Wenn eines in Hollywood nicht außer Mode kommt, dann sind es die von den großen Studios so geliebten Sequels. Was einmal erfolgreich war, spielt auch beim zweiten Mal sein Geld ein. So war es keine Frage, dass der US-Smash-Hit „Im Dutzend billiger“ fortgesetzt wird. Der zweite Teil ist zwar noch schlechter und ärgerlicher als das laue, harmlose Remake des 50er-Jahre-Klassikers von Walter Lang, aber an der US-Kinokasse wird das kaum eine Rolle spielen, da der Film ausschließlich für den amerikanischen Markt produziert wurde. Das süßlich-klebrige Hohelied auf die amerikanische Familie präsentiert sich als Kinopendant zu der TV-Predigt „Eine himmlische Familie“. Einen unschlagbar ironischen Lacher hat die witzarme Komödie aber dennoch. Hauptdarsteller Steve Martin muss den Film hassen wie die Pest. Im Privatleben gilt er als ernster Intellektueller, dem seine clownesken Einlagen eher unangenehm sind. Umso mehr sollte es den Texaner ärgern, dass „Im Dutzend billiger 2“ als Propagandafilm für die Moral des Bush-America durchgehen kann und er sich in derart miesen Filmen seine hochdotierten Gehaltsschecks verdienen muss.
Die Großfamilie Baker, Vater Tom (Steve Martin), seine Frau Kate (Bonnie Hunt) und die zwölf Kinder (Piper Perabo, Tom Welling, Hilary Duff, Kevin Schmidt, Alyson Stoner, Jacob Smith, Forrest Landis, Liliana Mumy, Morgan York, Brent Kinsman, Shane Kinsman, Blake Woodruff), will die guten, alten Zeiten aufleben lassen, als alle noch zusammen unter einem Dach gewohnt haben. Tom schlägt vor, zum Labor Day wie damals das Haus am Lake Winnetka zu beziehen. Nach erstem Murren stimmt die Familie zu. Dort trifft Tom auf seinen alten Nachbarn und Rivalen Jimmy Murtaugh (Eugene Levy), der ebenfalls eine Großfamilie aufbieten kann, die aber ungleich erfolgreicher ist als die der Bakers. Dazu ist der ehrgeizige Jimmy zum dritten Mal verheiratet und nicht nur stolz auf seine junge Frau Sarina (Carmen Elektra), sondern noch viel mehr auf seine acht hochbegabten Kinder (Alexander Conti, Jaime King, Robbie Amell, Courtney Fitzpatrick, Madison Fitzpatrick, Shawn Roberts, Melanie Tonello, Taylor Lautner). Während sich die beiden Familienoberhäupter immer noch nicht riechen können, freunden sich die Kinder untereinander an. Aber die Väter machen aus allem einen persönlichen Wettstreit, der für einige Turbulenzen sorgt...
Die Frage nach der Berechtigung einer Fortsetzung wird in Hollywood bei einem US-Einspiel von knapp 140 Millionen Dollar nicht gestellt. Dass „Im Dutzend billiger“ außerhalb der USA weit weniger gut lief (knapp 500.000 Besucher in Deutschland), schert auch keinen Produzenten etwas. Im Money-Making-Business geht’s um den Profit. Und den wird auch „Im Dutzend billiger 2“ erbringen. Soweit ist also alles in Ordnung. Dass allerorten jedoch über das nicht immer optimale Filmniveau gejammert wird, hat die Industrie unter anderem solchen inspirationsfreien 08/15-Reißbrett-Machwerken wie „Im Dutzend billiger 2“ zu verdanken.
Shawn Levy (Voll verheiratet, Der rosarote Panther), Regisseur von Teil eins, zog sich auf den Produzentenstuhl zurück und überließ Adam Shankman den Taktstock. Wer bei dessen Filmographie (Nur mit dir, Haus über Kopf, Wedding Planner, Der Babynator) Schlimmes befürchtet, behält leider recht. Der Name Shankman steht für qualitativ mäßige aber immerhin zumeist erfolgreiche Familienunterhaltung der ganz harmlosen Sorte. Die Klischees und Allgemeinplätze, die Shankman und Drehbuchautor Sam Harper (Voll verheiratet, Im Dutzend billiger) auffahren, verursachen beim Filmfreund, der nicht die vergangenen Jahrzehnte im Tiefschlaf verbracht hat, nur ein müdes Kopfschütteln. Es geht offensichtlich nicht darum, dem Publikum mit einem bisschen Verve einen guten, unterhaltsamen Film zu bescheren.
Neben den altbekannten Handlungsversatzstücken aus der Hollywood-Klischeekiste macht die merkwürdige, auf sauber getrimmte Moral den Film durchweg unsympathisch. „Das ist ja ekelhaft“, raunen ein paar Eltern angewidert in einem Kino als Steve Martin seinen Arm um Eugene Levy gelegt hat, um zu demonstrieren, was ihre Filmkinder (Junge und Mädchen wohlgemerkt) gerade so treiben. Diese blütenreine Welt der traditionellen Werte ist in den ländlichen Regionen der USA, dort wo sie ihren Präsidenten George W. Bush lieben, eben noch Gesetz. Homosexualität ist ekelhaft und die amerikanische Familie steht über allem. Aussage „Im Dutzend billiger 2“ Ende. Dass dies auf Europäer höchst befremdlich wirkt, muss nicht weiter erwähnt werden.
Dramaturgisch wirkt „Im Dutzend billiger 2“ über die komplette Dauer zu konstruiert. Alle Hindernisse, die dem Happy End im Wege stehen, machen keinen natürlich nachvollziehbaren Eindruck. Steve Martins Papa Baker legt alles daran, sich möglichst dämlich zu verhalten, nur um ein paar Lacher für seine Leinwandpartner zu ermöglichen. Doch die Gags sind lau, kaum eines Schmunzelns wert. Von seinen komödiantischen („Vater der Braut“), satirischen („L.A. Story“) oder ernsthaften („Grand Canyon“) Highlights ist Martin meilenweit entfernt. Die übrige Besetzung macht sich weder positiv noch negativ bemerkbar. Okay, Hilary Duff kann immer noch nicht schauspielern, aber das ist schließlich keine neue Erkenntnis. Ihren zahlreichen Fans wird’s egal sein. Schließlich wurde Carmen Electra (Starsky und Hutch, Partyalarm) wohl auch kaum wegen ihrer überragenden Schauspielkunst besetzt. Als Bester kommt noch Eugene Levy (American Pie, American Pie 2, American Pie 3, American Pie 4 - Die nächste Generation, Haus über Kopf) aus dem Ungemach heraus. Sein überehrgeiziger Vater Murtaugh ist herrlich überzogen gespielt. Dabei blitzt ein klitzekleiner Anflug von satirischem Unterton auf, der „Im Dutzend billiger 2“ glatt einen Extrapunkt einbringt.
Wem ist die Komödie also überhaupt zu empfehlen? Kinder bis zehn Jahre sollten die haarsträubenden Mängel nicht wirklich stören. Wer sich nicht an Naivität und Harmlosigkeit stößt und ur-amerikanische Werte verehrt, sollte ebenfalls einen Blick riskieren. Alle anderen machen besser einen großen Bogen um diese enttäuschende Kitsch- und Klischeebombe...