Bei all den Computerspielverfilmungen, die momentan unsere Leinwände heimsuchen, mag man kaum glauben, dass die „Resident Evil“-Reihe nach „Pokemon“ erst das zweite Game-Franchise ist, das es bis zur Trilogie gebracht hat. Dabei ist es bei den meisten Filmen (Doom, Alone In The Dark) natürlich ein Segen, dass uns weitere Teile erspart geblieben sind. Nicht so bei „Resident Evil: Extinction“ - hier erweist sich der abschließende Film der Serie nämlich auch als der stärkste: Nach „Mortal Combat“-Regisseur Paul W.S. Anderson (Resident Evil, 2002) und Second-Unit-Spezialist Alexander Witt (Resident Evil: Apocalypse, 2004) hat nun der Australier Russell Mulcahy das Ruder übernommen. Dabei wirft die Genregröße Mulcahy (Highlander, „Razorback – Kampfkoloss der Hölle“, „Ricochet – Der Aufprall“, „Resurrection – Die Auferstehung“) seine ganze Erfahrung in die Waagschale und mischt diese dann auch noch mit DEM Klassiker seiner Heimat, George Millers Mad Max, ordentlich durch. Das Ergebnis ist ein temporeicher, hervorragend inszenierter Zombiethriller, unterlegt mit einer wunderbar rauen, postapokalyptischen Atmosphäre.
Nachdem der T-Virus die Grenzen von Raccoon City hinter sich gelassen hatte, dauerte es nicht mehr lange, bis beinahe die gesamte Weltbevölkerung zu blutdürstenden Bestien mutiert ist. Die wenigen Überlebenden ziehen nun – meist in kleinen Gruppen – ohne wirkliches Ziel, ständig auf der Flucht vor den Zombie-Horden umher. Einer dieser Konvois, angeführt von dem Soldaten Carlos Olivera (Oded Fehr, Die Mumie kehrt zurück) und der Amazone Claire (Ali Larter, Final Destination), sucht sich gerade seinen Weg durch die Wüste von Nevada. Als der Trupp von einem gigantischen Schwarm Krähen attackiert wird, kommt ihnen die geheimnisvolle Alice (Milla Jovovich, Das fünfte Element, Ultraviolet) zu Hilfe. Diese hat Aufzeichnungen gefunden, nach denen in den Weiten Alaskas noch eine ganze Kolonie von Überlebenden existieren soll. Nach kurzen Diskussionen bricht der Tross, sich an diesen letzten Strohhalm klammernd, auf. Doch zunächst müssen in Las Vegas noch die zuneige gehenden Vorräte aufgefüllt werden. Währenddessen arbeitet Dr. Isaacs (Iain Glen, Lara Croft: Tomb Raider, Die letzte Legion), Chefwissenschaftler der Umbrella Corporation, in seinen unterirdischen Labors weiter an einem Gegenmittel. Hierzu benötigt er jedoch unbedingt eine Blutprobe des entflohenen Versuchskaninchens Alice...
Zu Beginn des Films erwacht Alice in einer Badewanne. Offensichtlich weiß sie nicht genau, wo sie sich befindet. Ein Fluchtversuch wird gestartet, perfide Laserfallen stellen für die geübte Kämpferin kein wirkliches Hindernis dar. Doch dann jagt ihr eine plötzlich aus dem Boden hervorkommende Selbstschussanlage gleich mehrere Kugeln in den Bauch. In einer der nächsten Einstellungen sieht man, wie sie in einem Massengrab landet, in dem bereits Hunderte Alice-Clone verbuddelt liegen. Die unglaublich schick anzusehende Eröffnungssequenz von „Resident Evil: Extinction“ gehört mit Sicherheit zu den bestinszenierten zwei Minuten des Kinojahres. Wirklich überraschend ist dies jedoch kaum, war Regisseur Mulcahy doch mit seinem hippen, im MTV-Stil abgedrehten Historien-Action-Reißer Highlander seiner Zeit – zumindest visuell – schon Mitte der 80er locker zehn Jahre voraus. Überraschend ist da schon eher, dass es zunächst in diesem Höllentempo weitergeht: Alice wird von einer Gruppe Rednecks gefangengenommen, die ihre gehäuteten Dobermänner (die in einem wahren „Resident Evil“-Streifen natürlich keinesfalls fehlen dürfen) auf die wehrhafte Amazone loslassen. Auch wenn sich der Film dann erst einmal eine Ruhepause gönnt, um die verschiedenen Figuren des Konvois vorzustellen, werden die Versprechungen der ersten Minuten auch später nicht gebrochen. Eine intensive Reminiszenz an Hitchcocks Die Vögel und das Setting des menschenleeren, zu einer Wüste mutierten Las Vegas sind weitere optische Highlights, die ohne weiteres an die starke Eröffnung anknüpfen können.
Wenn man es sich ganz einfach machen will, könnte man den Film natürlich mit der simplen Formel „Optik = top, Inhalt = flop“ zusammenfassen. Und für alle, die schon mit den ersten beiden Teilen nichts anfangen könnten, wird es wohl auch auf dieses Ergebnis hinauslaufen. Doch wenn man es genauer betrachtet, erkennt man, wie kongenial sich die Story in den Dienst der erstklassigen Inszenierung stellt. Am besten verdeutlicht dies die folgende Szene: Spoiler! Dr. Isaacs schaltet die gerade in einem Kampf mit einer Zombie-Übermacht steckende Alice einfach ab. Die Kamera zoomt von Alices leer werdenden Augen zurück, bis man zunächst nur noch die Erde und schließlich den Satelliten sieht, mit dem das Abschalt-Signal gesendet wurde. Spoiler Ende! Diese Inszenierung ist einfach so groß, dass es im Endeffekt egal ist, welche Haken die Geschichte zuvor alle schlagen musste, um an diese Stelle zu gelangen. Und es gibt noch eine Handvoll weiterer solcher herausragenden Szenen, zu denen auch die letzte Einstellung des Films zählt, die nur dank gewisser Storyeinfälle überhaupt zustande kommen. Wenn man „Resident Evil: Extinction” konsequent aus diesem Blickwinkel betrachtet, bleibt schlussendlich nur ein einziger, allerdings durchaus gewichtiger Kritikpunkt am Inhalt übrig. Autor Paul W.S. Anderson versteht es nicht, mit seinem im Konvoi eingeführten Charakteren auch nur das Geringste anzufangen - mit Ausnahme der geheimnisumwobenen Alice und des wahnsinniges Wissenschaftlers Dr. Isaac bleiben alle Figuren blass.
Fazit: Superstylishe Zombie-Action in apokalyptischer Mad Max-Szenerie – so entpuppt sich „Resident Evil: Extinction“ zumindest visuell schnell als stärkster Teil der Untoten-Trilogie.