Gangster Cäsar Enrico Bandello (Edward G. Robinson) hat genug vom Ausrauben zahlreicher Tankstationen und begibt sich in den amerikanischen Osten. Dort tritt er in eine Bande ein, um sich möglichst schnell an die Spitze der Unterwelt vorzuarbeiten. Kaltblütig und rücksichtslos setzt er seinen Weg fort, doch ausgerechnet sein Jugendfreund Joe (Douglas Fairbanks Jr.) wird ihm zum Verhängnis…

    Der Zuschauer tut gut daran, „Der kleine Cäsar“ sofort seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen, denn Little Caesar setzt seinen Erfolgslauf bis an die Spitze der Unterwelt in einem Höllentempo an. Darin liegt die Schwäche des für eine derartige Thematik ziemlich kurzen Films. Was zu einem Epos hätte ausgewälzt werden können, entpuppt sich als ziemlich kleine, rasch erzählte Geschichte über den persönlichen Aufstieg eines sehr ehrgeizigen Kleinkriminellen. Darin liegt nichts Verwerfliches, nur muss der Betrachter vieles als gegeben hinnehmen, zu wenig wird glaubhaft erläutert. Edward G. Robinsons eindrückliche Schauspielleistung als Rico „Little Caesar“ lässt zwar erahnen, weshalb er so schnell nach oben gelangte, das Drehbuch an sich gibt dafür allerdings nicht genügend Anhaltspunkte.

    Es ist Edward G. Robinson zu verdanken, dass „Der kleine Cäsar“ trotz einer etwas schlampig erzählten Story als einer der besseren Gangsterdramen in Erinnerung bleibt. Gewiss, der Film bietet einige ansprechende Details, gerade in der legendären Schlusssequenz, aber es bleibt zu oft nur bei Andeutungen und guten Ansätzen, wesentlich mehr Potenzial war vorhanden. Dank Robinsons mitreißender Performance jedoch kann über einige erzählerische Schwächen und Unnachvollziehbarkeiten großzügig hinweggesehen werden. Gekonnt bringt er seinen rücksichtslosen, ehrgeizigen Charakter zur Geltung, beweist aber gleichzeitig, dass unter der harten Schale und den großkotzigen Worten auch ein menschlicher Kern versteckt ist. Er verleiht seiner Figur soviel Tiefe und Profil, dass der Zuschauer sogar gewillt ist, mit ihm mitzufiebern und mitzuleiden.

    Das moralische Gewissen des Films stellt Douglas Fairbanks Jr. als Ricos Jugendfreund Joe dar. Er will aussteigen und als Tänzer ein neues Leben anfangen. Doch immer wieder zieht es ihn in die Unterwelt zurück und er sagt seiner Tanzpartnerin Olga selbst, dass man nicht einfach so aus einer Bande aussteigt. Als er sich seiner Liebe zu Olga (Glenda Farrell) allerdings bewusst wird, findet er die Kraft, endgültig auszusteigen. Just da will ihn Rico als rechte Hand für sein neu aufgebautes Imperium gewinnen. Auch wenn ihm weniger Leinwandpräsenz als Robinson zugestanden wird und dieser mit seinem Charisma tatsächlich alles überstrahlt, bleibt Fairbanks Jr. keine blasse Silhouette im Schatten Robinsons, sondern entwickelt seinen eigenen Charakter und kann, was in diesem Film sehr wichtig ist, die Sympathien der Zuschauer gewinnen.

    Die Charakterisierungen sind ordentlich, keineswegs herausragend, da hier das gleiche wie für die gesamte Drehbuchvorlage gilt: Es wird zu vieles angerissen, zu wenig vertieft. Doch die durch die Bank guten Darsteller reißen vieles raus und verleihen ihren Charakteren genug Tiefe, um ein psychologisch stimmiges Gesamtbild zu hinterlassen.

    Inszenatorisch spielt „Der kleine Cäsar“ in der oberen Liga mit. Die Härte der Gangster wird ansprechend dargestellt, ohne dass das Publikum allzu viel sieht. Auch hier bleibt’s nur bei Andeutungen, was auch im Alter des Films begründet liegt. Das Werk gehört trotzdem zu den härteren seines Genres und bleibt bis zum Schluss konsequent.

    „Der kleine Cäsar“ ist ein guter Film, kein alles überragender, aber einer, der einen ganz ansprechenden Startschuss für ein finsteres Genre gegeben hat. Für kurzweilige Unterhaltung taugt das Werk allemal, das dank der Präsenz des Edward G. Robinson stets fesselnd bleibt und am Ende, im Schlusssatz von Rico und einem großen Plakat festgemacht, eine nette Moral bereithält.

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