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    Riding Giants
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Riding Giants
    Von Lars Lachmann

    Stacy Peralta, der sich 2001 in seinem Film „Dogtown And Z-Boys“ bereits intensiv mit der Skaterkultur auseinander setzte, widmet sich in seiner neuen Dokumentation „Riding Giants“ seiner eigentlichen Leidenschaft, dem Big Wave Surfing. Schließlich gehört er seit den frühen 70er Jahren selbst zu jenen Enthusiasten des nassen Elements, für die es nichts Schöneres gibt, als sich hinaus zu begeben auf die Bretter, die die Welle reiten.

    Am Anfang des Films steht zunächst ein kurzer, spritziger Abriss der Geschichte des Wellenreitens von ihren Anfängen vor ca. 1500 Jahren in Polynesien bis zum Ende der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Einführung erfolgt lustigerweise in Form einer zeichentrickartigen Collage, in ähnlichem Stil, wie ihn Monty Python in ihrem „Flying Circus“ und in einigen ihrer Filme geprägt haben. Erst in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts beginnt sich an der Küste Südkaliforniens so etwas wie eine Surferkultur zu entwickeln. In dieser frühen Phase haben die Sportsfreunde noch etwas Anstößiges, Rebellenhaftes an sich. Es wird zudem nicht nur gesurft, sondern cool am Strand herumgehangen und allerlei Blödsinn veranstaltet. So werden einige Filmdokumente eingespielt, welche die Jungs bei ähnlich sinn- und schmerzbefreiten Aktionen zeigen, wie sie heute in kommerziellen Sendungen wie z. B. „Jack Ass“ dargeboten werden. Insofern hat der Einfluss der frühen Surferkultur tatsächlich in vielfacher Hinsicht einen Lifestyle begründet, der bis in die heutige Zeit seine Sandspuren hinterlassen hat.

    Nach diesem rund 20-minütigen Abschnitt wird „Riding Giants“ sehr viel spezifischer und im Folgenden näher auf die einzelnen Locations eingegangen, die sich diese Wassersportart im Laufe der folgenden Dekaden erschlossen hat. Hier sind vor allem die Gebiete um Hawaii zu nennen, die nach und nach von einigen Pionieren entdeckt wurden. Aus diesen beginnen sich im Zuge dessen auch einige der ersten großen Surferlegenden zu entwickeln, die getreu dem Motto „größer – schneller – weiter“ ebenfalls bereit sind, immer größere Risiken auf ihrer Suche nach der perfekten Welle auf sich zu nehmen. Explizit hervorgehoben werden Persönlichkeiten wie Greg Noll, der nicht nur einen außergewöhnlichen Wagemut an den Tag legt, sondern auch als erster Selfmade Man in das Surf-Marketing einsteigt und mit der Herstellung von Brettern und anderem Zubehör einen wachsenden Industriezweig begründet. Ebenso ausführlich erwähnt werden Dann Jeff Clark, der Entdecker der „Mavericks“ bei San Francisco, zwischen deren gefährlichen Riffs er zunächst über Jahre hinweg allein herumtollte, sowie die Surferikone schlechthin, der Extremsportler Laird Hamilton, dessen Gesicht wohl jedem Wassersportbegeisterten von den Titelseiten einschlägiger Surfermagazine bekannt sein dürfte.

    Die Darbietung des Stoffes gestaltet sich durchweg recht dynamisch und kurzweilig und kann bei den Einspielungen der vielen Zeitdokumente mit zum Teil beeindruckenden Bildern aufwarten, von denen sich der Nervenkitzel, sich mit solchen Naturgewalten einzulassen, schon mal auf den Zuschauer übertragen kann. Angereichert wird das Material mit kurzen Interviewsequenzen, entweder aus dem Archiv oder mit aktuellen Kommentaren von Laird Hamilton, Greg Noll und deren Angehörigen. Untermalt wird das Ganze mit einem passenden Soundtrack von Interpreten wie Dick Dale, The Hives, Soundgarden, Pearl Jam und der Phinui Hawaiian Band, um nur einige zu nennen. Während des Abspanns, den es allein wegen einiger weiterer spritziger Kommentare und Aufnahmen durchaus bis zum Ende anzusehen lohnt, wird schließlich der lebensbejahende Titel „This Is the Sea“ von den Waterboys gespielt.

    Peraltas Dokumentation wendet sich sicherlich in erster Linie an Anhänger des Wassersports im Allgemeinen und an Big Wave Surfer im Besonderen, für die der Film durchaus die Schaumkrone der Begeisterung symbolisieren könnte. Vielleicht dennoch mit einer kleinen Einschränkung, da der Fokus geographisch gesehen ausschließlich auf die USA beschränkt bleibt – auf andere Länder und Regionen wie z. B. Australien, in denen sich ebenfalls eine eigene Surferkultur entwickelt hat, wird im Rahmen des Films nicht eingegangen. Für alle Übrigen ist – abgesehen von den beeindruckenden Bilden – je nach Geschmack der erste Teil des Films, der das etwas weit reichendere Thema über den Einfluss des Surfens auf die amerikanische Popkultur kurz andeutet, wohl noch der interessanteste.

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