Der Großhandel mit Drogen war schon immer ein schmutziges Geschäft. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, wenngleich sich diese Branche mit „Modedrogen“ wie Ecstasy mittlerweile auf die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten ausgedehnt hat. Diese Form des organisierten Verbrechens hat sich – neben Klassikern wie „Der Pate“ oder „GoodFellas“ – immer wieder als dankbares Thema für zahlreiche Gangsterfilme erwiesen. Matthew Vaughns in Großbritannien angesiedeltes und größtenteils in London spielendes Regiedebüt „Layer Cake“ zeichnet ein aktuelles Portrait dieses Phänomens.
Der namenlose Protagonist (Daniel Craig), der den Zuschauer während des ca. achteinhalb Minuten langen Vorspanns in seine Welt einführt, versteht sich in erster Linie als Geschäftsmann, der sich auf den Handel mit Kokain spezialisiert hat. Um die Gefahren wissend, die diese Tätigkeit üblicherweise mit sich bringt, hält er sich strikt an einige überlebenswichtige Grundsätze. Zu diesen gehört die Regel, alle Transaktionen so unauffällig, subtil und akkurat wie möglich abzuwickeln und dabei den direkten Kontakt zu Endverbrauchern sowie unprofessionellen Radaubrüdern zu vermeiden, denen es neben dem Geschäft vor allem um den Aufbau eines persönlichen Rufes und damit um viel Aufmerksamkeit geht. Nachdem unsere Hauptperson im Laufe ihrer Tätigkeit bereits eine Rücklage von einer Million Pfund an die Seite geschafft hat und sich mit dem Gedanken an einen endgültigen Ausstieg aus dem Geschäft trägt, macht ihm sein Boss Jimmy Price (Kenneth Cranham) mit zwei speziellen Aufträgen einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Zum einen soll er sich auf die Suche nach der verlorenen Tochter seines alten Kumpels Edward Temple (Michael Gambon) in dem ihm so verhassten Londoner Junkiemilieu begeben. Zum anderen soll er einen Deal über eine Million Ecstasypillen mit dem „Duke“ (Jamie Foreman) abwickeln, der genau der Kategorie unberechenbarer Gangster angehört, die unser erfolgreicher Zwischenhändler sonst tunlichst meidet.
Die Handlung, die sich aus dieser Ausgangsposition heraus entwickelt, ist sehr komplex, zumal sie eine Vielzahl von Nebenfiguren und teilweise deren Hintergrundgeschichten mit einschließt. Die Folge ist eine zum Teil sehr sprunghafte und unübersichtliche Handlungsführung mit mehreren Rückblenden. Grundlage des Thrillers ist der gleichnamige Roman von J.J. Connolly, der auch das Drehbuch verfasste. Die Story selbst bietet innerhalb dieses Genres zwar nicht viel Neues, dennoch gelingt es Matthew Vaughn und seinem Team, einen unterhaltsamen Film daraus zu machen. Zunächst einmal ist Daniel Craig („Road to Perdition“, „Lara Croft: Tomb Raider“) eine passende Besetzung für den unbenannten „Geschäftsmann“, der sich im Grunde als recht alltägliche Figur herausstellt, die einen größtmöglichen Gewinn erzielen möchte und versucht, sich bei Schwierigkeiten so elegant wie möglich aus der Affäre zu ziehen. Etwas abgebrühter sind dagegen die Figuren von George Harris und Colm Meaney als Craigs unmittelbare Partner, die ebenfalls in ihren Rollen überzeugen können. Ebenso wie Michael Gambon als erfahrener, arroganter Big Player, der im Hintergrund die Fäden zieht.
Matthew Vaughn führte bei „Layer Cake“ erstmals Regie und produzierte zuvor die Gangsterfilme „Bube, Dame, König, Gras“ und „Snatch“, die mehr in Richtung Komödie ausgerichtet sind. Dieses Element hat er in seinem Gangster-Thriller hingegen bewusst sparsam eingesetzt. Das gleiche gilt für den Verzicht auf zu explizite Gewaltszenen – es sollte nach seiner eigenen Aussage kein Film im Stile Tarantinos werden, welchen er zwar selbst durchaus schätze, der aber nicht zur Zielrichtung dieses Films passen würde. Die Kameraführung ist, besonders bei einigen Szenenübergängen, ideenreich und wirkungsvoll. Auch der peppige Soundtrack mit Beiträgen von Scissor Sisters, The Cult und The Rolling Stones weiß zur atmosphärischen Unterstützung beizutragen. Dies trifft insbesondere für eine Szene zu, die eine brutale Schlägerei in einem Café und kurz darauf das Ableben zweier Schlüsselfiguren zeigt, was ironischerweise mit Duran Durans „Ordinary World“ begleitet wird. An den wenigen Stellen, an denen sich Spuren von Humor finden, ist dieser entsprechend diesem Beispiel tiefschwarz und – typisch britisch – extra dry.
Der Begriff „Layer Cake“ zieht sich als vielschichtige Metapher durch den Film und steht dabei für die unterschiedlichen sozialen Schichten und Machtstrukturen, die am umfangreichen Geschäft mit dem Rauschgift beteiligt sind. Ebenso symbolisiert es die Aussicht und das Ziel, zur crème de la crème der Szene aufzusteigen und sich sein Stück vom Kuchen zu sichern. Für Genrefans ist Vaughns Thriller in diesem Sinne mit Sicherheit ein gefundenes Fressen, auch wenn sich die etwas verworrene Handlungsführung vielleicht erst beim zweiten Anschauen eindeutig nachvollziehen lässt. Doch auch allen anderen kann dieser Film durchaus einen unterhaltsamen Kino- oder DVD-Abend bescheren.