Die glorreichen Tage des amerikanischen Satiremagazins „National Lampoon“ liegen am Anfang der siebziger Jahre und damit weit zurück. Das ursprünglich von Harvard-Studenten ins Leben gerufene Heft, das diverse amerikanische Zeichner und Autoren hervorbrachte, wurde bis 1998 aufgelegt. Nicht erst seitdem wird sein Name aber noch in Lizenz vergeben und steht für eine typische Art von Humor, deren bekannteste filmische Form im 1978 erschienenen „Animal House“ zu finden sein dürfte. Ein Großteil dessen, was danach kam, kann wohl getrost in die Schublade „Filme, die die Welt braucht“ einsortiert werden. Und da macht auch der x-te American Pie-Klon „College Animals“ mit seinem peinlichen Humor keine rühmliche Ausnahme mehr. Im Gegenteil zu Filmen wie Donnie Darko hat der Streifen es aus guten Gründen nicht in die deutschen Kinos geschafft, sondern ist direkt auf DVD erschienen. (Bezeichnend ist dabei wieder einmal die Tatsache, dass der Originaltitel „Dorm Daze“, der sinngemäß soviel bedeutet wie „Verrücktes Wohnheim“, vom deutschen Verleih in einen anderen, englischen Titel „übersetzt“ wurde).
Hält man sich an eben diesen Originaltitel, ist die Inhaltsangabe auch schon relativ komplett. Im „Dorm“ an der Billingsley Universität wohnt neben vielen anderen auch der Student Booker (Chris Owen, bestens bekannt aus diversen „American Pie“-Teilen“). Booker ist schüchtern, heillos in seine Türnachbarin Rachel (Gable Carr) verknallt und, oh Schande für die Mannheit – Jungfrau. Dieser in den Augen seines volldebilen Bruder Styles (Patrick Renna) als bedauernswert anzusehende Zustand soll sich nun ändern. Das geht ja bekanntermaßen am einfachsten mithilfe professioneller Unterstützung aus dem horizontalen Gewerbe. Freilich weigert sich der moralisch integere Booker, das „Angebot“ anzunehmen. Als die vermeintliche Liebesdienerin eintrifft, weiß leider keiner, dass sie eigentlich eine französische Austauschstudentin ist, die nur zufällig denselben Namen trägt wie die bald eintreffende Prostituierte. Die erste Wirrung des Handlungsstrangs ist freigesetzt und wird von diversen anderen Missverständnissen, Liebeleien und Problemen der anderen Hausbewohner in ein handfestes Chaos verwandelt, das auf 93 Minuten Länge keine Pause einlegt.
Dass die zu Blink-182-artigem Collegerock herumstolpernden Charaktere selbstredend nur und alle Klischees bedienen, bedarf kaum der Erklärung. Vom schüchternen Freak über den narzistischen Schwulen bis hin zum beziehungsproblemgeplagten schwarzen Quotenpärchen wird alles abgehakt. Von schauspielerischer Leistung zu sprechen, würde dabei wohl bereits den Begriff der Leistung in ein schlechtes Licht rücken. Eine kleine Ausnahme bildet hier der Schwarze Tony (Edwin Hodge), der eine halbwegs authentische Performance in einem Haufen übertriebener Grimassen hinlegt. Der überwiegende Teil von Körperteilen der Darstellerinnen wird in entsprechenden Nicht-Kleidungsstücken natürlich freizügig der Kamera preisgegeben, allen voran die der beiden hohlen Hausschlampen Lynne (Danielle Fishele) und Marla (Jennifer Lyons). Anzumerken ist dabei der interessante Umstand, dass man die beiden offensichtlich moralheuchelnden Mädchen durchaus als Symbol für das sexuell doppelbödige Amerika sehen kann (die MTV Room Raiders lassen grüßen), die für ihre Verlogenheit eine überraschende Quittung bekommen.
Aber ansonsten gibt es auch nicht viel mehr Positives zu vermerken. Zwar zeugt die manchmal fast screwballartige Handlung in ihrer Grundkonstruktion mit einer Unzahl an Verstrickungen und Überschneidungen auf engstem Raum von einer gewissen Virtuosität der Drehbuchautoren. Aufgrund der mangelhaften technischen Umsetzung auf allen Ebenen ändert das aber nichts daran, dass die „College Animals“ mit ihren ultraflachen Kalauern auf sprachlicher und physischer Ebene in 95 Prozent der Fälle einfach nicht witzig sind. Von optischen oder akustischen Finessen des billig produzierten Fastkammerspiels ganz zu schweigen. Immerhin bleibt ein ganz witziger und unvorgesehener Gag am Schluss stehen, aber auch der vermag nicht darüber hinwegzuretten, dass das Budget dieses Films besser in Stipendien für junge Filmemacher angelegt gewesen wäre.