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    D.O.A. - Dead or Alive
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    D.O.A. - Dead or Alive
    Von Christoph Petersen

    Obwohl in jeder Hinsicht hirnlos, gehört Newt Arnolds Prügelorgie „Bloodsport“ auch nach achtzehn Jahren noch zu den Genreklassikern schlechthin – eine nahezu storyfreies Filmchen, das man sich auch bei der X-ten TV-Wiederholung immer wieder gerne reinzieht. Und was könnte das anspruchslose Männerherz auch mehr begehren, als einen absolut sinnlos herumprügelnden Jean-Claude Van Damme? Richtig, vier absolut sinnlos herumprügelnde Hardbody-Models, die dabei vorzugsweise nicht mehr als einen superknappen Bikini tragen! Und genau diese bekommt man in Cory Yuens Martial-Arts-Comedy „Dead Or Alive“, die nach Resident Evil und Resident Evil: Apocalypse dritte Computerspielverfilmung von Erfolgsproduzent Bernd Eichinger, nun auch geboten. Dass sich dabei trotz der ansprechenden Zutaten nicht das erwartete Trash-Hochgefühl einstellen will, liegt in erster Linie wohl daran, dass die Geschichte zu oft von ihren schlagfertigen Girls und den stylischen Fights abschweift, um nebenbei auch noch eine komplett überflüssige, extrem nervige Sci-Fi-Verschwörung unterzubringen.

    Was haben die blonde Meisterdiebin Christie (Popsängerin Holly Valance), die beim sinnlichen Duschen einen genauso positiven Eindruck wie im brachialen Zweikampf hinterlässt, die verstoßene Prinzessin Kasumi (Devon Aoki, Sin City, 2 Fast 2 Furious), die Wrestling-Amazone Tina (Jaime Pressly, Hart am Limit), die in ihrer Freuzeit auch gerne mal eine ganze Mannschaft bis an die Zähne bewaffneter Piraten vermöbelt und die schüchterne Schönheit Helena (Sarah Carter, Final Destination 2) gemeinsam? Sie alle gehören zur absoluten Elite in ihrem speziellen Kampfstil und sie alle sind deshalb zum „Dead Or Alive“, dem bedeutendsten - wenn auch illegalen - Kampfsport-Event der Welt, eingeladen. Auf einer geheimnisvollen Insel müssen sie unter Aufsicht des undurchsichtigen Dr. Victor Donovan (Julias großer Bruder Eric Roberts) gegeneinander antreten – der Gewinner soll die stolze Summe von zehn Mio Dollar für seinen Sieg erhalten. Doch schon nach der ersten Runde verdichten sich die Anzeichen dafür, dass Donovan mehr als nur die faire Austragung des Turniers im Sinn hat…

    „Dead Or Alive“ ist die Verfilmung eines recht eindimensionalen Prügelspiels und versucht auch gar nicht erst, dies zu verheimlichen. Und schon die komplett Over-the-Top inszenierte Einführung, in der auf trashig-amüsante Art die persönlichen Hintergründe der Kämpferinnen beleuchtet werden, beweist, dass dieses ganz und gar sinnfreie, aber dafür umso temporeichere Konzept durchaus aufgehen kann. Sobald die Teilnehmer aber mittels Fallschirm auf der Insel, die wie eine Mischung aus Spring-Break-Partyparadies und High-Tech-Schurkenhöhle anmutet, gelandet sind, leidet das Tempo unter der für einen simplen Prügelfilm viel zu ausgefransten, dadurch aber natürlich keinesfalls komplexen Story. Auf der einen Seite gibt es das Turnier mit seinen stylisch choreographierten Kämpfen, bei denen PG-13-gerecht kein einziger Tropfen Blut fließt, dafür aber immer auf eine ansprechende Dosis Sex-Appeal geachtet wird. Die CGI-Effekte sind dabei bewusst nah an der Computerspielvorlage, wodurch die Kampfsequenzen in ihren besten Momenten sogar mit einem leicht surrealen Touch auftrumpfen können. Höhepunkte dieser angenehm niveaulos-unterhaltsamen Passagen sind das durch absurde Animationen unterstütze Beach-Volleyball-Match und ein Wet-T-Shirt-Zickenfight in strömenden Regen – in diesen stärkeren Szenen lassen sich sogar durchaus ganz vorsichtige Parallelen zum Genreprimus Kung Fu Hustle ziehen.

    Auf der anderen Seite gibt es aber halt leider auch noch die Verschwörung im Hintergrund, die zügig und sicher immer mehr Raum einnimmt. Dabei verbreitet der recht hilflose, 08-15-mäßig zusammengeschusterte Plot ebenso wenig Spannung, wie der blasse Eric Roberts (Phat Girlz, National Security) Bösewichtcharme in die Waagschale werfen kann. Bei „Bloodsport“ kann man die hohle Story akzeptieren, weil er außer dem Turnier selbst einfach keine hat. Versuchen sich Prügelarien hingegen an mehr, endet dies meist in unbeholfenen Peinlichkeiten – und genau dies ist nun auch bei „Dead Or Alive“ der Fall. Naivität muss keinesfalls immer etwas Schlechtes sein – aber in dieser Form ist sie eine Beleidigung für den Zuschauer. Es gibt nämlich immer noch einen gewaltigen Unterschied zwischen unterhaltsam-trashiger Niveaulosigkeit und einschläfernd-langweiligem Sci-Fi-Klamauk, der selbst Agent Cody Banks 2 noch wie ein visionäres Meisterwerk erscheinen lässt.

    Cory Yuen, der mit „Dead Or Alive“ nach einigen Hongkong-Actionern sein Regiedebüt in den USA gibt, nachdem er zuvor schon als Stuntchoreograph von „Leathel Weapon 4“ und „Romeo Must Die“ sowie als Co-Regisseur von The Transporter Hollywood-Erfahrungen sammeln konnte, präsentiert sich vor allem in den Actionszenen als solider Handwerker. Allerdings hätte man sich doch, gerade weil alle Mädels doch angeblich einen eigenen Kampfstil repräsentieren sollen, etwas mehr Abwechslung in den auf Dauer doch sehr redundanten Kampfsequenzen gewünscht. Hätte sich „Dead Or Alive“ an seine simplen Wurzeln geklammert, hätte hier durchaus ein wahres Trashfest im Stile von Drei Engel für Charlie herausspringen können. So bleibt es aber bei einer über weite Strecken langatmigen Action-Comedy, bei der nur einige wenige Szenen wirklich überzeugen können.

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