Im Grunde ist es wieder einmal das altbekannte Hollywood-Schema, auf welchem die Story von Steve Carells und Judd Apatows chaotischer Komödie basiert: Junge-trifft-Mädchen, Junge-verliert-Mädchen, Junge-gewinnt-Mädchen-wieder-zurück. Was daran diesmal neu ist: Der „Junge“ hat bereits das vierzigste Lebensjahr überschritten – und ist immer noch Jungfrau. Doch neben diesem zentralen Handlungsfaden bietet das immerhin fast zwei Stunden lange Machwerk „Jungfrau (40), männlich, sucht...“ noch reichlich Nebenhandlung und Staffage, um sein Publikum zu belustigen und bei der Stange zu halten.
Andy (Steve Carell) hat (was man im Übrigen ja so einigen Männern nachsagt) etwas von einem großen Kind: Er ist begeisterter Sammler von Actionfiguren, die einen Großteil seiner Wohnungsdekoration ausmachen, während seine Begeisterung für Videospiele das Gesamtbild der restlichen Innenausstattung dominiert – inklusive zweier schwenkbarer Sessel mit integriertem Joystick, riesigem Bildschirm und Surround-Boxen. Aufgrund seiner Begeisterung für die neuesten Errungenschaften der Unterhaltungselektronik ist es auch keineswegs verwunderlich, dass er seine Brötchen als Angestellter im Servicebereich eines Elektronikladens verdient – dann vielleicht eher noch, dass er alle Wege ausschließlich mit dem Fahrrad zurücklegt. Als der von seinen Kollegen David (Paul Rudd), Jay (Romany Malco) und Cal (Seth Rogen) eher als introvertiert und zurückgeblieben geltende Andy von diesen aus einer nett gemeinten Geste heraus nach dem Feierabend noch zu einer gemeinsamen Pokerrunde eingeladen wird, dreht sich das Tischgespräch, wie in einer solchen Männerrunde üblich, natürlich in erster Linie um Frauen und Sex. Andy bleibt nicht viel anderes übrig als sich auf das Spiel einzulassen – Bluffen und Improvisation sind alles. Sein begeisterter Einwurf, dass sich Brüste so schön wie mit Sand gefüllte Tüten anfühlen würden, verrät jedoch seine Unerfahrenheit im körperlichen Umgang mit dem anderen Geschlecht. Was seine Kollegen („Meine Güte, ich habe schon manchmal gedacht, du wärst ein heimlicher Massenmörder – dabei bist du bloß noch Jungfrau!“) zum Anlass nehmen, fortan mehr oder weniger effektive Maßnahmen zu ergreifen, die Andy dabei helfen sollen, diese Bildungslücke so schnell wie möglich zu füllen...
Natürlich gibt das Projekt „Wir verhelfen der Jungfrau zum wohlverdienten ersten Mal“ allein schon Einiges an Stoff her, was sich thematisch ausschlachten lässt. Zumal Andy sich im Laufe seines bisherigen Lebens irgendwann mit der Tatsache abgefunden zu haben scheint, dass es ihm an dieser einen Erfahrung mangelt: „Irgendwann hörst du einfach auf, es zu versuchen“, wie er seinen drei selbst ernannten Helfern lakonisch zu verstehen gibt. Was für diese wiederum keinesfalls ein Anlass sein kann, dennoch nur das Beste für ihren neuen Kumpel zu wollen. Witziger Weise führen die gut gemeinten Ratschläge und Hilfestellungen unseren Helden nicht selten in besonders prekäre Situationen. Cals Tipp, sich beim Baggern in der Disco an die schon etwas alkoholisierten Damen zu halten, endet somit fast tödlich für Andy, als er sich von der volltrunkenen Nicky (Leslie Mann) nach Hause fahren lässt. Auch am Arbeitsplatz, an dem sich die Nachricht über Andys Jungfräulichkeit wie ein Lauffeuer verbreitet hat, ist dieser selbst vor seiner Chefin (Jane Lynch) nicht mehr sicher, welche ihn im Plauderton fragt, ob er schon mal an eine rein sexuell ausgerichtete Freundschaft gedacht habe: „Ich bin sehr diskret. Und ich werde dich in deinen Träumen verfolgen!“
