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    King's Game
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    King's Game
    Von Deike Stagge

    Wie ist es eigentlich mit der Unabhängigkeit der journalistischen Berichterstatter von der nationalen politischen Elite bestellt? Diese Frage stellt der dänische Politthriller „King’s Game“, in dem ein unerfahrener Journalist einem parteiinternen Machtkomplott auf die Schliche kommt. Über zwei Jahre nach seinem Kinostart in Dänemark erscheint der Film jetzt in Deutschland auf DVD.

    Hierzulande wird der dänische Film eher über makabre Komödien und Perlen des Horrorgenres wahrgenommen. Dass aber auch in anderen Bereichen genauso gutes Material entsteht, beweist Autor und Regisseur Nicolaj Arcel mit seinem intelligent gestrickten Genremix aus Detektivgeschichte und Politfilm. Dabei greift er ein daueraktuelles und nicht minder spannendes Thema auf: Wie nah kann oder darf ein Journalist seinen politischen Informanten sein und wie weit darf er sich persönlich für eine Geschichte einsetzen? Das Skript basiert auf dem Buch des dänischen Spin Doctors Niels Krause-Kj"r und lockte im kleinen Dänemark über 500.000 Menschen ins Kino.

    In die gefährliche Zwickmühle zwischen Enthüllung einer brandheißen Story, purem Informationsauftrag für die Leser und dem eigenen (Un-)Rechtsbewusstsein gerät der Journalist und junge Familenvater Ulrik Torp (Anders Berthelsen). Vom Chef ausgewählt, weil sein Vater früher Justizminister war und der Name Torp im dänischen Parlament noch ein paar Türen öffnet, findet sich Ulrik mitten in den politischen Ränkespielen von Christiansborg, als zwei Wochen vor den Wahlen der Chef der Partei der Mitte verunglückt. Während unklar ist, ob der Parteichef überlebt, stehen die Nachfolger schon in den Startlöchern: die charismatische Lone Kjeldsen (Nastja Arcel) und der ehrgeizige Erik Dreier (Søren Pilmark). Der Pressesprecher der Partei rückt Ulrik gegenüber mit der Information heraus, dass gegen Kjeldsens Mann und seine Firma eine Untreue-Untersuchung läuft, die ihre Wahl zur Vorsitzenden so knapp vor der Wahl gefährden könnte. Ulrik tut, was ein hungriger Journalist eben tut: Er recherchiert bei der Firma nach und bringt die Story als erster. Danach steht Kjeldsen unter Druck.

    Um das Wichtigste gleich vorweg zu sagen: „King’s Game“ profiliert sich über sein hervorragend getimtes Drehbuch und ist allein deshalb schon sehenswert. Jede Szene erfüllt ihre Funktion und bietet zumindest eine weitere Schlüsselentwicklung, die den Zuschauer zu neuen Spekulationen anregt und dabei Spannung aufbaut. Im Vergleich zu vielen amerikanischen Filmen dieses Genres wirkt das Werk von Arcel wesentlich besser im politischen Tagesgeschäft verankert. Hier gibt es keinen überinszenierten großen Knall am Ende, die (schockierende) Mega-Enthüllung wird ersatzlos gestrichen. Stattdessen steuert „King’s Game“ packend durch die einzelnen Recherchestufen und lässt zunehmend auch Szenen des politischen Hinterzimmers einfließen, um die Vermutungen Ulriks mit dem realen Geschehen und den Positionen der einzelnen Parteimitglieder abzugleichen. Das Publikum bleibt immer auf der Seite des Protagonisten und wird vom Regisseur in den Schlussfolgerungen nicht bevormundet. Die Hintergrundgeschichte Ulriks bringt noch etwas mehr Pfeffer in die Sache, da er als Sohn eines wichtigen Politikers irgendwie doch zwischen den Stühlen hängt. Geschickt baut Arcel durch diesen Umstand den Druck auf seine Helden-Figur auf, der sich von allen Seiten ein bisschen ausgenutzt fühlt.

    In der Inszenierung verlässt sich der Regisseur auf die kühl wirkenden Bilder, die dank eines stetigen Blaufilters distanziert erscheinen. So schafft Arcel eine pseudo-nüchterne Grundstimmung, auf die er seine Geschichte drauf setzt. In die Mitte platziert er seinen ahnungslosen Helden, der ähnlich wie Robert Redford in Die drei Tage des Condors nach anfänglichen Fehlern in eine Rolle wächst, die er gar nicht haben wollte, aber gut ausfüllt. Anders Berthelsen verkörpert den harmlosen aber neugierigen Ulrik. Der Schauspieler, der auch in Italienisch für Anfänger aufgefallen war, gibt dem Journalisten eine ruhige Aura und wirkt besonders durch die zur Schau gestellte Unfähigkeit zu Konflikten (beruflich und gegenüber seiner Tochter) sehr plastisch und sympathisch. Ihm gegenüber steht mit Soren Pilmark ein dänischer Film-Veteran, der seine ganze Klasse geschickt ausspielt. Kein Wunder, dass der Film in seinem Heimatland viele Preise einheimste.

    Trotzdem weist der Film auch ein paar Schwächen auf. In der Frage, wie weit sich ein Journalist für seine Story aus dem Fenster lehnen darf und was sein Auftrag dem Leser gegenüber ist, verfällt Arcel doch sehr in eine Glorifizierung des freien Journalisten. In der Realität steht aber gerade auch diese Gruppe ständig unter Druck, Auftraggeber zu finden und sich immer neu zu verkaufen. Diese Tatsache wird bei „King’s Game“ leider komplett ausgeklammert. Zum Ende hin verfällt der Film darüber hinaus noch in einen gewissen Pathos, der nicht ganz angemessen wirkt.

    Dennoch – das Positive überwiegt. Wer Interesse am Thema hat oder einen eher „down to earth“-mäßigen Einblick in den Zusammenhang zwischen Politik und Journalismus haben will, sollte unbedingt auf „King’s Game“ zurückgreifen. Ein Film nicht nur für Spin Doktoren, Journalistik-Studenten und Fans von Die Unbestechlichen.

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