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    Clever und Smart
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Clever und Smart
    Von René Malgo

    Die höchste Form von Schwachsinn in Reinkultur zu visualisieren, dürfte ein gar nicht mal so einfaches Unterfangen sein. Im Fall der Real-Verfilmung des Kult-Comics „Clever und Smart“ ist Regisseur Javier Fesser dieses unrühmliche Kunststück allerdings bravourös gelungen. Dabei verheißt das Intro noch keinen missratenen Film und die Anfangssequenz mit einer schön animierten, cartoonesken Stechmücke hat durchaus ihren Reiz. Doch ab dem Punkt, wo Doktor Bakterius die Stechmücke ins Jenseits befördert, beginnt der Film rapide an Unterhaltungswert zu verlieren. Spätestens nach dem ersten Auftritt von Fred Clever und Jeff Smart weiß der Zuschauer dann, was er zuvor mit einem mulmigem Gefühl schon erahnt hat: „Clever und Smart“ ist so überflüssig wie eine Mücke in der Suppe.

    Doktor Bakterius (Janfri Topera) entwickelt die wohl gefährlichste Waffe der Welt: Demoralisator Der Truppen, kurz DTT. Durch den Einsatz dieser Strahlenkanone können Gegner im Umkreis von 500 Metern demoralisiert und so ihrer Stärke beraubt werden. Doch die Wunderwaffe wird gestohlen und fällt dem skrupellosen Diktator (Paco Sagarzazu) in die Hände. Dieser ist zu allem fähig, sodass der Chef des TIA, dem Transinternationalen Agentenring, den großspurigen Detektiv Freddy Muskulus (Dominique Pinon) auf die Sache ansetzt. Doch die beiden trotteligen TIA-Agenten Fred Clever (Benito Pocino) und Jeff Smart (Pepe Viquela) fühlen sich um eine wichtige Aufgabe beraubt und beginnen die Sache auf eigene Faust anzugehen…

    Es wäre müßig, dieses Werk auf eventuell vorhandene Anflüge von Logik oder Glaubwürdigkeit hin abzuklopfen. So etwas hat hier wohl auch niemand erwartet. Vielmehr wollte Regisseur Javier Fesser einen Realcartoon auf die Leinwand zaubern. Das ist ihm auch irgendwie gelungen. Aber sicherlich nicht so, wie es beabsichtigt war. Es darf daher nicht verwundern, wenn Smart sämtliche Zähne im Mund raus geschlagen werden und er in derselben Szene nur unwesentlich später seinen Chef mit einem strahlendweißen Lächeln empfängt. Überhaupt: Die beiden Herren und ihre Umwelt müssen soviel leiden, wie Tom und Jerry auf dem Höhepunkt ihrer Auseinandersetzungen. Nach dem Einsturz eines Gebäudes oder einer sonstigen Katastrophe sehen die Leidtragenden vergleichbar geschunden aus, doch gleich in der nächsten Szene blickt dieselbe Person ohne den kleinsten Kratzer von der Leinwand auf den Zuschauer herab. Da hier der Anspruch gilt, einen filmischen Cartoon zu zeigen, muss dies nicht als Negativpunkt ausgelegt werden. Eigentlich. Doch leider ist „Clever und Smart“ so missraten, dass dieses kleine Detail dem Film den Rest zu geben vermag. Das hohe Maß an Gewalt sorgt nämlich dafür, dass nicht einmal die Kleinsten Freude haben dürften. Viele Szenen verwirren den weniger belastbaren Jungzuschauer und dass die Charaktere nach schlimmsten Katastrophen putzmunter wieder durchs Bild rennen, ist sicherlich nicht förderlich. Einerseits sehen diese Brutalo-Einlagen aus, als seien sie direkt einem Cartoon entsprungen. Andererseits schaut das alles aber trotzdem noch ziemlich schmerzhaft aus. Schließlich ist „Clever und Smart“ immer noch ein Realfilm. Als Zeichentrick hätte er möglicherweise wesentlich besser funktioniert.

