Regisseur Jevon O’Neill greift für seinen Gauner-Thriller „Out Of Season“ auf das durchaus stimmungsvolle Ambiente eines im Untergang begriffenen Vergnügungsparks im Winterschlaf zurück. Von den üblichen Verdächtigen fehlt keiner: der unbedarfte Junge, der die Lektion seines Lebens lernt, seine undurchsichtige und doch zuckersüße Freundin, ein alternder Großmeister im Diebesfach mit offener Rechnung, ein zwielichtiger Geschäftsmann in Geldnöten, seine kaltblütige Frau und schließlich ein dämonischer Raufbold mit Größenwahn. Mit diesem Standardpersonal ließe sich eine passable Gangsterstory stricken, bei der man zwar keine großen Überraschungen, aber immerhin ein gutes Maß an unterhaltender Undurchsichtigkeit erwarten darf.
Der etwas ziellos durch sein Leben streifende Pierre (Jordan Frieda) strandet in einem kleinen amerikanischen Küstenort, wo er sich über den Winter durch einen kleinen Nebenjob über Wasser halten und vielleicht sogar etwas Geld für Größeres beiseite legen will. Die wenigen verbliebenen Angestellten eines Vergnügungsparks heißen in sehr unterschiedlich und mehr oder weniger herzlich willkommen, bieten ihm aber immerhin den gesuchten Job. Es dauert nicht lange, und Pierre gerät in die schlechte Gesellschaft des selbstherrlichen Simeon (David Murray). Bei einem unbedeutenden Einbruch wechselt der junge Mann kurzerhand die Fronten und plant gemeinsam mit dem zurückgezogenen Meisterdieb Harry (Dennis Hopper) das ganz große Ding. Dass das Ziel ausgerechnet der Vater (William Armstrong) seiner Flamme Kelly (Dominique Swain) ist, macht die Sache nicht wirklich einfach. Oder vielleicht doch? Immerhin hat seine Süße ein Hühnchen mit der berechnenden Frau (Gina Gershon) ihres alten Herrn zu rupfen, und dabei kommt ihr jede Hilfe gerade recht. Doch wie das so ist im Milieu der Halbwelt: Jeder übt sich fleißig in Taschenspielertricks, ohne sich dabei in die Karten schauen zu lassen. Am Ende ist Pierre immerhin um einige Erfahrungen reicher.
Unter der Regie von O’Neill gerät das Ensemble zu einem leblosen Wachsfigurenkabinett, das die fehlenden Nuancen in den Charakteren durch die Übertreibung der typischen Eigenschaften auszugleichen sucht. Inmitten der platten Attitüden ihrer Schauspielkollegen gelingt es einzig Gina Gershon, die rassige Abgebrühtheit von Eileen gekonnt darzustellen. Wäre die Verschmelzung von religiöser Besessenheit und brutaler Gier des biblisch anmutenden Simeon nicht bis zur Lächerlichkeit getrieben, hätte sich der Film einiges an nervender Brutalität ersparen können und stattdessen mehr Energie auf einen klügeren Hintergrund der Ereignisse verwenden können. So jedoch sackt die zeitweise nicht unspannende Story kurz vor dem unnötig in die Länge gezogenen Ende in ermüdende Abrechnungskämpfe mit wüstem Psychogeplänkel ab.
Darin versucht sich der auch für das Drehbuch verantwortliche O’Neill im Vorfeld mit eher unglücklichem Händchen. Wenn Pierre seiner zweifelnden Freundin Kelly erklärt, dass „das, was man braucht nicht immer das ist, was man will“, dann erstarrt der nach einem tieferen Sinn suchende Zuschauer fast in Ehrfurcht ob solcher Lebensweisheiten. Angesichts solcher Vorgaben schlägt sich Jordan Frieda mit seiner Partnerin Dominique Swain noch recht ordentlich. Enttäuschend dagegen ist Dennis Hopper, der seine Paraderolle als abgeklärter Bösewicht lustlos abspult auch aus den Szenen wenig herausholt, wo ihm das Drehbuch durchaus Gelegenheit dazu gegeben hätte. Wirkungsvoller ist da schon die gespenstisch lachende Clownsfigur, die unweigerlich an „Es“ erinnert und wie die meisten Elemente der Story geklaut ist, immerhin aber zum Teil wirkungsvoll inszeniert ist. Schade um die vielen vergebenen Chancen für einen guten Unterhaltungsfilm, die hier ungenutzt angedeutet werden.