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    Zaina - Königin der Pferde
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Zaina - Königin der Pferde
    Von Christoph Petersen

    Erst vor kurzem nahm sich Regisseur Joe Johnston in seinem Abenteuerfilm Hidalgo ein orientalisches Pferderennen als Aufhänger für beeindruckende Wüstenpanoramen und temporeiche Reiteraction. Allerdings machten der amerikanisierte Konkurrenzkampf und die teilweise unpassenden Westernelemente es dem Zuschauer unnötig schwer, in das Morgenland einzutauchen. Auch in „Zaina“ dient ein traditionsreiches Rennen als Showdown, aber ansonsten wählt Bourlem Guerdjou einen persönlicheren, stimmigeren Weg, dem Zuschauer die ungewohnte Kultur näher zu bringen. In einer Mischung aus anspruchsvollem Drama und leichtherzigem Märchen erzählt er über die schwierige Reise der jungen Zaina zum Rennen ihres Lebens und zu sich selbst. Leider inszeniert er die spannende Geschichte dabei so glatt und eintönig, dass die Lust schnell schwindet, ihr zu folgen.

    Es war einmal vor langer Zeit in den unendlichen Weiten des Atlasgebirges. Die elfjährige Zaina (Aziza Nadir) hat gerade ihre Mutter Selma verloren und soll nun bei ihrem gemeinen Stiefvater Omar (Simon Abkarian, Yes) leben, den sie aber für den Tod ihrer Mutter verantwortlich hält. Glücklicherweise ist gerade ihr leiblicher Vater Mustapha (Sami Bouajila), der vor Selmas Tod nichts von Zaina wusste, in der Nähe. Er soll die besten Reiter seines Stammes nach Marrakesch führen, wo sie am ruhmreichsten aller Pferderennen, dem Agdal, teilnehmen sollen. Zaina schließt sich ihm an und gemeinsam beginnen sie mit der gefährlichen Überquerung der schneebedeckten Gipfel des Atlas. Hier lauern tiefe Felsspalten, rutschige Abstiege und Pferdediebe, die keine Gefangenen machen. Aber damit nicht genug, der mächtige Omar hat sich mit einer Gruppe von Kämpfern aufgemacht, Zaina zurückzuholen. Immer wieder kommt es zu Scharmützeln zwischen Omars kleiner Armee und Mustaphas Stammesbrüdern. Irgendwann wird es Mustaphas Begleitern zu viel, sie wollen ihr Leben nicht für seine wieder gefundene Tochter aufs Spiel setzen, es kommt zu einer Meuterei. Nur mit Zainas Hilfe kann Mustapha seinen Weg fortsetzen…

    Neben den ganzen Hinterhalten, Schießereien, Säbelkämpfen, Pferderennen und schwierigen Kletteraktionen geht es in „Zaina“ vor allem um die Annäherung von Zaina zu ihrem Vater. Die anfänglichen Gegensätze von Stadt- zu Stammesleben, von Mustaphas Pferdekenntnissen zu Zainas Wissen über Heilkräuter und von groß, stark und mutig zu klein, schwach und gewitzt verschmelzen im Verlauf des Films langsam zu einer unschlagbaren Einheit. Aber Guerdjou zeigt diese Familienzusammenführung nicht im weichgespülten Disney-Format, sondern durchaus rau und erfrischend ernsthaft. Bei den Kämpfen sterben Menschen, es fließt sogar ein wenig Blut und Mustapha wird von seinen eigenen Stammesbrüdern hinterrücks überfallen und zusammengeschlagen. Am gelungensten aber ist Zainas Umgang mit dem Tod ihrer Mutter dargestellt. Man hat nicht wie bei so vielen Kinderfilmen mit diesem Thema das Gefühl, der Autor habe die Dialoge aus einem Psychologie-Ratgeber abgeschrieben, sondern sich beim echten Leben bedient.

    Um die großartigen Landschaften des Atlas-Gebirges besonders gut zur Geltung zu bringen, hat Regisseur Bourlem Guerdjou ein Hochglanz-Breitwandformat für seinen Film gewählt. Und wirklich sind beeindruckende Aufnahmen dieser unwirtlichen Gegend dabei herausgekommen. Bei den unglaublichen Panoramen, die sich dem Beobachter in dieser Bergregion offenbaren, hätte man aber auch schon den Verschluss vor der Linse lassen müssen, um keine tollen Bilder zu bekommen. In den persönlicheren Momenten, vor allem zwischen Zaina und ihrem Vater, wirkt sich diese Wahl aber eher negativ aus. Das Ergebnis ist viel zu glatt und unnatürlich, als dass man leicht zu den Charakteren durchdringen und mitfiebern könnte. Während die Abenteuerszenen größtenteils spannend geraten sind, der Höhepunkt ist die Überquerung eines schmalen Berggrads samt Pferden, ergeben sich so bei der Annährung von Mustapha und Zaina doch erhebliche Längen, die zum Ende hin immer auffälliger werden.

    Was den Umgang mit der orientalischen Kultur angeht, kristallisiert sich neben der Bedeutung von Ehre und Rache vor allem ein Thema besonders heraus, das Leben der Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft. Zainas Mutter Selma wurde einst von Mustapha verstoßen, weil sie unerlaubt am Agdal teilgenommen und sogar gewonnen hat. Zaina selbst muss nach den Gesetzen bei ihrem gehassten Stiefvater leben, weil der Mann nun einmal bestimmen darf. Umso schöner ist die Ironie, dass Zaina sich ihre Freiheit gerade durch die verbotene Teilnahme an dem Pferderennen erstreiten kann. Wirklich gelungen ist auch die sehr augenzwinkernde Idee, die vermummten Frauen nach Zainas Enttarnung auf den Tribünen euphorisch feiern zu lassen. Wenn aber die versammelte Männerschaft nach Zainas Sieg ihr bewundernd zujubelt, anstatt sie einen Kopf kürzer zu machen, ist der Film im Vergleich zum Rest der Geschichte zu weit in die Welt der Märchen abgetaucht. „Zaina“ ist ein interessantes Märchen mit vielen unerwartet ernsthaften Momenten, das man sich aber wegen den Schwächen bei der Inszenierung nicht unbedingt im Kino ansehen muss.

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