In meinem noch jungen Leben habe ich bestimmt schon über 250 Filme gesehen. Darunter waren sehr schlechte Filme, so lala Filme, ganz gute Filme,sehr gute Filme und schließlich Meisterwerke. Doch was macht ein Meisterwerk aus? Was ist es das einen Film von der Menge und der Stange abhebt und ihn zu etwas besonderes macht? Ein Movie wie etwa "Schindlers Liste" hat sicher einen hohen Anspruch... und ein Epos wie "Gladiator" eine Monumentale Schönheit. Das waren nur 2 Beispiele, sonst würde das hier ewig weiter gehen. Es passiert aber äußerst selten. Wenn man Glück hat darf man 1-2 mal im Jahr dieses besondere Prädikat verleihen. Und bei David Finchers "Benjamin Button" war das glücklicherweise der Fall. Warum die Oscar Jury lieber einen Bollywood Film (Slumdog Millionär) im Jahr 2009 als besten Film und besten Regisseur (Danny Boyle) ausgezeichnet hat, bleibt wohl auf immer ihr Geheimnis. Denn für mich hat das Fantasy-Drama alle Zutaten für einen perfekten Film. Eine spannende Geschichte, interessante und Facetten reiche Charaktere, visuell beeindruckende Bilder, und eine Meisterleistung auf dem Regie Stuhl. So schufen Brad Pitt und David Fincher einen der besten Filme aller Zeiten!
Das Leben selbst war schon immer ein beliebtes Stilmittel in Hollywood. Schreibt es doch die besten Geschichten. Bei "Benjamin Button" ist die Geschichte sicherlich Fiktion, doch die Umsetzung kommt mit einer großen Portion Lebensweisheit daher. Es geht um Leben, Lieben, Trauer, Glück. Und der spannenden Frage, ob alles in unserem Leben vorbestimmt ist..Die Geschichte beginnt mit einem Mann im ersten Weltkrieg, der, weil sein Sohn gefallen ist, eine neue Uhr für einen Bahnhof baut Doch statt vorwärts fängt sie schließlich an rückwärts zu laufen, da der Mann so glaubt, das alle gefallen Söhne wieder heil aus dem Krieg zurückehren würden. Doch statt der Heimkehr der Soldaten wird ein Kind geboren, das körperlich ein wie ein alter Großvater wirkt. Fast Blind, mit verschrumpelter Haut, und ohne Chance aufs überleben. Der Vater erträgt es nicht, das seine Frau bei der Geburt gestorben ist, und er quasi alleine auf das entstellte Baby kümmern muss. So setzt er es einfach auf den Stufen eines Altenheims ab, wo eine schwarze Frau beschließt trotzdem für das Kind zu sorgen, auch wenn es wohl nicht lange leben würde. Nach und nach wächst nun Benjamin, wie sie ihn genannt hat in dem Heim heran, und erstaunlicherweise wird er nicht älter, sondern äußerlich jünger. Er lernt zu laufen und erkundet seine Umwelt. Nach einigen Jahren lernt er ein Mädchen namens Daisy kennen, und da beide vom Geiste her gleichaltrig sind fühlen sie sich zueinander hingezogen. Die Großmutter von Daisy verbietet eine solche Beziehung, und Benjamin beschließt mit 17 zur See zu fahren, und ein "Mann" zu werden. Dort lernt er in einem Hafen eine ältere Frau kennen, mit der er, obwohl sie verheiratet ist eine Beziehung beginnt. Doch er denkt immer nur an seine Daisy und schreibt ihr immer wieder Briefe. Die Wege der beiden kreuzen sich hin und wieder mal, bis sie eines Tages doch zusammen kommen, und einige schöne Jahre genießen. Denn während Daisy immer älter wird, altert ja Benjamin in die andere Richtung, und schon bald wird es wie ein Junge aussehen. Sie bekommen trotz alle dem eine Tochter, doch Benjamin verlässt die Familie und will seine letzten Jahre noch genießen........Erst als kleiner Junge kehrt er vergreist und mit Alzheimer zu Daisy zurück, die sich dann wie eine Mutter bis zum Ende um ihn kümmert......
