„Every time a bell rings, an angel gets his wings.“
„Ist das Leben nicht schön?“ von 1946 gilt als Klassiker unter den Weihnachtsfilmen. Damals war das Werk von Frank Capra an den Kinokassen ein Flop, konnte sich aber später in TV und Fernsehen durchsetzen und etablierte sich nicht nur in den Feiertagen als historischer Film, der auch heute noch Generationen beeinflussen wird. Das Werk um George Bailey, der an Weihnachten sein Leben auf eine neue Art zu schätzen lernt, ist nun fast 80 Jahre alt und ich habe den Klassiker noch nie wirklich gesehen (nur Ausschnitte im Fernsehen als Kind). Die perfekte Zeit, um zu prüfen, ob der Film auch noch nach all den Jahrzehnten funktioniert und berührt.
Eine höhere Macht schickt einen Engel auf die Erde, da ein ganz besonderer Mensch Hilfe braucht: George Bailey. Eigentlich müsste er ein erfülltes Leben haben, denn er arbeitet in einer Bank, hat eine wundervolle Frau und Kinder und alle scheinen ihn zu schätzen in der Vorstadt. Doch George möchte raus aus dem Ort, will was von der Welt sehen und neue Dinge erleben. Dieser Traum verschiebt sich immer weiter nach hinten und langsam verliert George die Hoffnung…
„Ist das Leben nicht schön?“ erinnert teilweise stark an „Die Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens, gerade am Ende, wenn die übernatürlichen Dinge geschehen und George Freude und Liebe in sein Leben bringen. Dabei nimmt der Film aber eine wunderbare und für damalige Verhältnisse einzigartige Sicht auf das Leben: Was wäre, wenn man nie existiert hätte? Wie anders würde das Leben der Mitmenschen aussehen? Eine sehr spannende Frage, die hier kunstvoll in eine rührende Geschichte umgebaut wird.
Dabei hat der Film offensichtlich, christliche Aspekte (immerhin geht es ja auch um Weihnachten). Für mich als Atheist sind manche Momente etwas zu biblisch, aber zum Glück driftet der Film nie zu sehr in diese Richtung, sondern behält den Fokus auf den Protagonisten George und sein Leben.
Und der Großteil des Films (etwa zwei Drittel) beschäftigt sich auch erst einmal nur damit zu zeigen, wie George zu George wurde. Wir sehen seinen Weg vom Kind zum erwachsenen Mann. Und das ist auch wirklich schön, da wir so gegen Ende umso mehr mit ihm mitfühlen. „Ist das Leben nicht schön?“ erzählt sehr kraftvoll eine große und gleichzeitig intime Geschichte über einen Menschen, der seine Träume verliert. Und ich muss sagen, dass mich die Botschaft und das ganze filmische Erlebnis auch im Jahre 2023 noch sehr mitnimmt. Kein Wunder, dass der Film zu einem Weihnachtsklassiker wurde, auch wenn der weihnachtliche Aspekt erst gegen Ende wirklich passiert.
Schauspielerisch gibt es viel zu sehen, allen voran der große James Stewart, der als George unfassbar gut und glaubhaft ist! Auch Donna Reed als Mary spielt wunderbar, ebenso wie ein Großteil des Casts. Alle kreieren wirklich charmante Figuren, die perfekt in so ein modernes Märchen passen.
Auch technisch ist der Film heute noch beeindruckend und wundervoll anzusehen. Seit 1986 gibt es auch mehrere nachkolorierte Fassungen, da der Film im Original schwarz-weiß gedreht wurde. Die ersten beiden Farbvarianten wurden jedoch stark kritisiert. Die neuste Fassung (von 2007) soll wohl die beste sein und ist auf allen neuen DVD- und Blu-ray-Versionen zu finden. Und ich muss sagen, dass sie wirklich schick aussieht, aber selbstverständlich hat der Film in seiner Original-Optik die gleiche Kraft.
Auch der Score von Dimitri Tiomkin ist wirklich schön.
Fazit: „Ist das Leben nicht schön?“ hat seinen Klassikerstatus in meinen Augen vollkommen gerechtfertigt und verdient. Ein kraftvoller und bewegender Film, der nicht nur zur Weihnachtszeit die Herzen erwärmen kann. Starke Schauspieler und eine zeitlose Geschichte, die auch sicherlich in hundert Jahren noch Anklang finden wird!