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    Deuce Bigalow: European Gigolo
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Deuce Bigalow: European Gigolo
    Von Matthias Ball

    Die wunderbare Welt der Komödien. Aus wirtschaftlicher Sicht haben diese Filme einen klaren Vorteil gegenüber Produktionen anderer Genres: Das für gewöhnlich recht geringe Budget minimiert das Risiko eines finanziellen Totalflops erheblich. Qualitativ eher mäßige Filme, die an den Kinokassen ein Vielfaches ihrer Produktionskosten wieder einspielen, sind da keine allzu große Seltenheit. Und wenn dieser Fall eintritt, schreit das natürlich geradezu nach einer Fortsetzung. Klingt ja zunächst recht viel versprechend – was einmal gut im Kino lief, das wird sich dann auch ein zweites Mal gut verkaufen lassen. Nachdem Mike Mitchell mit „Rent A Man“ (Originaltitel: „Deuce Bigalow: Male Gigolo“) einen recht beachtlichen Erfolg landete (der Film spielte bei einem Budget von 17 Millionen Dollar weltweit über 92 Millionen Dollar ein), ist es nun also an Regisseur Mike Bigelow (ja, der heißt wirklich so) seinen Namensverwandten Deuce auf die Europäer loszulassen. „Wenn man den ersten Film nicht gesehen hat, wird man für den Zweiten nichts verpasst haben“, ließ Hauptdarsteller Rob Schneider („50 erste Dates“, „Animal“) verlauten. Nichts verpassen wird auch, wer sich den Eintritt für „European Gigolo“ spart und sein Geld auf sinnvollere Weise ausgibt.

    Deuce Bigalow (Rob Schneider), seines Zeichens Aquarium-Putze im sonnigen Florida, war zuversichtlich, seine Karriere als Gigolo endlich an den Nagel hängen zu können. Doch nachdem seine Frau einem Haiangriff zum Opfer fällt, kommt alles ganz anders. Sein ehemaliger Zuhälter T.J. Hicks (Eddie Griffin) steckt mächtig in der Klemme. Er wird verdächtigt, in die Mordserie an Europas Gigolo-Elite verwickelt zu sein. Alte Freunde helfen sich bekanntlich, also macht sich der Frauenheld Deuce auf ins Drogen- und Zuhältereldorado Amsterdam. Die einzige Spur an den Leichen ist ein äußerst seltener Lippenstift. Um die Morde aufzuklären, soll Deuce als Gigolo reaktiviert werden. Unter den Gigolos der International Man-Whore-Society muss er sich unter anderem mit dem deutschen Heinz Hummer (Til Schweiger) messen. Auch seine Kundinnen erweisen sich als weitaus problematischer als zunächst vermutet. Die hübsche Eva (Hanna Verboom), die an einer Zwangsneurose leidet, bildet da noch die Ausnahme…

    Kaum angekommen, verscherzt es sich der Exil-Amerikaner gleich mit den Einheimischen und erlebt wenig später (nach dem Besuch eines Coffeeshops) den ersten Totalausfall in Form eines Drogenrausches. Während seiner Reise quer durch Amsterdam kommt Deuce der Grenze des gerade noch Erträglichen derart nahe, das einem nach vielem, aber sicherlich nicht nach Lachen zumute ist. Beispiel gefällig? Erst ist es eine Frau, deren Loch im Hals den soeben zu sich genommenen Wein im ganzen Raum verteilt. Kurz darauf folgt der nächste geistige Totalausfall, der an Dümmlichkeit schwer noch zu toppen ist und sich dem Verständnis jedes normal denkenden Menschen völlig entzieht: Ein mittels Gesichtsvorhang verdecktes, männliches Glied ziert die Nase einer jungen Dame. Was beim Niesen passiert, darf sich jeder selbst ausmalen.

    Über Humor lässt sich bekanntlich stundenlang streiten. Rob Schneider hat im Vorfeld oft genug betont, wie viel Spaß er doch am Set, mit den Schauspielern und überhaupt allem hatte. Fragt sich nur, wo der Spaß am Ende abgeblieben ist. Begibt man sich auf die Suche, stolpert man zunächst über ein Drehbuch, das an Schwachsinn kaum zu überbieten ist. Die Charaktere sind entweder unheimlich cool, haarsträubend dämlich, oder oftmals beides gleichzeitig. Aber gut, solange es lustig ist, lässt sich das verschmerzen. Jegliche Erwartungen an einen Funken Anspruch wären auch ein bisschen viel des Guten. Deuce Bigalow ist schließlich auch ein Gigolo. Da würde so etwas zugegebenermaßen nicht so recht passen. Trotzdem: Wer eine Komödie anschaut, möchte unterhalten werden. Dazu gehören Originalität, flotte Dialoge und vor allem zündende Gags. Doch genau an all dem krankt es bei unserem amerikanisch-europäischen Frauen-Checker. Ohne Bigelow (also dem Regisseur, der zufälligerweise den Nachnamen der Hauptfigur trägt) unterstellen zu wollen, dass er während der Dreharbeiten in Amsterdam den ein oder anderen Space Cake zuviel gegessen hat, sind die Begegnungen mit dem weiblichen Geschlecht derart abstrus und übertrieben, dass man sich nur verzweifelt an den Kopf fassen kann.

    Rob Schneider ist einer dieser Typen, bei dem sich auf Seiten der Zuschauer bereits nach kürzester Zeit eine massive Wand der Ablehnung und Antipathie bildet. Fiel er bei seinem letzten Auftritt neben Adam Sandler in „50 erste Dates“ noch als störender Fremdkörper am Rande auf, darf er nun wieder über die volle Distanz über „genossen“ werden. Neben ihm und dem ebenfalls aus dem Vorgänger bekannten Eddie Griffin („Scary Movie 3“, „John Q.“) vervollständigen Til Schweiger und die Belgierin Hanna Verboom das Ensemble. Schweiger („Barfuß“, „T(R)aumschiff Surprise“), der Heinz „Das Frankfurter Riesenwürstchen“ Hummer mimt, ist wie fast alle anderen Schauspieler eine einzige Peinlichkeit. Was ihn zu dieser Rolle bewogen hat, wird wohl nur er wissen. Einzig die ehemalige TV-Moderatorin Hanna Verboom macht als die von einer Zwangsneurose geplagten Eva Voorsbach eine halbwegs passable Figur und sorgt zumindest für den einen oder anderen Lacher.

    Wer vor dem Kinobesuch nicht übermäßig viel Alkohol trinkt oder frisch aus einem der zahlreichen Amsterdamer Coffeeshops kommt, sollte einen großen Bogen um „Deuce Bigalow: European Gigolo“ machen. Denn anders wird man an dieser filmischen Bankrotterklärung wohl kaum gefallen finden. Nach der Nominierung als schlechtester Nebendarsteller für sein schauspielerisches Können in „Big Daddy“ bietet sich 2005 (nach der knappen Niederlage gegen Jar-Jar Binks) vielleicht erneut die Chance auf die „Goldene Himbeere“. Diesmal in der Hauptkategorie. Wer weiß…!?

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