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    Ein verrückter Tag in New York
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Ein verrückter Tag in New York
    Von Melize Colucci

    Wer kennt sie nicht, die süße Michelle aus der Comedyserie „Full House“, deren Wiederholungen gerade auf RTL 2 laufen? Acht Jahre lang haben wir verfolgt, wie das Baby zu einem kleinen Mädchen heranwuchs und in der Familie Tanner für witzige Momente sorgte. Michelle wurde von Mary-Kate und Ashley Olsen gespielt, die damals schon zu Promis aufstiegen. Es folgten mehrere TV-Filme und als die Mädels dann der Volljährigkeit näher kamen, trauten sie sich auf die große Leinwand. Mit der Komödie „Ein Verrückter Tag in New York“ wollten sie sich als Erwachsene einem erwachsenen Publikum vorstellen. Das aber, hat leider nicht so ganz geklappt.

    Wie auch schon in vielen ihrer TV- und Videofilme spielen die Olsen-Zwillinge zwei Schwestern, die nicht verschiedener sein könnten. Ashley ist Jane, die kleine Dame der Familie, sie trägt Kostümchen in Pastelfarben und Designerbrille, ihr Zimmer ist babyrosa eingerichtet, sie ist überorganisiert und eine hemmungslose Streberin. Mary-Kate ist Roxie, die im Gegensatz zu der heiligen Jane Schlagzeugerin einer Rockband ist. Sie schwänzt Schule ohne Ende, ihre Kleidung wechselt sie nicht so oft und fährt einen coolen Lila VW-Käfer - das hippste übrigens im ganzen Film. Und natürlich ist Roxy das Chaos in Person. Ach so, ihre Mutter ist tot und der Vater hat keine Zeit für seine Töchter. Ein Klischee? Wer wagt dies zu behaupten? Eines Tages muss Jane nach New York, um eine Rede vor einer Kommission zu halten, damit sie ein Stipendium für die renommierte britische Universität in Oxford bekommt.

    Ihre Schwester schickt dem Schulsekretariat ein Entschuldigungsfax, damit sie auch nach New York kann. Da dreht nämlich die Band Simple Plan ein Video, und Roxy will den Managern eine Demo-CD überreichen. Was jetzt alles folgt, und ihren Tag verrückt macht, ist eine Reihe von Unsinn, der damit anfängt, dass beide Girls in einer fremden Limousine nach Manhattan trampen. Hat ihnen denn keiner erzählt, dass man nicht in Autos fremder Leute einsteigen soll? Besonders dann, wenn der Fahrer ein Amerikaner ist, der ein Chinese sein möchte! Das klingt schon nach Psychopath. Aber dann wird Janes Terminkalender gestohlen, weil die Schwestern ohne es zu wissen, einen Microchip bei sich tragen, der Tausende MP3-Songs enthält. Eine Chinesengang braucht den Chip, um die raubkopierten Lieder auf den Schwarzmarkt zubringen. Nicht verstanden? Kein Problem, es soll wohl keinen Sinn haben. Bis sie also den Kalender wiederfinden, müssen Jane und Roxie so viel Zeit miteinander verbringen, wie sie es ewig nicht mehr getan haben. Wie das endet, kann sich wohl jeder vorstellen.

    Selbstverständlich gehört zum Konzept eines vermeintlichen Kinoerfolgs, dass ein schöner, knackiger Prinz für die Heldin nicht weit sein darf. Und da es sich hier um Geschwister handelt, wird die Ware gleich im Doppelpack geliefert: Jared Padalecki als Trey, der Freund von Roxy, und Riley Smith als Jim, Janes Freund. Nein, sie sind keine Zwillinge, das wäre auch hier zu lächerlich. Aber nicht nur vor den Chinesen müssen sich die beiden verstecken, hinter Roxie ist auch noch der ausgeflippte Lomax her, eine Art „Schulpolizeibeamter“, der schwänzende Schüler „festnimmt“ und zurück in die Schule bringt. Max Lomax ist ihnen ständig auf den Fersen und sie müssen rennen, damit sie pünktlich zu ihren Terminen kommen. Aber was alles zwischen sieben Uhr morgens und drei Uhr nachmittags passiert, ist eine wahre Achterbahn der Übertreibungen.

