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    Stirb langsam 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Stirb langsam 2
    Von Ulrich Behrens

    Nach dem Erfolg von „Stirb langsam“ (1988) unter der Regie von John McTiernan („Rollerball“, 2001) trat Bruce Willis 1990 ein zweites Mal in die Fußstapfen von Detective Lieutenant John McClane. Was von solchen Fortsetzungsfilmen in der Regel zu erwarten ist ... na ja. Doch Regisseur Renny Harlin drehte einen dem Erstling durchaus ebenbürtigen Streifen – trotz der im wesentlichen gleichen Story.

    Das hätte Det. Lt. John McClane (Bruce Willis) nie und nimmer gedacht: „Dieselbe Scheiße passiert demselben Mann zum zweiten Mal.“ McClane wartet auf dem Dulles Airport in Washington D.C. auf seine Frau Holly (Bonnie Bedelia), mit der er Weihnachten bei seinen Schwiegereltern verbringen will. Holly sitzt in einem anderen Flugzeug, das über dem Flughafen kreist. Das Wetter ist miserabel: Schneestürme. Aber die sind nicht der Grund dafür, dass Hollys Maschine nicht landen kann. Der südamerikanische Drogen-Boss und Diktator Esperanza (Franco Nero) soll nämlich just zur gleichen Zeit an die US-Behörden ausgeliefert werden. Aber Esperanza hat längst seine Flucht penibel vorbereitet. Unter Führung des Terroristen und ehemaligen Colonel Stuart (William Sadler) hat eine Spezialtruppe die Kontrolle über den Airport übernommen, einschließlich des Funkverkehrs und der Computer, um Esperanza zur Flucht zu verhelfen.

    Was bleibt McClane anderes übrig, als sich an die Flughafenbehörden zu wenden und selbst einzugreifen. Dem Chef der Flughafenpolizei Carmine Lorenzo (Dennis Franz), einem unfreundlichen Gesellen, der die Situation zunächst überhaupt nicht im Griff hat, passt McClanes Einmischung gar nicht. Nur auf die Unterstützung von L.A.P.D.-Sergeant Al Powell (Reginald VelJohnson) und Chefingenieur Leslie Barnes (Art Evans) kann McClane setzen. Inzwischen kreisen etliche andere Flugzeuge über dem Airport, denen langsam die Luft, sprich: das Benzin ausgeht. Holly hat es in ihrer Maschine zu allem Überfluss mit dem arroganten TV-Reporter Dick Thornburg (William Atherton) zu tun, der nur auf eine Chance wartet, ganz groß als Starreporter bei seinem Sender WWTW herauszukommen.

    Die Lage spitzt sich zu, als Stuart, um die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens zu demonstrieren, eines der Flugzeuge, deren Cockpit-Mannschaft glaubt, mit dem Tower verbunden zu sein, so landen lässt, dass es am Boden verunglückt und explodiert. McClane, der noch versucht hatte, auf der verschneiten Landebahn die Maschine zu warnen, sieht keine andere Chance, als nun selbst einzugreifen. Die Flughafenbehörden sehen nur noch eine Möglichkeit: Einschaltung einer Spezialeinheit der Army. Deren Leiter Major Grant (John Amos) verbietet sich jede Einmischung privater Personen. McClane soll kalt gestellt werden. Doch der gibt nicht auf. Zusammen mit Powell entdeckt er eine alte Kirche, in der die beiden das Hauptquartier der Terroristen vermuten. Grant und seine Leute erscheinen an der Kirche, die Terroristen samt Esperanza können entkommen. Und dann gibt es für Grant und die anderen eine Überraschung...

    Harlins Actioner strotzt zwar vor einigen Ungereimtheiten. So „wartet“ Stuart – zu anständig für einen zu allem entschlossenen Terroristen –, bis McClane Stuarts Kumpan erledigt hat, bevor er selbst auf McClane losgeht. Und dass alle Flugzeuge in the air immerhin noch so viel Treibstoff besitzen, dass sie sozusagen den Ausgang des Films „in aller Ruhe“ abwarten können, bevor sie sicher landen, ist dramaturgisch auch nicht gerade überzeugend. McClane selbst übersteht lebensbedrohliche Situationen, die kein anderer Mensch wirklich überleben würde.

    Nichtsdestotrotz: McClane ist eben der Super-Cop und hat letztendlich nur ein Ziel. Er will seine Frau Holly retten. So verleiht ihm Harlin geradezu übermenschliche Kräfte, bis McClane nach selbstverständlich erfolgreichem Ausgang verzweifelt und zugleich hoffend über die verschneite Landepiste nach seiner Holly brüllen kann – fast so wie Fred Feuerstein einst „Wilma!!!“ durch den Fernsehbildschirm.

    Harlin zieht alle Register: Spezialeffekte, Pyrotechnik en masse, rasende Action – zumindest über weite Strecken des Films –, einige handfeste Überraschungen, wilde Verfolgungsjagden, ein gekonnter Showdown, die Opferung einer Boeing und last but not least ein Bruce Willis, der wie eine Mischung aus Gejagtem und Jäger durch die Handlung sprintet, als ginge es nicht nur um sein Leben, das seiner Frau und der anderen Passagiere, sondern um die Rettung der Erde – all das macht „Stirb langsam 2“ zu einem sehenswerten Actionfilm, der trotz einiger Parallelen zu (Flugzeug-)Katastrophenfilmen der 70er Jahre seine eigene Dynamik entfaltet.

    Zudem wird das Geschehen durch – wenn auch im Vergleich zum ersten Film von McTiernan wenige – humoristische Einlagen gelockert, die das ganze Desaster nicht so bierernst erscheinen lassen, wie es zunächst daher kommt. Auch die etwas platte Medienkritik schadet dem Film herzlich wenig, zumal zumindest die Szene, als William Atherton als Reporter Thornburg auf der Toilette des Flugzeugs seinen Sender informiert und live zu hören ist, einen leichten Hang zur Satire besitzt.

    Pure Action mit spannenden und abwechslungsreichen Einlagen, Wendungen und einigen Überraschungen, bei der es auf absolute Logik und realistisch gezeichnete Charaktere nicht so sehr ankommt. Ein Bruce Willis, der alles für seine Holly tun will und tut, den die Liebe antreibt, bis er sie blutverschmiert endlich in die Arme schließen kann. Schön! Ergreifend! Gewaltig! Adrenalintreibend! – trotz einiger weniger Längen in der Mitte des Films.

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