Satan ist ein Fan der Menschheit, der "letzte Humanist", wie sich Al Pacinos Charakter im Finale von "Im Auftrag des Teufels" selbst beschreibt. Dies ist ein wahrer Film des Teufels, der der Kirche den Mittelfinger zeigt und sich, anstatt den Teufel als Antagonisten hinzustellen den es zu besiegen gilt, genauer mit seiner Bedeutung auseinander setzt._____________Der Film lässt sich Zeit, was aus meiner Sicht immer etwas Gutes ist. Bei seinen zweieinhalb Stunden Laufzeit umfasst er ein sehr ausführliches Buildup und erst in der letzten Stunde wird klar, worauf alles hinausläuft. Einen großen Teil der Handlung nehmen die Tätigkeiten als Anwalt von Keeanu Reeves' Charakter ein. Hierbei steht ein großer Mordprozess im Mittelpunkt, in dem er im Auftrag von Al Pacino's Kanzlei den Hauptverdächtigen verteidigen soll. Die sehr guten Dialoge unterhalten den Zuschauer aber hervorragend über diesen Zeitraum hinweg. Wer einen Horrorfilm erwartet wird sich schnell langweilen, da die Horrorelemente sich auf ein paar wenige Jumpscares mit Monster-Fratzen und einen Hauch von Psycho- Grusel á la "Rosemary's Baby" beschränken. Dieser Film dreht sich um die Charaktere. Al Pacino ist selbstverständlich der König des Casts und er spielt seine Rolle (bis auf die diabolische Lache) recht subtil, was der Ernsthaftigkeit des Films zugute kommt. Keanu Reeves überrascht mit einer durchweg soliden bis guten Performance. Am meisten hat mich aber Charlize Theron beeindruckt, die als langsam in den Wahnsinn abdriftende Ehefrau von Reeves über einen Zeitraum des Films die Rolle der Protagonistin übernimmt. Meist verzichtet der Film auf Effekthascherei, jedoch konnten es sich die Macher nicht verkneifen, am Ende doch ein Feuerwerk von trashigen CGI- Effekten zu zünden (Flammen, Teufelsgestalt, Engelsflügel etc, all das wirkt extrem fehl am Platz), die das sehr gute Finale deutlich abwerten._____________ "Im Auftrag des Teufels" war für mich vor allem durch die respektlose Haltung des Films ein Vergnügen. Die meiste Zeit über wird auf Klischees verzichtet und es wird nicht klar, ob Satans Einflüsse als gut oder schlecht aufzufassen sind. Der Teufel wird zwar dadurch auf Keeanu Reeves' Charakter aufmerksam, dass dieser als Anwalt für vornehmlich schuldige Klienten Prozesse gewinnt (am Anfang des Films gewinnt er den Prozess für einen offensichtlich schuldigen Kinderschänder). Aber im Dienst des Teufels steht er niemals wirklich, eher erscheint Alles als eine große Pfrüfung. Dadurch, dass Satan bisweilen charmant und sogar sympathisch dargestellt wird, dürfte gründliche moralische Verwirrung beim Zuschauer auftreten. Das finale Zusammentreffen der beiden gipfelt in einem meisterhaften Dialog, in dem es dem Teufel tatsächlich gelingt, sein Treiben und Dasein zu erklären und zu rechtfertigen. Vermutlich schafft er es nicht, den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen, aber zum Nachdenken anregen tut diese Passage allemal. Leider ist die Auflösung dieses Finales sehr klischeehaft inszeniert, obwohl sie vom Standpunkt der Charakterentwicklung aus logisch ist. Diese eine wirklich enttäuschende Sequenz des Films wird aber schnell wieder durch den Epilog außer Kraft gesetzt, der ein Happy End vortäuscht, aber in Wirklichkeit an Nihilismus nicht zu übertreffen ist._____________ "Im Auftrag des Teufels" ist ein sehenswerter Mystery- Film, der trotz der filmisch überreizten Thematik mit Überraschungen aufwartet. Hier wird ein ungetrübter, unvoreingenommener und manchmal sogar humorvoller Blick auf die Figur des Teufels geworfen.