„Everybody was Kung Fu fighting...“ – Carl Douglas' Kultsong aus dem Jahr 1974 ist bei Stephen Chows neuestem Film „Kung Fu Hustle“ Programm. Sowohl die Kampfdarbietungen als auch den Spaßfaktor dieser Martial-Arts-Komödie betreffend. Es geht um Kung Fu – und um ein großes, heilloses Durcheinander. Chows Werk ist dabei zugleich Hommage und liebevolle Parodie auf die Kung-Fu-Filme aus dem Hongkong der 70er Jahre, welche den asiatischen Schauspielstar und Filmemacher seinerzeit nach eigener Aussage selbst begeistert und geprägt haben.
Schauplatz ist eine Stadt im Süden Chinas der 40er Jahre. Gleich von der ersten Szene an geht es heftig zur Sache: Die mafiaartig organisierte, skrupellose Axt-Gang verbreitet schon bei ihrem Anblick Angst und Schrecken bei den Bürgern der Stadt und hält diese schon bald in ihrem eisernen Griff. Die ganze Stadt? – Nein, nur ein kleiner, ärmlicher Randbezirk, der von allen nur „Der Schweinestall“ genannt wird, war bisher einfach zu unbedeutend, als dass er die Aufmerksamkeit der Gangsterbande auf sich ziehen konnte. Dies ändert sich erst, als der Möchtegern-Ganove Sing (Stephen Chow) und sein Kumpel (Lam Tze Chung) dieses Viertel aufsuchen und dort versuchen, einige der wehrlosen Anwohner zu erpressen, indem sie sich selbst als Mitglieder jener gefürchteten Axt-Gang ausgeben. Doch in den eher harmlos wirkenden Bewohnern des „Schweinestalls“ scheint mehr zu stecken, als man ihnen auf den ersten Blick zutrauen würde, was dann schließlich auch die wirkliche Axt-Gang auf den Plan ruft...
So viel zur Ausgangssituation – das Chaos ist soweit vorprogrammiert. Viel mehr soll an dieser Stelle auch gar nicht verraten werden, denn viele Überraschungen stecken im Detail. Die zugrunde liegende Story kann insgesamt schon als eher geradlinig bezeichnet werden. Innerhalb dieses Rahmens wird dem Zuschauer wirklich Bombastisches geboten, wozu neben den Darstellern auch Choreograph Yuen Wo Ping („Tiger And Dragon“, „Matrix“) und Effekt-Spezialist Frankie Chung („Kill Bill Vol. 1“, „Shaolin Soccer“) ihren Teil beitragen können. In jedem Fall versteht Chow es, sowohl die Intensität als auch die Dynamik seiner Martial-Arts-Komödie in einem angemessenen Tempo Stufe um Stufe zu steigern und – wie bei einem guten Feuerwerk – die größten Knaller erst ganz zum Schluss zu zünden. Nicht zuletzt in dieser Hinsicht zeigt sich, was im Grunde auch für jede Kampftechnik gilt: Das richtige Timing ist alles.
Ähnliches lässt sich über den Humor und die parodistischen Elemente sagen, die sich nahtlos in die Actionhandlung einfügen: So werden stereotype Kung-Fu-Weisheiten auch mal verbal auf die Schippe genommen und einige Action-Klischees bewusst überzeichnet, wie z. B. anhand einer atemberaubenden Verfolgungsjagd auf der Landstraße, die natürlich in keinem guten Actionstreifen fehlen darf. Hier findet die Verfolgung allerdings zu Fuß und mit CGI-unterstützten Akteuren statt. Bei allem „Hustle and Bustle“ hat der Film dennoch auch seine ruhigen, ernsten und teilweise auch traurigen Momente, die dem hektischen Kampfspektakel letztlich wieder zu seiner nötigen Balance verhelfen.
Regisseur Stephen Chow, der 2001 bereits mit „Shaolin Soccer“ in seiner Heimat große Erfolge feiern konnte, ist es gelungen, für „Kung Fu Hustle“ ein wahres Staraufgebot asiatischer Darsteller zu verpflichten. Yuen Wah, dem seit den 70er Jahren immer wieder an der Seite von Darstellern wie Bruce Lee, Jackie Chan oder Chow Yun Fat vor allem die Rolle des Bösewichts zufiel, spielt zusammen mit Yuen Qiu, die 1973 im Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ einen kurzen Gastauftritt hatte, das auf Seiten der Guten stehende Vermieterpärchen des „Schweinestalls“. Neben weiteren Actionhelden wie Dong Zhi Hua, Chiu Chi Ling und Xing Yu ist die Legende Leung Siu Lung nach den letzten Auftritten in den 80er Jahren erstmals wieder auf der Leinwand zu sehen – diesmal nicht in der Rolle des Helden, sondern eher als Schurke oder bestenfalls ambivalente Figur jenseits von Gut und Böse...
Stephen Chow betont, dass es sich bei „Kung Fu Hustle“ um ein sehr persönliches Werk handelt, in dem es vor allem um den Geist und die Essenz der Kampfkunst gehe, die immer auch mit einem langen Prozess des Lernens und Reifens verbunden sei. Was den zugleich parodierenden und anerkennenden Charakter der Komödie angeht, lässt sich vergleichsweise sagen: Was „Zaitoichi – Der blinde Samurai“ und „Samurai Fiction“ für die japanischen Samurai-Klassiker sind, ist „Kung Fu Hustle“ für die Produktionen des Hongkong-Kinos seit den 70er Jahren. Ebenso lassen sich Einflüsse des aktuellen chinesischen Kinos („Tiger And Dragon“, „Hero“) ausfindig machen - vor allem, was Choreographie und CGI-Effekte betrifft. Wer mit dem asiatischen Humor klarkommt, kann auch als Nicht-Martial-Arts-Fan mit diesem soliden Action-Kracher voll auf seine Kosten kommen. Einem spaßigen, opulenten und rasanten Kinoerlebnis steht bei „Kung Fu Hustle“ nichts mehr im Wege.