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    Alarm im Weltall
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Alarm im Weltall
    Von Sven Maier

    „Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind, und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt." [Shakespeare – Der Sturm]

    In den 50er Jahren erreichte das Science-Fiction-Kino einen Höhepunkt. Die B-Filmerfolge früherer Zeiten schienen Vergangenheit und Klassiker wie „Endstation Mond", „Der Tag, an dem die Erde stillstand" und „Das Ding aus einer anderen Welt" zeigten eindrücklich den neuen Anspruch, den die Science Fiction von nun an forderte. „Alarm im Weltall" stellt einen weiteren Film dieser neuen Richtung dar und setzte gänzlich neue Maßstäbe, vor allem auch als Abenteuerfilm. Wegweisend war er sowohl für Krieg der Sterne-Schöpfer George Lucas als auch „Raumschiff Enterprise"-Erfinder Gene Roddenberry (Star Trek - Der Film) – den Machern der zwei nach wie vor größten Science-Fiction-Marken unserer Zeit.

    Das Raumschiff C-57D, unter dem kommandierenden Offizier John J. Adams (Leslie Nielsen, „Die nackte Kanone", Scary Movie 4), landet auf Altair IV, um herauszufinden, was mit der Expedition des Kolonialschiffs Bellerophon geschah, das vor vielen Jahren auf den Planeten ausgesandt wurde. Bei ihrer Ankunft werden sie vom ehemaligen Crew-Mitglied Doktor Edward Morbius (Walter Pidgeon) kontaktiert, der sie sogleich von einer drohenden Gefahr warnt, die, seinen Angaben nach, schon die Besatzung der Bellerophon vernichtete und merkwürdigerweise nur ihn und seine Tochter Altaira (Anne Francis) am Leben ließ. Morbius rät dem Kapitän und seinen Leuten umzukehren und Altair IV zu verlassen, andernfalls könne er nicht für deren Sicherheit garantieren ...

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    In diesem Filmuniversum kommen keine Außerirdischen auf die Erde, es sind im Gegenteil die Menschen, die erforschen wollen, die fliegende Untertassen steuern und mutig in unbekanntes Terrain vordringen. Es sind Menschen, die nach Altair IV reisen, um ihn zu erkunden. So wird die Sehnsucht nach fremden Welten geweckt, anstatt der Angst vor fremden Übergriffen, wie in vielen anderen Filmen der Ära, die vor allem auf die Angst vor der Sowjetunion in der Zeit des Kalten Krieges zurückzuführen ist. Aber nicht nur neue Welten sind es, nach denen wir – nicht nur in unseren Träumen – suchen, sondern auch die Zukunft der Menschen selbst, die es in dieser Zeit vollbracht haben, sich zu den „Vereinten Planeten" zählen zu können. Zivilisiert genug sein zu können, um mit anderen Planeten ein Bündnis zu schließen, das klingt für einige bestimmt seltsam vertraut. Viele Fantasiegeschichten haben dem Gedanken schließlich den Weg geebnet, selbst wenn es einem in der heutigen Zeit unwahrscheinlicher denn je erscheinen mag, gibt es Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

    Die unglaublich detailreichen Hintergründe und Weltraumbilder hauchen dem Film ein Leben ein, das mit Computer-Effekten wohl nicht so einfach erreicht werden kann. Sie können trotz ihres Alters mit neuen Produktionen mithalten, weil sei einfach liebevoll gestaltet wurden. Genau so verhält es sich mit dem „Monster" von Altair IV, das durch seine sehr reduzierte Art zu gefallen weiß. Man erkennt mehr oder weniger nur die Umrisse, man kann es nur erahnen. Oft ist es einfach unsichtbar. Das macht den großen Reiz aus, wie das Mysterium des Films, die antike Rasse der Krell. Man bekommt sie nicht direkt zu Gesicht. Das Einzige, was man sieht, sind ihre Bauten und die Türen ihrer Räume, die auf ihr Aussehen schließen lassen. Der Rest bleibt verborgen und zeigt deutlich, was Auslassung für eine Spannung erzeugen kann.

    Obwohl „Alarm im Weltall" aufgrund des hohen Budgets durch seine Spezialeffekte nicht dem gewünschten Erfolg gerecht wurde, bleibt er bis heute einer der einflussreichsten SF-Filme seiner Zeit. Das liegt nicht nur an den Effekten und der kreativen Geschichte, sondern vor allem auch an der Filmmusik, die als eindeutig innovativ bezeichnet werden muss. Sie wurde von Bebe und Louis Barron als erster Filmsoundtrack seiner Art vollkommen mit elektronischen Klängen gestaltet, so dass sich die beiden damals nicht einmal als Filmmusiker bezeichnen durften. Die ungewohnten Klänge unterstreichen die Situation auf dem unwirklichen Planeten jedenfalls wunderbar.

    Die große Attraktion des Films kann Robby, der Roboter für sich verbuchen, als eindeutiges Vorbild von R2-D2 und C3PO aus „Krieg der Sterne". Er ist eine der wenigen Requisiten, wie zum Beispiel Die Zeitmaschine aus dem gleichnamigen Film, die noch lange nach ihrer Zeit in verschiedenen Filmen wieder auftauchte. Der wundervoll detailliert gestaltete Robby ist nicht nur ein Kindertraum, sondern auch für Erwachsene schön anzusehen. Gebaut nach Isaac Asimovs Robotergesetzen, kann er keinem Menschen ein Leid zufügen und seine Fähigkeit Dinge zu reproduzieren, ist nicht nur für den Chefkoch der C-57D ein Herzenswunsch.

    Die Romanze des Kapitäns und der hübschen Altaira, eine unmissverständliche Schablone für Captain Kirks zukünftige Affären inner- und außerhalb der Enterprise, bahnt sich langsam aber unmissverständlich an. Leslie Nielsen macht seine Sache als starker Anführer gut. Man kann kaum glauben, dass es sich um denselben Schauspieler wie in „Die nackte Kanone" handelt, der ein halbes Jahrhundert nach „Alarm im Weltall" Rollen in Scary Movie 3 und Scary Movie 4 übernahm, um seinen Status als Blödel-Ikone weiter auszubauen. Gegensätzlicher geht nicht.

    „Alarm im Weltall" ist Science Fiction, der über bloßen Selbstzweck hinauswächst, er erzählt eine hintergründige Geschichte, in Anlehnung an eines der letzten Werke Shakespeares („Der Sturm", original: „The Tempest"), die zum Nachdenken anregen kann. Vielleicht wirkte er damals mehr als heute, als man noch kein „Star Trek", „Star Wars" oder Ähnliches kannte. Erstaunen wird er heute aufgrund seiner Qualitäten noch immer. Der Film macht einem bewusst, dass, egal in welcher Zeit wir leben, es immer Dinge geben wird, die wir uns nicht erklären können. Nicht nur von der Technologie her, sondern auch auf die menschliche Psyche bezogen. Wir wissen nicht die Antworten auf alles und das wird sich wohl auch nie ändern. Die Mysterien werden bleiben und uns Menschen weiter verwirren.

    Wo sich die Handlung der Geschichte abspielt – auf einer Insel oder einem Planeten – spielt für ihre Aussage eine geringere Rolle. „Alarm im Weltall" ist letztendlich mehr als ein Abenteuerfilm auf einem anderen Planeten. Er führt den Zuschauer etwas Unbekanntes vor, um ihn schließlich mit Bekanntem zu konfrontieren. Das ist es, was gute Science Fiction ausmacht.

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