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    The Dark
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    The Dark
    Von Lars Lachmann

    Zurück zur Natur – so könnte in etwa die Devise von John Fawcetts Grusel-Schocker „The Dark“ lauten, welcher auf der Romanvorlage „Opferlamm“ von Simon Maginn basiert. Schauplatz ist die raue walisische Küste mit ihren dem keltisch-mythischen Dunstkreis entnommenen Motiven und Legenden, die der weniger milden, aber dafür ganz schön dunklen Atmosphäre des Films als Inspirationsquelle herhalten sollen. Das Ganze nimmt sich im Ergebnis beinahe wie eine pastorale Fassung des „Poltergeist“-Stoffes aus, ist dabei aber alles andere als ein idyllisches Schäferstündchen.

    Adelle (Maria Bello) lebt mit ihrer kleinen Tochter Sarah (Sophie Stuckey) in New York. Aber die beiden kommen nicht gut miteinander aus und sehnen sich deshalb nach dem Vater bzw. Ehemann James (Sean Bean) zurück, der, von seiner Familie getrennt, an der Küste von Wales ein neues Leben als Aussteiger begonnen hat. Die Umstände sind für Adelle Anlass genug, mit Sarah nach Wales zu reisen, in der Hoffnung, die Familie wieder zusammenführen zu können. Dort angelangt, wird die Mutter nicht nur von ihrem schlechten Gewissen gegenüber ihrer Tochter, sondern auch von grausigen Visionen geplagt, die sich am Rand der steilen Felsklippen abspielen, an denen James‘ neues Zuhause gelegen ist. Die sich aufstauende Beunruhigung Adelles kulminiert schließlich mit dem Verschwinden von Sarah, die zuletzt beim Spielen unten am Wasser gesehen wurde. Als die lange Suche mit Rettungsbooten ohne Erfolg bleibt, hält die verzweifelte Mutter dennoch an ihrer Überzeugung fest, dass ihre Tochter nicht tot sei. Durch unheimliche Geschehnisse im Haus und der alten Abdeckerei, die zum Grundstück gehört, sowie das unvermittelte Auftauchen des Mädchens Ebrill (Abigail Stone) fühlt sich Adelle in ihren Vermutungen bestätigt. Der alte Farmer Daffyd, der mit James auf dem Hof lebt, bringt sie schließlich auf eine Spur in die Vergangenheit und einer alten keltischen Legende vom Jenseitsreich Annwn, von dem es heißt, dass ein Toter im Austausch für einen Lebenden wieder in unsere Welt zurückkehren könne...

    Was als einigermaßen viel versprechende, atmosphärische Exposition beginnt, scheitert im weiteren Verlauf der Handlung leider kläglich. So finden sich die, wenn schon nicht wirklich spannenden, doch immerhin gruseligsten Stellen im ersten Drittel des Films, der sich hierbei gleich mehrfach der Technik des „falschen Alarms“ bedient, indem sich eine schlimme Befürchtung als etwas im Grunde Banales herausstellt. Die Story, deren innovativstes Element zweifelsohne darin besteht, Schafen eine ungewohnte Rolle als Gruselelement zukommen zu lassen, weist indes eine Fülle von Logikfehlern, Lücken und Ungereimtheiten auf und kann somit von vorn bis hinten nicht überzeugen. Angefangen bei den überdramatisierten und unglaubwürdigen Folgen eines Streits zwischen Mutter und Tochter, bis hin zum Funktionsprinzip der Welt Annwn im Verhältnis zur unseren, über dessen interne Logik der Zuschauer bis zum Ende des Films keineswegs erhellt, sondern buchstäblich im Dunkeln gelassen wird.

    Wenngleich es das in Wales angesiedelte, aus Steuergründen jedoch auf der Isle of Man gefilmte Setting ist, was „The Dark“ am ehesten noch so etwas wie eine eigene Atmosphäre verleiht, fühlt sich der Genrekenner doch unmittelbar an die „dunkle Seite“ der „Poltergeist“-Filme erinnert, welche von den Straßenschluchten der amerikanischen Großstadt in die wilde, mythenverhangene britische Landschaftsidylle verpflanzt wurde. Das Gleiche in Grün, sozusagen.

    Trotz der Tatsache, dass die Geschichte als Fünf-Personen-Stück angelegt ist, bietet sie den Akteuren erstaunlicherweise kaum Gelegenheit, ihre Rollen wirklich auszuspielen, so dass den Figuren jegliche Tiefe abhanden kommt. Der größte Teil der Handlung wird durch den zentralen Konflikt zwischen Adelle und James getragen, der die irrationale Annahme seiner Frau, Tochter Sarah könnte noch am Leben sein, nicht nachvollziehen kann. Darstellerisch beschränkt sich dies jedoch fast ausschließlich darauf, dass die beiden unablässig mit halb offenem Mund und entsprechend verstörtem bis – im wahrsten Sinne – belämmertem Gesichtsausdruck durchs Bild laufen. So gesehen kommt den flauschigen, aber bisweilen nicht minder irrational agierenden Schafen eine im Verhältnis beachtliche Statistenrolle zu.

    Die Überraschungen, mit denen „The Dark“ aufwarten kann, sind in den meisten Fällen nur deshalb welche, weil sie sich im Gesamtkontext des Films als bar jeder Logik erweisen und sich einfach nicht in ein schlüssiges Ganzes zusammenfügen wollen. Es werden zwar im Verlauf der Handlung Erwartungen geschaffen, die Gruseliges und Spannendes in Aussicht stellen, letztlich aber nicht eingelöst werden, was beim Zuschauer nach dem Film ein Gefühl der Enttäuschung zurücklässt. Beziehungsweise, was die in den Kinobesuch investierte Zeit und das für die Karte gezahlte Geld betrifft, das Gefühl, am Ende doch nicht ungeschoren davon gekommen zu sein. Wer einen spannenden und atmosphärisch dichten Film sehen möchte, in dem es ebenfalls um widerkäuende Vierbeiner geht und der in einem Drittel der Zeit in höchster Perfektion zu unterhalten weiß, der weiche lieber auf einen Videoabend mit „Wallace & Gromit – Unter Schafen“ aus.

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