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    Liebe ist Nervensache
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Liebe ist Nervensache
    Von Nicole Kühn

    Wer kennt das nicht aus eigener Erfahrung oder aus dem Bekanntenkreis: Das vermeintlich perfekte Paar mit Kind schlägt sich mit den Alltagsproblemen von Nulldiäten für die Frau und unersättlicher Potenz des Mannes herum. Andere Variante: Während die Dame nach sieben Jahren Beziehung langsam aber sicher den Hafen der Ehe mit Nachwuchs ansteuert, vollzieht der dazugehörige Herr ein Wendemanöver nach dem anderen, um diesem Schicksal der endgültigen Verbindlichkeit zu entgehen. Was sich die Schauspielerin Rebecca (Julianne Moore) und ihr Mann Tom (David Duchovny), der Sportreporter Tobey (Billy Crudup) und seine Angebetete Elaine (Maggie Gyllenhall) sich alles wortgewandt an den Kopf werfen, verleiht diesen vermeintlich vorhersehbaren Beziehungskrisen in Bart Freundlichs „Liebe ist Nervensache“ eine angenehme Prise Tiefgang und unterhält dabei recht kurzweilig. Über die wenigen Längen retten die spielfreudigen Darsteller glücklicherweise einigermaßen hinweg und führen den kaum überraschten Zuschauer zum unausweichlichen Happy End – sonst wäre es ja keine Feel-Good-Komödie.

    Nach einem Mann wie Tom schleckt sich jede Frau die Finger: gutaussehend, gutgelaunt, und dabei noch emanzipiert genug, um den stressigen Job zugunsten der Kunst der Frau und der Kindererziehung an den Nagel zu hängen. Der einzige Haken an der Sache: Auch Tom leckt sich allzu gerne die Finger nach anderen Frauen, ist er doch mit der Erfüllung seiner Pflichten in der Ehe ganz und gar nicht ausgelastet. Allein bei dem Wort Ehepflichten bekommt Rebeccas jüngerer Bruder Tobey Fluchtreflexe. Seine langjährige Freundin liebt er mit jungenhaft sorgloser Aufrichtigkeit, aber man muss doch nicht gleich wirklich ernst machen, oder? So steuern beide Paare auf eine handfeste Krise zu, in der sie die Grenzen dessen ausloten, was ihre Liebe aushält.

    Regiseur Freundlich verzichtet zwar nicht auf gängige Klischees, er belässt es allerdings auch bei weitem nicht dabei, diese nur genüsslich durch den Kakao zu ziehen. Stattdessen gibt er seinen überzeugenden Darstellern ausgiebig Gelegenheit, sich in Selbst- und Zwiegesprächen mit dem besten Freund/der besten Freundin zu analysieren und das eigene Verhalten in all seiner Widersprüchlichkeit zu hinterfragen. Dabei entwickelt sich ein wunderbar lakonischer Dialogwitz, der jedoch nie in die Resignation abgleitet. Natürlich weiß jeder um seine eigenen Schwächen, einfach abstellen oder sie auch nur dem Anderen gegenüber zuzugeben, ist jedoch eine ganz andere Herausforderung. Gerade weil man es so gut aus dem eigenen Leben kennt, macht es Spaß, diesen vier modernen Großstadtpflanzen dabei zuzusehen, wie sich mit sich und ihren Liebespartnern, oder vielmehr: den schier unzähligen Möglichkeiten, die man ja verpassen könnte, ringen. Die rassige Eva Mendes genießt ihre Gastauftritte als verruchte Verführerin ganz offensichtlich.

    Obwohl Sex fast in allen Situationen Thema ist, gelingt es Kameramann Tim Orr, nahezu vollständig auf die direkte Darstellung zu verzichten und damit das viel Interessantere zu zeigen: Was passiert, wenn der Sex nicht mehr fraglos die größtmögliche Zweisamkeit herstellt, also überhaupt erst Anlass zu Diskussionen gibt? Und wie frei ist der moderne Mensch wirklich in dieser Zeit, in der alle Tabus gefallen scheinen und man über alles reden kann? In den absurden Situationen wird klar, dass man das eben oft doch nicht kann. Garniert sind die Turbulenzen mit einem manchmal fast aufdringlich wirkenden Soundtrack, der manchem Effekt die Wirkung durch seine Voreiligkeit nimmt, ansonsten aber eingängig das Geschehen begleitet. Amüsant sind auch die Seitenhiebe auf die Subkulturen, die das moderne Leben prägen: Sportkommentator Tobey lebt seine Profession als passiver Zuschauer auch im Privaten ganz gerne aus, Elaines neuer Freund kann außerhalb seines Kunstdiskurses offensichtlich über kaum etwas reden und Disco-Queen Eva Mendes wechselt ihre Lover wie andere vielleicht gerade mal den Tanzpartner.

    Das alles ist in einem Rhythmus erzählt, der weder außer Atem bringt noch langweilt und ist damit durchaus für einen unterhaltsamen Abend zu empfehlen, der keinen Anspruch auf Kunstbeflissenheit erhebt.

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