Neben den sich aus diesem Aufbau ergebenden Eskapaden gelingt es unserem unerfahrenen Helden dann auch tatsächlich – diesmal sogar ohne Zutun seiner chaotischen „Mentoren“ – die vielversprechende Trish (Catherine Keener) kennen zu lernen und mit ihr ein Date klar zu machen. Dennoch ist der Weg zum ersehnten Ziel lang und steinig, wenn er auch schließlich, von zahlreichen Turbulenzen begleitet, im Großen und Ganzen nach dem bereits erwähnten Schema verläuft. Tatsächlich geht es in dieser Komödie nicht ausschließlich darum, dass Andy seine erste sexuelle Erfahrung macht. Vielmehr gestaltet sich die Suche nach der richtigen Frau und einer umfassend erfüllenden Beziehung als mindestens ebenso bedeutsames Thema des Films. Dies gilt nicht nur für Andy und Trish, sondern letztlich ebenso für seine drei Freunde David, Jay und Cal, die zwar in gewisser Weise als Gegenentwurf zur Figur Davids verstanden werden können, mit ihrem verkorksten Liebesleben aber alles in allem keinesfalls besser dastehen als unser jungfräulicher Protagonist.
Steve Carell („Anchorman“, Bruce allmächtig), von dem auch die ursprüngliche Idee zu diesem Film stammt und welcher Judd Apatow als zusätzlichen Drehbuchschreiber, Regisseur und Produzent gewinnen konnte, erweist sich zugleich als gute Besetzung für die Hauptrolle, in welcher er den teils schüchternen und teils unglaublich komischen Andy auf liebevolle Weise darzustellen weiß. Auch Catherine Keener (Die Dolmetscherin, Being John Malkovitch) kann in der Rolle der selbstbewussten Trish überzeugen, ebenfalls positiv das Zusammenspiel der beiden Figuren.
Trotz der eindeutigen Richtung kommt „Jungfrau (40), männlich, sucht...“ ohne explizite Sexszenen aus und ist in dieser Hinsicht absolut jugendfrei. Statt dessen darf der Zuschauer Andys Versuchen beiwohnen, sich ein Kondom über den großen Zeh oder die Nase zu ziehen, während sich Trish gerade im Bad nebenan frisch macht. Zu diesem good clean fun gibt es dafür jede Menge dirty talk, wie man ihn aus entsprechenden Situationen im Alltag kennt. Dazu gehören neben dem Prahlen von sexuellen Großtaten und der Vermittlung von zwischengeschlechtlichem Know-how auch so völlig sinnfreie Szenen, wie jene, welche David und Cal in Andys Wohnung beim Videospielen zeigen, wobei sie sich neben mörderischen Gegenständen auf dem Bildschirm auch verbale Phrasen an den Kopf werfen, die jeweils mit der Frage „Weißt du, woher ich weiß, dass du schwul bist?“, eingeleitet werden, auf der dann im Schlagabtausch die jeweilige Begründung folgt, wie z. B. „Weil du Coldplay hörst.“
Als Gesamtergebnis ist „Jungfrau (40), männlich, sucht...“ eine dynamische, weitgehend anspruchslose Komödie, die sich jedoch durch ihren liebevoll-ironischen Umgang nicht nur mit dem Thema Jungfräulichkeit, sondern auch mit ganz normalen Beziehungsproblemen und dem Wunsch nach einem (nicht nur sexuell) erfülltem Liebesleben, positiv von vielen anderen Vertretern des Genres abhebt. Wer auf derartig chaotische Komödien abfährt, wird von diesem Film mit Sicherheit begeistert sein, während sich andere von der schieren Flut an zum Teil recht platten, anzüglichen Gags erschlagen oder von der doch eher schlichten und zum Teil etwas forciert wirkenden Dramaturgie der fast zweistündigen Handlung leicht genervt fühlen könnten.