Mein Konto
    Sky Fighters
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Sky Fighters
    Von Christoph Petersen

    Gerade hat sich der Zuschauer ein wenig von Rob Cohens miserablem Flieger-Desaster Stealth erholt, da kommt mit „Sky Fighters“ auch schon der nächste Jet-Film in die deutschen Kinos gedüst. Aber wo Cohen trotz wunderbar absurden Flugnummern mit übertriebenem Patriotismus und oberflächlicher Wissenschaftskritik abgestürzt ist, überzeugt Gerard Pirés („Taxi“, „Riders“) mit noch aufregenderen Luftschlachten und geschickt platzierten, satirischen Spitzen. Außerdem macht „Sky Fighters“, der auf dem Comic „Tanguy und Laverdure“ beruht und bereits in den 60er Jahren für das französische Fernsehen als Serie verfilmt wurde, einfach jede Menge Spaß.

    Eine Flugshow in Farnborough, England: Das französische Militär will ihre neueste Entwicklung, eine Mirage 2000, internationalen Waffenhändlern vorführen. Doch die vollbewaffnete Maschine wird gekidnappt. Die Luftwaffen-Kapitäne Antoine Marchelli (Benoit Magimel, Die purpurnen Flüsse 2) und Sebastien Vallois (Clovis Cornillac) werden zur Aufklärung der Situation beordert. Sie finden die Mirage unter einem fliegenden Airbus A340, wo sie sich vor dem Radar versteckt hält. Jede Aufforderung, sich erkennen zu geben, wird von dem unbekannten Piloten ignoriert. Als die Mirage dann auch noch einen Angriff auf Vallois startet, muss Marchelli handeln. Er holt den Vogel vom Himmel. Dumm nur, dass die Regierungsvertreterin Maélle Coste (Géraldine Pailhas, 5x2) die ganze Sache ein wenig anders beurteilt und die beiden Männer von einem Untersuchungsausschuss aus der Armee schmeißen lässt.

    Marchelli landet auf einem kleinen Provinzflugplatz, wo er riesige Kondome zu Werbezwecken herumfliegen muss. Immer mehr sehnt er sich zu den richtigen Maschinen zurück, da bekommen er und Vallois eine zweite Chance. Der undurchsichtige Chef einer Sonderkommission Bertrand (Philippe Torreton) braucht die beiden für einen Spezialauftrag. Sie sollen ein geheimes „Cannonball“-Rennen quer durch Europa und Afrika gegen die Amerikaner fliegen, um die französischen Jets zu promoten. Doch mitten über feindlichem Gebiet müssen die Piloten feststellen, dass ihr Tankflugzeug nicht am vereinbarten Ort wartet. Sie haben keine Möglichkeit außer in der Wüste notzulanden, aber hier werden sie und ihre Jets schon sehnsüchtig erwartet…

    „Sky Fighters“ tut anspruchslos und stellt sich ganz in den Dienst seiner spektakulären, so noch nicht gesehenen Luftfahrtsequenzen. Statt der mittlerweile üblichen 3D-Effekte und Computerrekonstruktionen brilliert „Sky Fighters“ nämlich mit echten Flugaufnahmen. Mit der Unterstützung des französischen Verteidigungsministeriums gelang es Regisseur Pirés, eine Mirage 2000 so mit fünf 35-Millimeter-Kameras auszustatten, dass aus verschiedenen Winkeln selbst in einer Höhe von 15.000 Metern und Überschallgeschwindigkeit gefilmt werden konnte. Das Ergebnis ist ein einmaliges Himmelsballett, das zwischen wunderschönen Wolkenmeeren und adrenalinhaltigen Sturzflügen einfach nur begeistert.

    Im Gegensatz zu den ausgiebigen Himmelsfahrten sind die Szenen am Boden absolut ökonomisch, ohne alles Überflüssige auf den Punkt genau inszeniert. Aber trotz dieser knappen Erzählung nimmt sich der Film immer wieder Zeit, soziale und politische Wirklichkeiten in satirischer Form mit einzuarbeiten, was die einfache Geschichte um ein Vielfaches interessanter macht. Wann immer Mitglieder militärischer Geheimorganisationen in Filmen dubiose Geschäfte tätigen und dabei auch die Grenzer zur Illegalität überschreiten, rechtfertigen sie dies meist, vor allem in amerikanischen Genre-Vertretern, mit Fragen der nationalen Sicherheit. Die Agenten in „Sky Fighters“ rechtfertigen das grenzwertige „Cannonball“-Rennen hingegen mit dem Erhalt von Tausenden von Arbeitsplätzen. In Frankreich ist Arbeitslosigkeit, wie man erst kürzlich wieder bei den Straßenschlachten in Pariser Vororten gesehen hat, halt momentan eine größere Bedrohung für den Staat als Terroristen oder gar fremde Mächte.

    „Und wenn sie Männer mit Bärten suchen, werden sie mich nie finden!“ Auch in Bezug auf die Wahl der „Bösen“ verfällt „Sky Fighters“ nicht den klassischen Rollenklischees. Zwar sind die Terroristen, wenn auch eine genaue Nationalität nicht auszumachen ist, aus dem Nahen Osten. Aber die Verhandlungen führen sie nicht in geheimen Höhlenverstecken, sondern frisch rasiert ganz offen am Pool von superteuren Luxushotels. Auch dass ein Großteil der Terrorstrukturen von geldgeilen Europäern besetzt ist, findet in der Realität seine Entsprechung, verdienen sich doch viele Unternehmen mit dem Geschäft an der Angst eine Goldene Nase.

    Die Charakterisierung der Piloten entspricht hingegen gängigen Genrevorbildern. Marchelli ist der Verantwortungsbewusste, Vallois der Draufgänger und Ipod (Jean-Baptiste Puech) der typische Sidekick, der leider draufgeht. Dafür sind die weiblichen Figuren umso interessanter. Zu Beginn wirkt die Inszenierung der amerikanischen Austauschpilotin Stardust (Rey Reyes) schon fast sexistisch, verführerisch räkelt sie sich beim Training in engen Klamotten, strippt dann ohne erkennbaren Anlass vor der versammelten Truppe und landet sogar mit Vallois im Bett. Aber mit einer einzigen Szene, in der Stardust ihren Freund am Telefon begrüßt, wird die ganze Situation umgedreht und die Frage „Wer spielt hier mit wem?“ erhält eine feiste, unerwartete Antwort. Im Endeffekt ist „Sky Fighters“ oberflächlich betrachtet nur ein weiterer Fun-Actioner, der aber einige Dinge einfach anders macht und sich so zu einem Überflieger des Genres entwickelt.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top