    Optisch präsentiert sich die Komödie wie ein vollkommen missratener „Die fabelhafte Welt der Amelie“–Verschnitt. Die Traumwelt Amelies findet hier sein Gegenstück und seine Nemesis; es ist die Albtraumwelt der Herren Clever und Smart. So hat „Clever und Smart“ durchaus etwas von der visuellen Verspieltheit eines Jean-Pierre Jeunet, ist nur ungleich schwerer verdaulich. Apropos Jeunet, sein Stammnebendarsteller Dominique Pinon, ein begnadeter Schauspieler und eigentlich auch ein guter Komiker, ist hier als großkotziger, gelackter Detektiv Freddy mit von der Partie. Von seinem zweifellos vorhandenen Talent ist allerdings wenig bis gar nichts zu sehen. Weder ist er witzig, noch überzeugt er darstellerisch. Was für Pinon gilt, muss für den Rest des Darstellerensembles leider umso mehr gelten. Sie sind einfach nicht witzig. Da können Benito Pocino und Pepe Viyuela mehr Grimassen ziehen als Jim Carrey in allen seinen bisherigen Filmen zusammen, dem Zuschauer ein Lächeln abringen, mögen sie damit nicht. Wo sich Carrey meist durch Timing und Anpassung an der Situation auszeichnet, geht hier aber alles so richtig in die Hose. Überhaupt präsentiert sich der Humor auf plattestem Niveau oder gerät gar in ominöse, moralisch fragwürdige Bahnen. Bestenfalls Janfri Topera als schrulliger Doktor Bakterius könnte dem geneigten, sehr gnädig gestimmten Kinobesucher zumindest ein Schmunzeln entlocken.

    Die Extravaganz der Komödie hätte ihr großer Trumpf werden können, entpuppt sich aber leider als ihr Untergang. Bei all den Überdrehtheiten wird dem Zuschauer keinerlei Identifikationspotenzial geboten und die dünne Story geht im Feuerwerk abstruser Einfälle unter. Originalität mag eigentlich löblich sein, gerade für eine Comicverfilmung, doch sind die Verantwortlichen dieses Machwerks einige Meilen über das Ziel hinaus geschossen. Im Ansatz werden durchaus ansprechende Ideen geboten, die Story bietet einige originelle, wenngleich wenig überraschende Wendungen und eine gewisse Kreativität ist den Herren Javier und Guillermo Fesser nicht abzusprechen. Aber der Einfallsreichtum scheitert an den Grenzen des guten Geschmacks und in der Schlusskonsequenz am Breittreten zahlreicher Cartoonklischees. Die Komposition der Einfälle, Bilder und Geschichte passt einfach überhaupt nicht zusammen.

    „Clever und Smart“ gipfelt in einem äußerst unsinnigen Finale, in dem Fesser fast so etwas wie Tragik hineingebracht zu haben scheint. Doch wie kann die tragische Note funktionieren, wenn einem die Figuren nie nahe gegangen sind und am Ende gar noch mehr entfremdet werden. Der Fund des heiligen Grals setzt dem Ganzen dann die Krone auf. Das ist nicht originell oder kreativ, sondern einfach nur dämlich. Dämlich sind auch die beiden Helden. Und das leider nicht in einer schrullig-sympathischen Art und Weise. Sorge dafür trägt die verhunzte deutsche Synchronisation, in der die beiden Agenten zu Erkan und Stefan mutieren. Das kann zur größten Not in der Synchronisation zweier Haie in „Findet Nemo“ noch ganz witzig sein, hier ist es einfach fehl am Platz. Die Crew hat sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Der Kameramann mag zwar einige ansprechende Kamerafahrten und Aufnahmen bieten; was aber macht das bei einer ohnehin verhunzten Optik und einem bestenfalls durchschnittlichen Schnitt schon groß aus?

    „Clever und Smart“ fällt zwischen alle Stühlen, ist unglaublich unkomisch und zugleich aber extrem bizarr und schafft es nicht, selbst die Anspruchslosesten zu unterhalten. Es sei dahingestellt, ob dieses Machwerk nun die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet, unterschreitet, ankratzt oder sprengt, denn hier ist schon in Dimensionen jenseits von gut und böse zu denken. Den Fans der Comicvorlage dürfte bei dieser Umsetzung das Herz bluten und eine Welt zusammenbrechen, während den Nichtkennern das Universum von „Clever und Smart“ durch diese Version wohl für immer verschlossen bleiben wird. Gibt es also einen Grund, sich diesen Film anzutun? Eindeutig: nein!

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