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    Trennung mit Hindernissen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Trennung mit Hindernissen
    Von Björn Helbig

    Es war einmal bei einem Baseball-Spiel. Wahrscheinlich sollten Frauen immer vorsichtig sein, wenn sie ihre zukünftigen Ehemänner in einem Stadion kennen lernen. Brooke (Jennifer Aniston) ist allerdings nicht gewarnt worden und so kommt eines zum anderen, bis sie schließlich mit Gary (Vince Vaughn) in eine gemeinsame Wohnung zieht. Und weil Männer anders sind und Frauen auch, kommen sich beide bald mächtig in die Haare. Kein Wunder - schließlich hat er ihr die falsche Anzahl von Zitronen mitgebracht. Schnell hat man sich getrennt, aber die gemeinsame Wohnung will keiner von beiden aufgeben und so nistet sich Gary kurzerhand im Wohnzimmer auf der Couch vor dem Fernseher ein. Die Frau bezieht das Schlafzimmer: „Trennung mit Hindernissen“. Das kann ja heiter werden. Oder auch nicht.

    Der Rahmen ist abgesteckt und der Zuschauer darf sich im Folgenden anschauen, was die beiden an Kriegstaktiken auffahren, um den anderen aus der Wohnung zu ekeln. Aufgestachelt von Freunden und Bekannten wird ein Geschütz nach dem anderen aufgefahren. Dabei haben sich beide doch eigentlich noch ganz furchtbar lieb. Aber so ist das halt mit Krieg. Wenn man erstmal angefangen hat, ist es schwer, wieder aufzuhören. Nebenbei: Brooke ist Kunsthändlerin, Laberkopf Gary hat sich auf das Herumkutschieren von Touristen spezialisiert. Das bedeutet, „Trennung mit Hindernissen“ gönnt dem Zuschauer auch ab und an eine Auszeit, nämlich dann, wenn er beispielsweise Brooke zu ihrer Galerie Marilyn Dean begleiten darf, wo es die Chefin gleichen Namens, die von Judy Davis gespielt wird, und einen schwuligen Assistenten (Justin Long) zu sehen gibt. Oder auch an Garys Arbeitsplatz, wo er, weil er so gestresst von seiner Trennung mit Hindernissen ist, sich gleich auch noch mit seinen Kollegen anlegt.

    Eine Liebeskomödie hatte „Trennung mit Hindernissen“ werden sollen. Oder doch ein Scheidungsschwank? Bedauerlicher Weise kann der Film weder im romantischen Bereich punkten, noch lässt sich ihm ein besonderes Maß an Humor bescheinigen. Viel mehr als die typischen Mann-Frau-Klischees in primitivster Form haben sich Regisseur Peyton Reed („Girls United“, Down With Love) und die Autoren Jay Lavender und Jeremy Garelick hier nicht einfallen lassen. Das, was den Zuschauer zum Lachen bringen soll, sind in erster Linie die Gemeinheiten, die sich das Nichtmehr-Paar antun sowie eine Handvoll mehr schlecht als recht skurriler Figuren. Dass „Trennung mit Hindernissen“ an den US-Kinokassen dennoch ein beachtliches Sümmchen (über 100 Millionen Dollar) einspielte, lässt sich angesichts seiner Schwächen in erster Linie durch den Medienrummel erklären, der um die beiden Hauptdarsteller Vaughn und Aniston im Gange ist. Denen wurde nach dem gemeinsamen Film auch eine private Beziehung nachgesagt. Nachdem Aniston wegen der Tomb-Raider-Darstellerin Angelina Jolie von ihrem Mann Brad Pitt verlassen wurde, kamen die Liebesgerüchte dem Boulevard gerade recht und rückten auch den Film ins Rampenlicht – was er eigentlich gar nicht verdient.

    Die Leistungen der Darsteller sind zwar – wenn man sich auch mit dem typisch übertriebenen Schauspiel abzufinden hat – durch die Bank in Ordnung, und Vaughn (Die Hochzeits-Crasher) und Aniston (Entgleist, Wo die Liebe hinfällt) funktionieren als Paar gar nicht mal so schlecht, aber trotzdem wird keine runde Sache draus. Das liegt zum einen an der schon erwähnten Tatsache, dass die Gemeinheiten zwischen den beiden Hauptdarstellern weder originell noch wirklich lustig sind, aber romantisch – das sind sie schon gar nicht. So wirkt der Film sehr unentschlossen, welchen Weg er denn nun gehen will. Und vom unentschlossenen Zaudern hat auch niemand etwas. Es steht außer Frage, dass die PR-Maschine in der Lage war und sein wird, eine Menge Zuschauer in den Film zu locken. Es bleibt jedoch anzunehmen, dass die wenigsten befriedigt das Kino verlassen werden.

    Ein weiterer Kritikpunkt, der mit dem Angesprochenen zusammenhängt, ist das völlige Fehlen von Identifikationsfiguren. Viel unsympathischer kann man sich die Protagonisten eines Liebesfilms wohl nicht mehr ausdenken. Vince Vaughn, der mit für die Story verantwortlich war, spielt einen Mann wie er im Buche steht und wie er auch nur im Buche steht. In der Wirklichkeit dürfte so ein Exemplar schwer aufzutreiben sein und wenn doch, dann führt es keine Beziehung. Die weibliche Hauptrolle ist freilich auch nicht viel besser. Möchte man sich wirklich in eine Figur hineinversetzen, die ihren Ex-Freund verprügeln lässt, um ihm eins „auszuwischen“? Die „Mann vs. Frau“-Thematik hat man in Doris Dörries Der Fischer und seine Frau jedenfalls schon besser gesehen – und das, obwohl dieser auch unterdurchschnittlich war.

    Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass etliche „Trennung mit Hindernissen“ einen Besuch abstatten. Und einige wenige davon werden vermutlich auch an der einen oder anderen Stelle lachen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht zu dieser kleinen Gruppe gehört, ist indes relativ groß, weswegen man sich den Kinobesuch gut überlegen sollte. Wer einen konsequenten Film ähnlichen Themas sehen möchte, kann sich vielleicht lieber noch einmal den bitter-bösen, jedoch ungleich komischeren Der Rosenkrieg von Danny DeVito anschauen. Wer Beziehungen hingegen nicht so hart, sondern charmant behandelt wissen möchte, sollte sich möglicherweise die Fernsehserie „King Of Queens“ zulegen. Was auch immer man aber anstelle von „Trennung mit Hindernissen“ anschaut – es wird voraussichtlich besser sein.

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