Eigentlich ist der Western als florierendes Kinogenre schon seit einigen Jahrzehnten ausgestorben. Und wenn sich dann doch einmal ein Studio an dieses altehrwürdige Genre heranwagt, ist das Ergebnis bis auf einige Ausnahmen - wie etwa Kevin Costners Open Range – meist auch noch eine Western-Komödie. Schade eigentlich, denn neben annehmbaren Werken wie Die Legende des Zorro bewegen sich die meisten Filme auf dem unterirdischen Niveau des bekanntesten Vertreter des Genres: Barry Sonnenfelds Totalausfall Wild Wild West. Und leider ist auch der mit Salma Hayek und Penélope Cruz zwar hervorragend besetzte, aber ungemein schwach inszenierte „Bandidas“ kaum einen Deut besser.
Mexiko am Ende des 19. Jahrhunderts: Um ohne viel Widerstand eine Eisenbahntrasse durch das Weideland legen zu können, wird der rücksichtslose Jackson (Dwight Yoakam) von einer New Yorker Bank geschickt, um den verschuldeten mexikanischen Bauern ihr Land abzunehmen. Bei seinem Beutezug werden auch die Familien von Maria (Penélope Cruz) und Sara (Salma Hayek) in Mitleidenschaft gezogen. Während Sara, die die letzten Jahre auf teuren Schulen in Europa verbracht hat, ihren Vater durch einen hinterhältigen Giftanschlag verliert, wird Marias Vater, ein mittelloser Bauer, schwer verwundet. Um sich ihren Besitz und den der mexikanischen Bevölkerung zurückzuholen und sich an den gemeinen Dieben zu rächen, beschließen die beiden, sich zusammenzutun und zukünftig gemeinsam Banken auszurauben. Mit der Hilfe des trotteligen Kriminologen Quentin (Steve Zahn) und des eigenbrötlerischen Westernhelden Bill Buck (Sam Shepard) machen sich die „Bandidas“ auf, ihren Robin-Hood-Gedächtnis-Feldzug zu beginnen…
Vielleicht muss man es auf die Werbefilmer-Vergangenheit der beiden norwegischen Debüt-Regisseure Joachim Roenning und Espen Sandberg zurückführen, dass die dramaturgischen Bruchstücke des Films maximal einige Minuten lang sind, ein filmumspannender Spannungsbogen sogar kaum zu entdecken ist. Und auch die einzelnen Szenen wirken viel zu bieder, selbst die Actionsequenzen kommen ohne jeglichen Schwung daher. Hätte man auf die Zickenprügelei zwischen Maria und Sara frontal mit seiner Hausgebrauch-Videokamera draufgehalten, hätte die Szene mehr Tempo entwickelt, als es nun Dank des emotionslosen 08/15-Handwerks der beiden Neulinge der Fall ist. Erst der Showdown, der ohne jede Vorwarnung ein CGI-Feuerwerk abfeuert, ist dann schön anzusehen, unterstreicht aber auch die Konzeptlosigkeit der Inszenierung – passend dazu ist der Film auch mit einem irgendwie mexikanisch klingenden Musik-Einheitsbrei unterlegt, der mehr Langeweile als Atmosphäre oder Stimmung verbreitet.
Eigentlich ist man mit Action-Comedys, bei denen Luc Besson (Angel-A, Léon – Der Profi) seine Hände als Drehbuchautor im Spiel hat, meist auf der sicheren Seite. So haben nicht nur der von ihm selbst inszenierte Das fünfte Element, sondern auch Unleashed, The Transporter und Transporter – The Mission seines Schützlings Louis Leterrier stets mit ihrer gekonnten Over-the-Top-Action und ihren coolen Onelinern so richtig Spaß gemacht. Aber verglichen mit diesen Höhepunkten des Kintopps ist „Bandidas“ ein schwarzer Fleck in Bessons Karriere als Schreiberling. So liegt es nicht nur an der schwachen Inszenierung, dass der Film nie wirklich Tempo aufnimmt. Die uninspiriert zusammengewürfelten, ausgelutschten Genre-Versatzstücke wollen hier nämlich einfach nicht zusammenkommen. Hinzu kommen nervige Dialoge aus der Mottenkiste und ein amerikakritischer Einschlag, der zwar durchaus seine berechtigten und gelungenen Momente vorweisen kann, aber auch oft in plakatives, zu oberflächliches Sozialgelaber abgleitet.
Salma Hayek (Frida, From Dusk Till Dawn, Dogma) und Penélope Cruz (Alles über meine Mutter, Vanilla Sky, Blow) spielen ein paar furchtlose Heldenweiber im ruchlosen Wilden Westen. Das Mindeste, was man von so einem Film erwarten sollte, ist eine gehörige Portion Charme und Frauenpower. Aber entgegen aller Erwartungen will der Funke zwischen den beiden, die auch abseits Hollywoods enge Freundinnen sind, und dem Zuschauer nie überspringen. Nur wenn Cruz gleich zu Beginn ein Spiel Tic-Tac-Toe gegen ihr Pferd verliert und dann unglaublich niedlich mucksch dreinblickt, oder wenn Cruz und Hayek in einer Szene zickig um die Wette küssen, blitzt das Potential dieses eigentlich perfekt zusammenpassenden Duos auf. Ansonsten scheinen sich die Powerfrauen aber gegenseitig zu neutralisieren – wozu auch die missratene deutsche Synchro ihren nicht unerheblichen Beitrag leistet.
Bleiben die beiden Protagonisten schon hinter den hohen Erwartungen zurück, kann „Bandidas“ mit seinen Nebendarstellern fast überhaupt nicht punkten. Steve Zahn (Joyride, National Security, Out Of Sight) gibt Quentin, die Wild-West-Parodie eines CSI-Ermittlers, ohne jeden Witz und der von Dwight Yoakam (Panic Room, The Three Burials Of Melquiades Estrada) gespielte Ganove Jackson muss ohne ein Fünkchen Bösewicht-Charme auskommen. Nur Sam Shepard, der hier seine Heldenrollen von Philip Kaufmans Der Stoff aus dem die Helden sind bis hin zu Wim Wenders Don´t Come Knocking zitiert und parodiert, könnte man als vorsichtiges Highlight bezeichnen. Mit einem gelungenen Fünf-Minuten-Auftritt ist am schwachen Gesamteindruck des Films dann aber natürlich auch nichts mehr zu retten.