"Wolf Creek"- für mich ist das die australische Antwort auf "Hostel"! Greg McLean springt mit diesem Film geradewegs auf die von Eli Roth`s umstrittener Schlachtplatte angeschwemmte Welle des harten Torture- Porns auf. Das Ergebnis ist ein kleiner, dreckiger Schocker, der nur den härtesten Horrorfans ans Herz gelegt sei.
Da eine solche Kritik dazu taugt, auf die Stärken und Schwächen einzugehen, tue ich das hiermit. Doch dies ist in vorliegendem Fall abhängig davon, ob man das Gezeigte überhaupt akzeptiert und nicht von vorne herein als gewaltverherrlichend abtut. Kritikerpapst Roger Ebert ging sogar soweit, eine frauenfeindliche Ebene hineinzuinterpretieren. Ich zitiere frei: " "Wolf Creek" is like the guy at the carnival sideshow, who bites off chicken heads. No fun for us, no fun for the guy, no fun for the chicken! In the case of this film, it is fun for the guy!"
Über die Stärken des Films sind wir uns alle bewusst. McLean schafft eine konzentrierte, atemberaubend realistische und bedrohliche Atmosphäre und konstruiert mit minimalem Budget einen großartigen Spannungsbogen. "Wolf Creek" ist unkonventioneller, verstörender und beklemmender Auslands- Horror, der die Nerven des Zuschauers bis zum Anschlag strapaziert.
Doch in der Endabrechnung wird entscheidend sein, ob man den zugegeben sehr zynischen Charakter von John Jarratt akzeptiert oder dem Regisseur einen Hang zum Sadismus vorwirft. Junge Frauen leiden, werden massakriert, verstümmelt. Nun, im Gegensatz zum genialen "Hostel" bezieht McLean hier eine klare Ebene und zeigt die Szenen des Öfteren aus der Voyeurperspektive. Doch ist ihm schließlich ein Vorwurf zu machen? Horrorfilme sind dazu da, die Menschen zu verängstigen, also wie weit darf man gehen!?
Ich persönlich finde den Film sehr umstritten, zumal die Tatsache hinzu kommt, dass er auf einer wahren Begebenheit basiert. "Wolf Creek" macht einen eiskalten Terrorfilm aus realem menschlichen Leiden.
Man kann aber auch konkretere Kritik anbringen: So wirkt die Anfangsphase des Films recht spröde und der Storyaufbau ziemlich 08/15: "Wolf Creek" ist in der ersten Dreiviertelstunde einer dieser typischen Urlaubs- und Ferienhorrorfilme- nur dass das Ziel diesmal ein abgelegener Krater ist und kein Football- Spiel (House of Wax), Rockkonzert (Texas Chainsaw Massacre) oder Vorsprechen (Wrong Turn). Und mindestens zwei von drei Darstellern des Urlaubstrios kommen schauspielerisch nicht über eine B- Movie- Leistung hinaus.
Doch wie man es dreht und wendet: Trotz seiner heftigen Gewaltdarstellung (wegen der der Film auch völlig zurecht ab 18 ist, weil es eben nicht auf die Menge des Blutes ankommt, sondern auf den Grad der Grausamkeit! Man achte auf die One- liner des Jarratt- Charakters)und des hohen Grades an Zynismus ist McLean ein handwerklich interessantes, grimmiges Stück Horror gelungen. hate it or love it.