Ich habe mir den Film heute auf DVD angesehen. Zugegebenermaßen erfordert er ob seiner doch relativ komplexen Handlung einiges an Konzentration. Doch wenn man sich zu den Leuten zählt, die so etwas zu goutieren wissen, kann man "Michael Clayton" in vollen Zügen genießen.
Die Darsteller sind durch die Bank große Klasse. George Clooney zeigt erneut, dass er nicht nur coole Gangsterrollen wie in "From Dusk till Dawn" spielen, sondern auch einen solchen Film mühelos (mit-)tragen kann. Sein Gespür für anspruchsvolle, brisante Themen bewies er schon des Öfteren ("Syriana", "Good Night, and Good Luck"). Tom Wilkinson und Tilda Swinton geben ihre Charaktere ebenfalls sehr nuanciert und es macht wirklich Spaß, ihnen zuzusehen.
Ein Genuss ist aber erst das herausragende Drehbuch: Hier offenbart sich die ganze Stärke des zurecht Oscar- nominierten Streifens. Es geht um die interessante Frage, wie käuflich Anwälte sind bzw. sein dürfen und ob sich hinter der perfekt abgeriegelten Oberfläche so etwas wie ein menschliches Gewissen verbergen darf. In messerscharf durchdachten, pointierten und intelligenten Dialogen wird dieser Frage nachgegangen und Gilroy zeigt die ganze Problematik des Rechtesystems sowohl der Anwaltskanzlei als auch im Grunde des gesamten Staates auf.
Was mir auch gefiel ist, dass der Film zwar von der Optik her aktuell, modern wirkt, in Sachen Inszenierung aber dennoch an alte Krimis aus den Seventies erinnert. Es hat fast schon etwas altmodisches, wie Clooney und Co. sich durch die auf den ersten Blick simple, aber bei genauerem Hinsehen viel Gesprächsstoff produzierende Story bewegen. Das wirkte auf mich sehr erfrischend. Zumal der Film fast ganz ohne Action auskommt, welche man im Übrigen gar nicht vermisst, weil die Spannung unter den Protagonisten ausreicht, um konstant zu fesseln. Diese Spannung entsteht durch die Beziehungen der Figuren, deren Handlungen, Ziele usw.
Was "Michael Clayton" zusätzlich auszeichnet, ist, dass der Film bis in die Nebenrollen nicht nur toll besetzt ist, sondern in jenen auch noch mehr Potential versteckt liegt. "Michael Clayton" ist nicht nur Clooney, Wilkinson und Swinton. Sondern die einzelnen Nebencharaktere fügen sich perfekt und stimmig in das Gesamtwerk ein. Sogar der kürzlich verstorbene Sydney Pollack darf noch einmal groß aufspielen.
Das einzige, was man Gilroys ansonsten fabelhaftem Regiedebüt vorwerfen kann, ist, dass er das Genre des Justizthrillers, das sich vor allem dank der zahlreichen John Grisham- Verfilmungen großer Popularität erfreut hat, im Grunde nicht neu erfindet. Aber ist das wirklich ein Kritikpunkt!? Der Film ist ein brillant inszeniertes Kriminalstück über die Käuflichkeit von Anwälten, das bis ins kleinste Detail überzeugt und einen Blick hinter die hohen Institutionen erlaubt, wo es oft nicht ganz so astrein zugeht. Hervorragendes Old School- Kino, das dazu einlädt, sich auf diese ruhige Inszenierung einzulassen, denn der Film ist an Action arm und somit nicht für die Zielgruppe der von seelenlosen Sommer- Blockbustern verwöhnten Kinozuschauer gemacht...