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    Rent
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Rent
    Von Alina Bacher

    Musicals erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Nicht nur auf der Bühne, auch auf der Leinwand lockt die unterhaltsame Mischung aus Gesang, Tanz und Schauspiel viele Besucher an. Wer hat nicht bei Eliza Doolittles Verwandlung vom Blumenmädchen zur High-Society-Dame in „My Fair Lady“ mitgefiebert oder wurde vom mysteriösen Mann in der Maske in Das Phantom der Oper in seinen Bann gezogen? Nun hat es auch ein ganz besonderer Musical- Kassenschlager auf die Leinwand geschafft. Das US-Erfolgsmusical „Rent“ hat rund um den Globus Millionen von Menschen begeistert und tritt seinen Siegeszug jetzt auch als Kinofilm an. Trotz der erschreckend langen 135 Minuten wird der Zuschauer die gesamte Zeit gut unterhalten. Ein wirklich grandioser Soundtrack und packende Choreographien lassen das Herz eines jeden Musical-Fans höher schlagen. Aber nun mal nur die eines Musical-Fans.

    New York Ende der 90er Jahre. In einem heruntergekommenen Gebäude im Stadtteil East Village lebt eine Gruppe junger Bohemiens, die jeden Monat aufs Neue damit kämpfen, irgendwie die Miete zusammenkratzen zu können. Es ist Weihnachten und pünktlich zum Fest der Liebe droht ihr Vermieter Benny (Taye Diggs), auch ein ehemaliger Bewohner des East Village, den Bewohnern mit dem Rauswurf. Auch der Filmemacher Mark (Anthony Rapp) und sein HIV-Positiver Freund Roger (Adam Pascal) teilen sich hier eine abbruchreife Wohnung. Beide versuchen sich als Künstler zu etablieren. Während Mark an einem Dokumentarfilm über sein Viertel arbeitet, versucht Roger den einen wahren Song zu schreiben. Die beiden warten auf ihren Freund Collins (Jesse L. Martin), der zu Weihnachten zu Besuch kommen wollte. Doch Collins wird auf der Straße von einer Gang zusammengeschlagen. In einem dunklen Hinterhof trifft er dann auf Angel (Wilson Jermaine Heredia), einen jungen Transsexuellen, der ihn gesund pflegt. Die beiden verlieben sich unsterblich ineinander, doch sie wissen, dass ihrer Beziehung nicht viel Zeit bleibt, denn sie sind beide an Aids erkrankt. Bei ihren wöchentlichen Selbsthilfegruppen-Treffen lernen Collins und Angel mit dem baldigen Tod umzugehen. Auch Roger sollte zu diesen Treffen gehen, doch seit dem Selbstmord seiner Freundin verlässt er das Haus nur noch ungern. Da lernt Roger seine Nachbarin, die hübsche Nachtclub-Tänzerin Mimi (Rosario Dawson) kennen. Doch er hat Angst, sie mit dem Virus zu infizieren, nichtsahnend, dass auch Mimi sein Schicksal teilt. Indes formiert sich im Viertel der Widerstand gegen die geplante Zwangsräumung. Unter der Führung der hübschen Maureen (Idina Menzel), Marks Ex- Freundin, die ihn für die erfolgreiche Anwältin Joanne (Tracie Thoms) verlassen hat, ist eine Protest-Aktion in Planung. Während die Tage und Monate in East Village verstreichen, müssen sich die Freunde darüber klar werden, dass ihnen das Leben mit seinen Problemen immer wieder Hindernisse in den Weg stellen wird und dass ihre eingeschworene Gemeinschaft wohl langsam auseinanderbricht...