    Mary-Kate und Ashley Olsen begannen ihre Karriere schon im Alter von neun Monaten in der beliebten Fernsehshow „Full House“ und schon damals kosteten sie Ruhm und Promistatus in vollen Zügen aus. Verantwortlich für die Erfolgsgeschichte der beiden ist Robert Thorne. Er gründete 1993 die Firma Dualstar Entertainment Group, die jährlich über eine Milliarde Dollar Umsatz macht. Er formte die damals 6-jährigen Mädchen zu kleinen Geschäftsfrauen. Als die Olsens im Juni ihren 18. Geburtstag feierten, wurden sie automatisch zu Co-Präsidentinnen des Unterhaltungs- und Mode-Imperiums. Denn Mary-Kate und Ashley haben nicht nur mit Film zu tun, ihr Name steht auf Büchern, Zeitschriften, CDs, Modepuppen, Videogames, Kleidung, Parfüm, Kosmetikprodukten, Haushaltsgegenständen und Lifestyle-Produkten der Marke mary?kateandashley, die Hunderte von Millionen Mal über den Ladentisch gegangen sind. Auch in Deutschland, Frankreich, Japan, Israel und Skandinavien soll man bald mary-kateandashley-Kleidung kaufen können (Wal-Mart und Ottokatalog). Thorne plant auch schon eine Kollektion für Jungs, und wer zweifelt daran, dass auch diese Bestrebung ein Verkaufserfolg wird? Schon jetzt wird ihr Wert auf 150 Millionen Dollar pro Kopf taxiert, kein Wunder also, dass das amerikanische Branchenblatt The Hollywood Reporter die Zwillinge zu den „mächtigsten jungen Frauen in Hollywood“ gekürt hat. Trotzdem wiederholen sie bei jedem Interview scheinheilig, dass sie ganz normaler Teenager seien, die auch ins College wollen. Vor einigen Wochen wurde Mary-Kate Olsen wegen Magersucht in eine New Yorker Klinik eingewiesen. Soviel zum Thema „normale“ Teenager.

    Ein weiteres bekanntes Gesicht in „Ein Verrückter Tag in New York“ ist Eugene Levy (Jims Dad in der „American Pie“-Trilogie). Er spielt den durchgedrehten frustrierten Beamten Lomax, der von Roxy besessen ist. Was er wirklich möchte, ist ein echter Cop werden, aber bis dahin verfolgt er Schulmädchen.... Levy hat in mehreren Komödien gespielt, und seine Rollen zählten immer zu den witzigsten, diesmal aber ist das Script so schwach, dass auch Levys Talent nichts ausrichten kann.

    „Ein verrückter Tag in New York“ hatte drei Drehbuchautoren, und trotzdem sind die wenigsten Momente wirklich lustig. Über die meisten Szenen kann man nur schmunzeln und das nur, wenn man nicht darüber nachdenkt, wie absurd das alles eigentlich ist - wie zum Beispiel als beide in Badetücher eingehüllt durch Manhattan laufen und diese dann gegen eine Armbanduhr, „I Love New York“-T-Shirts, dazu passende moderne rote Miniröckchen und hohe Designersandalen eintauschen. Unter anderem stören auch die eindeutigen Nachahmungen anderer Filme. Dazu zählt die schamlose Kopie der Beautysalonszene von „Natürlich Blond“. Und auch Komödien wie „Verrrückt nach Mary”, „School of Rock“ und „Ferris macht blau“ werden kopiert. Die Autoren Emily Fox, Adam Cooper und Bill Collage konnten keine neuen Ideen beisteuern. Und wenn man nicht viel Material zu bieten hat, und die Hauptdarstellerinnen ihre Rollen schon öfters gespielt haben, blieb auch Regisseurin Dennie Gordon nichts anderes übrig, als das Beste aus der schlechten Vorlage zu machen.

    Gordon hat mit Produzentin Denise Di Novi schon in dem US-Teenie-Hit „Was Mädchen wollen“ zusammengearbeitet und sie geben ein gutes Team ab. Schade, dass „Ein verrückter Tag in New York“ keinen Raum für einen Funken Kreativität lässt. Technische Mängel sind ein weiteres Ärgernis. So viele Mikrophone wie im ganzen Film unfreiwillig zu sehen sind, gab es schon lange nicht mehr zu „bestaunen“. Bei der Szene, wo die Touristen denken, dass sie eine Aufführung von „Cats“ sehen, fehlt nur noch die Hand des Mikrophonmannes. Der Filmhöhepunkt ist wohl der Gastauftritt von Bob Saget oder Danni Tanner, der Vater von „Full House“. Saget entlockt den Zuschauern immerhin ein Lächeln. Jack Osbourne als Bandmanager von Roxys Rocktruppe ist zwar gut gedacht, aber auch nicht mehr. Irgendwie ist er als Tpy auch nicht so charismatisch. Trotz der zahlreichen Unzulänglichkeiten werden sich Olsen-Fans über dem Kinodebüt der Zwillinge freuen.

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