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    Ein Mann für eine Saison
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Ein Mann für eine Saison
    Von Deike Stagge

    Nick Hornbys Romane sind filmische Erfolgsgaranten. Seine Mischung aus Humor, Romanze und liebenswerten Ticks gibt sehr guten Drehbuchstoff her. Egal ob About A Boy oder High Fidelity, die Produzenten rissen ihm die Filmrechte nach der Veröffentlichung aus der Hand. „Fever Pitch“ wurde ebenfalls mit Colin Firth in der Hauptrolle in Großbritannien verfilmt. Nun kommt die US-Neuauflage „Ein Mann für eine Saison“ als romantische Komödie mit einigen Änderungen ins Kino – alles dreht sich nur um Baseball statt Fußbal...

    Ben (Jimmy Fallon) ist ein Mathe-Lehrer, der seinen Job gern macht. Doch eigentlich schlägt sein Herz nur für die Boston Red Sox, deren Spiele er dank zweier geerbter Dauerkarten immer vom Ehrenplatz im Stadion verfolgt. Auf einem Ausflug mit seiner Schulgruppe lernt er die Karrierefrau Lindsey Meeks (Drew Barrymore) kennen, die er unbedingt wieder sehen will. Doch schon das erste Date entpuppt sich als Fiasko: Lindsey liegt mit einer Lebensmittelvergiftung im Bett. Ben kann mit Hilfsbereitschaft und Schlagfertigkeit punkten. Lindsey ist beeindruckt, auch wenn sie eigentlich einen anderen Typ Mann sucht. Sie verliebt sich in Ben, ohne zu wissen, welche Leidenschaft er für seine Baseball-Mannschaft hegt. Das harte Erwachen setzt mit dem Beginn der Saison ein. Der charmante, liebenswerte Ben mutiert zu einem pubertierenden Baseball-Fanatiker, der sich im Sportfernsehen wie ein Super-Prolet aufführt und die Saison akribisch nach den Spielterminen durchplant. Doch Ben zuliebe gibt Lindsey dem Sport eine Chance und kommt zu den Spielen mit. Darüber lässt sie ihre Arbeit schleifen und erntet das Unverständnis ihrer Freunde. Schließlich muss die Karrierefrau erkennen, dass Ben keinerlei Kompromisse eingeht, um an ihrem Leben teilzunehmen. Stattdessen versagt er in allen Situationen, in denen sie seine Unterstützung gebrauchen könnte. Als sie auf Abstand geht, muss Ben entscheiden, wie viel ihm die Red Sox wirklich wert sind.

    Nick Hornbys „Fever Pitch“ ist eine Geschichte mit autobiografischen Zügen, die von der fanatischen Liebe zum britischen Fußball handelt. Dennoch ist es eine schöne Liebesgeschichte, die einem steifen Briten wie Colin Firth („Bridget Jones“) wie auf den Leib geschrieben war. Leider kann Neu-Protagonist Jimmy Fallon („Saturday Night Live“, New York Taxi) nicht an die Leistung Firths heranreichen, auch wenn er die kindlich-naive Seite von Ben Wrightman hervorragend herausstellt. Hornbys Charakter wirkt einfach besser mit britischem Humor, auch wenn das Drehbuch-Team Lowell Ganz und Babaloo Mandel („Eine Klasse für sich“, „Vergiss Paris“) als erfahrenes Duo in Sachen Sportkomödie die Geschichte so weit wie möglich auf ein amerikanisches Publikum zuschneidet. Mit den Regiebrüdern Bob und Peter Farrelly („Verrückt nach Mary“, „Ich beide und sie“, „Dumm und dümmer“) kamen die Experten für direkt an der Gürtellinie sitzenden Humor an Bord, die dem Geschehen auf der Leinwand ihren Stempel aufdrückten.

    So ist aus der Vorlage ein eigenständiges Stück geworden, welches außer der eigentlichen Grundidee von „Fever Pitch“ wenig weiterführt. Die Beziehung zwischen Ben und Lindsey trägt noch hornby’sche Züge, denen die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Drew Barrymore („Drei Engel für Charlie“, 50 erste Dates, „Auf immer und ewig“) und Jimmy Fallon nicht so ganz gerecht wird. Dafür, dass ein Großteil der Sympathie des Zuschauers auf den Funken zwischen dem Liebespaar und ihrem Streit ums Baseball-Engagement beruht, agieren beide in ihren Rollen relativ farblos und lassen keine echten Schmachtgefühle aufkommen.

    Dem hat die sportliche Komponente einiges Interessantes mehr entgegenzusetzen. Das Team um die Farrelly-Brüder drehte die entscheidenden Einstellungen im stimmungsgeladenen Fenway-Park, dem Stadion der Boston Red Sox, genau in der Saison, in dem das Team nach 86 titellosen Jahren die World Series gewinnen konnte. Dieser Umstand wurde schließlich sogar in das Drehbuch inkorporiert und veränderte das Setting der letzten Szenen von „Ein Mann für eine Saison“. Für gut gelaunte Statisten in diesen Szenen war also gesorgt, auch wenn laut Drehbuch die Red Sox die Meisterschaftsrunde nicht erreichen sollten. Die daraus entstehenden alternativen Wendungen der Liebesgeschichte schrieben also ironischerweise die Red Sox.

    Letztenendes ist aus „Ein Mann für eine Saison“ eine seichte Komödie geworden, die nicht durchgehend Charme beweisen kann und den Zuschauer nie so richtig mitreißt. Die Beziehungsprobleme plätschern zwei Stunden dahin, ohne langfristige Erinnerung beim Publikum zu hinterlassen. Trotzdem ist der Film ein Liebesbrief an den Sport und seine Fans, die beweist, dass man Sport und Liebe auch verbinden kann.

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