    „Rent“ ist ohne Zweifel eines der erfolgreichsten Stücke der Musical-Geschichte. Als das Stück 1996 seine Uraufführung feierte, konnte noch niemand den bahnbrechenden Erfolg vorhersehen. Mittlerweile zählt „Rent“ zu den großen Namen der Musicals, gastiert auf verschiedenen Touren durch die ganze Welt, machte erfolgreich den Broadway unsicher und gewann sogar den Pulitzer-Preis. Das Geheimnis der Show liegt nicht nur in der ergreifenden Geschichte, die übrigens auf Puccinis Oper „La Bohème“ basiert, sondern auch in der Musik. Nie zuvor hat ein Musical sich an starke Rockballaden und harten E-Gitarren versucht. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis auch die Filmbranche das Stück für sich entdeckte.

    Regisseur Chris Columbus („Mrs. Doubtfire“, Harry Potter und der Stein der Weisen, Harry Potter und die Kammer des Schreckens) war nach einem Besuch der Show so begeistert, dass er sofort beschloss, daraus einen abendfüllenden Kinofilm zu machen. Nun steht und fällt solch ein Projekt leider mit der Adaption für die Kinoleinwand. Was auf der Bühne funktioniert, kann später in einem Film ganz anders vom Publikum aufgenommen werden. Genau hier liegt der Grund, warum „Rent“ als Film wahrscheinlich nur Musical-Fans begeistern wird, denn mit sage und schreibe 135 Minuten und fast keinen gesprochenen Dialogen ist die Adaption nicht wirklich gelungen. Es scheint, als ob Columbus das Stück fast eins zu eins übernommen hat. Auf der Bühne ist es in Ordnung, wenn sich eine Singnummer an die nächste heftet und sich die Darsteller an die Hände nehmen und ein paar Lieder trällern, aber auf der Kinoleinwand wirkt dies teilweise leider nur noch lächerlich.

    Doch der Soundtrack macht vieles wieder gut und hilft, auch noch so übertriebene Szenen durchzustehen. Die Songs sind grandios, angefangen beim „Rent“-Titelsong „Seasons Of Love“ bis hin zu Rogers Rockballade „Your Eyes“. Die Lieder bleiben selbst eine Woche nach dem Film noch unvergesslich und der Weg aus dem Kino wird bei vielen Besuchern wohl direkt im Plattenladen enden, um sich den Soundtrack zuzulegen. Auch die Choreographien zu den Nummer sind gut gemacht. Zwar gibt es nicht viele Tanzeinlagen, doch sind diese wirklich mitreißend inszeniert.

    Für den Film gelang es Chris Columbus, fast alle der „Rent“- Stars aus der Bühnenproduktion zu engagieren. Das kommt besonders dem Soundtrack zugute, da wirkliche Profis darauf zu hören sind. Anthony Rapp hat die Rolle des Mark seit der ersten Aufführung von „Rent“ geprägt und mit entwickelt. Auch Adam Pascal, der bereits in vielen verschiedenen Musical-Produktion mitgewirkt hat, ist mit vielen Jahren Bühnenerfahrung als Roger in „Rent“ ein echter Profi. Idina Menzel (Maureen), Jesse L. Martin (Tom Collins), Taye Diggs (Benny) und Wilson Jermaine Heredia (Angel) standen bereits in der Original-Bühnenproduktion von „Rent“ gemeinsam auf der Bühne. Die Tatsache, dass fast alle Schauspieler bereits zuvor zusammen gesungen und gespielt haben, kommt dem Film sehr zu gute, da die Rollen sehr authentisch dargebracht werden. Einzig und allein Rosario Dawson, bekannt aus Sin City, ist neu im Team. Allerdings macht auch sie ihre Sache wirklich gut.

    „Rent“ ist weniger ein Film, sonder eher ein Musical auf der Leinwand. Wer mit Musiktheater nichts anfangen kann, sollte besser die Finger davon lassen. Allen anderen sei „Rent“ aber wirklich ans Herz gelegt, denn der Soundtrack ist einfach mitreißend. Wer mal wieder richtig tolle Songs hören will, liegt mit „Rent“ goldrichtig. Auch wenn 135 Minuten ziemlich lange sind, lohnt es sich diese Zeit im Kino zu „opfern“, denn der Film schafft es auch auf dieser Länge gut zu unterhalten. Der Musik sei dank.

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