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    Apollo 18
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Apollo 18
    Von Carsten Baumgardt

    Laut Umfragen zweifeln allein in den USA 60 Millionen Menschen daran, dass die Mondlandungen tatsächlich stattgefunden haben - ganz zu schweigen von den eifrigen Verschwörungstheoretikern im Rest der Welt. Trotzdem ist die Hochzeit der ernsthaften Skepsis längst vorbei. Eine solch gigantische Charade unter Tausenden von Mitarbeitern geheim zu halten, erscheint dann doch ein bisschen zu weit hergeholt. Einen völlig anderen Ansatz wählt nun Gonzalo Lopez-Gallego. Er behauptet nicht, dass die sechs NASA-Mondlandungen zwischen 1969 und 1972 ein Täuschungsmanöver gewesen sind, sondern geht einen Schritt weiter: Laut dem Regisseur wurde die aus Budgetgründen offiziell abgesagte Apollo-18-Mission doch in Angriff genommen. In seinem Found-Footage-Horror „Apollo 18" präsentiert der Spanier nun hochgeheimes Filmmaterial von der Mission, das angeblich irgendwo im Internet aufgetaucht ist. Aber weil Lopez-Gallego das Potential seiner Räuberpistole nur zum Teil nutzt, wird aus einer der vielversprechendsten Plotideen des Jahres am Ende doch nur ein mittelmäßiger Weltraum-Thriller.

    Zwei Jahre nach dem erfolgreichen Apollo-17-Flug schickt das US-Verteidigungsministerium Apollo 18 in hochgeheimer Mission auf den Weg zum Mond. Was genau Kommandant Nathan Walker (Lloyd Owen) und die beiden Piloten Benjamin Anderson (Warren Christie) und John Grey (Ryan Robbins) da oben eigentlich genau erforschen sollen, erfahren sie nicht. Nicht einmal ihren nächsten Angehörigen dürfen sie von der Mission erzählen. Der Flug zum Mond verläuft zunächst ohne besondere Vorkommnisse, die Astronauten Walker und Anderson landen sicher auf dem Trabanten, während Grey im Mond-Orbiter seine Kreise zieht und auf die Rückkehr der Kollegen wartet. Nach dem Einsammeln erster Gesteinsproben wird den Mondtouristen aber zunehmend mulmig. Einer der eingetüteten Steine hat sich offenbar selbstständig gemacht und wenig später tauchen auch noch fremde Fußspuren auf. Hat etwa die UdSSR zwischenzeitlich einen ihrer Kosmonauten heimlich auf den Mond geschossen?

    Am 19. Dezember 1972 um 19.24 Uhr Ortszeit wasserte das Apollo-Raumschiff CSM-114 im Pazifik und schloss so Mission Nummer 17 erfolgreich ab. Damit endete zugleich eine glorreiche Ära. Nachdem die NASA zwölf Menschen auf den Mond gebrachte hatte, war plötzlich Schluss mit dem kostspieligsten Forschungsabenteuer der Menschheitsgeschichte. Das Apollo-Programm kostete nach heutigen Maßstäben etwa 120 Milliarden Dollar und bot 400.000 Menschen Arbeit. Drei weitere geplante Mondflüge wurden aufgrund der exorbitanten Kosten abgesagt. Das primäre Ziel, den Mond als Erster und vor der UdSSR zu erreichen, hatte die USA schließlich mit einem beispiellosen Kraftakt erreicht. Aber ist die NASA wirklich nur wegen des finanziellen Aspekts nie wieder auf den Mond zurückgekehrt? Filmemacher Gonzalo Lopez-Gallego („King of the Hill") beantwortet diese Frage spektakulär: Das Weltraumprogramm wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgeführt und erst jetzt sind 80 Stunden geheimes Filmmaterial der 18. Apollo-Mission, die noch einmal drei Astronauten auf den Mond gebracht hat, im Internet aufgetaucht.

    Obwohl die Idee von „Apollo 18" wie bei eigentlich allen Found-Footage-Filmen (etwa „Blair Witch Project" oder „Troll Hunter") ziemlich weit hergeholt ist, sah sich die NASA zum US-Start des Films doch dazu genötigt, in einer offiziellen Pressemitteilung noch einmal klarzustellen, dass der Thriller natürlich reine Fiktion sei. Dabei glauben die Macher offensichtlich selbst nicht, dass jemand tatsächlich auf ihren Film hereinfällt, denn im Abspann werden fein säuberlich die Namen der Schauspieler aufgereiht (die es schließlich gar nicht geben dürfte, wenn es sich tatsächlich um Originalaufnahmen handeln würde). Abseits dieser Inkonsequenz bleibt die Grundidee von „Apollo 18" aber hochspannend und trägt den Film auch über einen Teil der Spielzeit. Solange die bedrohliche Frage im Raum schwebt, was die Astronauten denn nun genau auf dem Mond erwartet, hält allein diese die Spannung auf einem hohen Niveau. Aber dann lässt Lopez-Gallego die Katze aus dem Sack... und auch wenn die Antwort nicht per se uninteressant ist, bleibt die Umsetzung doch eine Enttäuschung.

    Ein Found-Footage-Film ist immer eine zweischneidige Angelegenheit. Zum einen suggerieren die verwackelten, angeblich originalen Aufnahmen Authentizität, auf der anderen Seite leiden aber die Produktionswerte und der Film wirkt automatisch „kleiner". Die Bilder von Kameramann Jose David Montero sind besonders in den Mondszenen wackelig und anstrengend anzuschauen. Innerhalb der Landefähre sind sie hingegen so statisch, dass kaum Dynamik aufkommt. Während der Look und die Ausstattung des Films glaubhaft sind, verliert die Handlung immer mehr von ihrem zuvor sorgsam konstruierten Bezug zur Realität. Stattdessen driftet sie mehr und mehr ins Richtung Weltraum-Horror à la „Alien". Kleinere Ungereimtheiten wie die nicht stimmige Darstellung der Mondanziehung (die Astronauten bewegen sich fast so wie auf der Erde, obwohl sie eigentlich sechs Mal weniger wiegen müssten) mindern den Spaß zumindest für Weltraumfans zusätzlich.

    Fazit: Regisseur Gonzalo Lopez-Gallego macht aus einer der spannendsten Plotideen der Saison am Ende einfach zu wenig... womöglich hätte die Story als herkömmlicher Hollywoodfilm besser funktioniert, denn der einengende dramaturgische Kniff des gefundenen Filmmaterials erweist sich als herzlich überflüssig.

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