Die Geschichte an sich hört sich meiner Meinung nach schon sehr spannend an, und hebt sich deutlich von vielen anderen Produktionen ab. Doch erst die Inszenierung von David Fincher und das Spiel von Brad Pitt machen aus dem Film ein Meisterwerk. Das hat mehrere Gründe. Zum einen der Erzählstil. Der Film wird aus der Sicht von Benjamin Button aus dem Off gesprochen, seine Geschichte ließt wiederum Daisys Tochter am Krankenbett ihrer Mutter anhand von Tagebüchern und Erzählungen. Diese Rand Story, die in der heutigen Zeit spielt, bildet das Fundament und den Emotionalen Anker des Films. Daisys Tochter hat keine Erinnerungen an ihren Vater, und auch lange Zeit ihre mittlerweile Todkranke Mutter nicht besucht. Ein weiterer Kniff von Fincher ist es, das er in der Figur des Benjamin Button viele Lebensweisheiten unterbringt. Der Film erzählt eine Lebensgeschichte, mit all ihren Höhen und Tiefen, nur eben anders herum. Das ist zum Teil Todtraurig, jedoch auch sehr lustig und unterhaltsam. Wie das echte Leben eben auch. So ist "Benjamin Button " ein toller Genre Mix. Er ist irgendwie ein Liebesfilm, da es ja um eine Lebenslange Romanze geht, er ist aber auch ein Fantasy-Drama und ein Film über das Leben an sich. Denn das ein Mensch nicht anders herum altert, ist natürlich klar. Doch wenn man die alten Menschen in dem Altenheim sieht in dem Benjamin lebt, und wie verschiedenen Ereignisse zu verschiedenen Lebens Situationen führen, ist die pure Weisheit über das Leben an sich. Das macht auch die beste Filmszene deutlich, in der Daisy aufgrund von mehreren Zufällen einen folgenschweren Autounfall erleidet. Hier spricht das Leben an sich, denn egal ob man nun an Schicksal oder Göttliche Fügung glaubt, dem Zufall kann man nicht entgehen. So wechseln witzige Frequenzen immer wieder mit solch dramatischen, Fincher hat da eine gute Balance gefunden.
Überhaut Fincher. Dieser Regisseur blüht in den letzten Jahren regelrecht auf. Nach Alien 3 oder Fight Club, die zwar gut, aber nicht Meisterhaft waren, haut er derzeit einen Hit nach dem anderen raus. ( The social network, Verblendung). Doch seinen Meisterbrief hat er mit diesem Glanzstück gemacht. Die Kameraführung ist stilsicher, die Bilder visuell beeindruckend, das Setting sowieso und die Masken grandios. Gerade Brad Pitt musste jeden Tag stundenlang geschminkt werden, um Button fast in jedem Lebensalter zu zeigen. Er zeigt hier einer seiner besten Performance. Er spielt Button alt und zerbrechlich, und bis hin zum jungen Womanizer. Der Oscar wäre unbedingt verdient gewesen. Die anderen Schauspieler zeigen allesamt sehr gute Leistungen. Cate Blanchett als Daisy, Taraji.P Henson als Ersatzmutter Queeni und Julia Ormond als Tochter. Auch Tilda Swinton als gescheiterter Schwimm Star und erster Geliebten von Button liefert eine tolle Performance. Erwähnenswert sei auch die damals noch sehr junge Elle Fenning als junge Daisy, die ihre berühmte Schwester Dakota, mittlerweile vom können her meilenweit überholt hat.
Der Film strotzt in jeder Szene vor Genialität und versprüht fast minütlich Gänsehaut. Etwa wenn sich Benjamin mit einem Pygmäen anfreundet und mit ihm zum ersten mal New Orleans und die Frauen erkundet. Oder wenn Daisy immer und immer wieder versucht, trotz Verletzung an ihre alten Ballet Leistungen heranzukommen. Am Ende, wenn Button die Welt bereist, innerlich ein alter Mann, äußerlich fast schon ein Knappe, zieht Fincher noch mal deutlich an der Gänsehaut Schraube. Denn auf einmal taucht ein Junge im Altenheim von Queeni auf, und keiner weis woher er kommt und wer er ist. Es ist Benjamin, von der Demenz gezeichnet, jedoch im Körper eines Kindes. Daisy, die nachdem sie wieder geheiratet hat, mittlerweile wieder getrennt lebt, nimmt ihn auf und sorgt jetzt nicht wie eine Frau, sondern wie eine Mutter für ihn. Er verlernt alles, kann nicht mehr alleine Essen, sich nicht anziehen, und ist geistig verwirrt. Ein Demenz Drama in Gewand eines Fantasy Films. Zeitgleich stirbt die alte Daisy im Sturm von New Orleans, dem echten Hurricane Katrina. Respekt, so viele Komponenten zu vereinen. Und eins sei gesagt, Das Ende ist eines der traurigsten, die ich je sehen habe. Doch so ist das Leben, wir kommen, wir gehen, und zwischendurch bestimmen Zufälle unser Schicksal.
Der Seltsame Fall des Benjamin Button ist ein Meisterwerk, und einer der besten Filme aller Zeiten. Wer sich auf diese Emotionale und eigene Geschichte einlässt, wird mit tollen Bildern, klasse Schauspielern, viel Lebensweisheit, Trauer und Heiterkeit belohnt. Erzählerisch und visuell sowieso Einzigartig!