Vollständig neue, eigenständige Ideen sind in der Filmbranche seit der „Matrix-Revolution“ rar geworden. Plagiate in Kombination mit eigenen innovativen Elementen sind das Alltagsbild. Bis „Sky Captain And The World Of Tomorrow“ die Leinwand erobert, denn dieser Film probiert mal was ganz anderes in punkto Look: Er wurde nicht an Drehorten aufgenommen, sämtliche Szenen filmten die Darsteller vor einem Green Screen, ein digitaler Hintergrund wurde später eingefügt.
New York, irgendwann zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg: Polly Perkins (Gwyneth Paltrow) ist die brillante Skandalnudel unter den lokalen Journalisten; sie setzt alle (manchmal auch illegalen) Tricks ein, um an ihre Storys zu kommen. Zurzeit recherchiert sie über eine Mordserie an geflohenen deutschen Wissenschaftlern. Gerade als sie von einem Zeugen wichtige Unterlagen erhält, greift aus heiterem Himmel eine nie gesehene Übermacht fliegender Kampfroboter die Stadt an. Die verschreckten New Yorker Behörden alarmieren die Flieger-Elitetruppe von Sky Captain Joe Sullivan (Jude Law), die von einer Basis im Pazifik aus gegen das Böse operiert. Polly kennt das Fliegerass bestens: Vor einiger Zeit waren sie ein noch das Traumpaar schlechthin, aber die Beziehung zerbrach über dämlichen kleinen Streitigkeiten der beiden Dickköpfe. Dexter (Giovanni Ribisi), der geniale Techniker im Team von Sky Captain, findet schnell die Schwachstelle der ferngesteuerten Roboter und ermittelt die Herkunft des Leitsignals. Daraufhin wird er von Dr. Totenkopf, dem Drahtzieher hinter den Angriffen, entführt. Sofort startet Sky Captain zur Rettungsaktion in den kalten Himalaya. Zu seinem Frust muss er die auf die Exklusiv-Stroy versessene Polly mitnehmen, da er ihre Rechercheunterlagen benötigt. Foran kämpft sich das ungleiche Paar durch Gletscher, geheime Labore und Dschungellandschaften. Können sie ihren Freund retten und Dr. Totenkopf Zerstörungswahn stoppen?
Wie man bereits vermuten kann, lebt „Sky Captain And The World Of Tomorrow“ größtenteils von der rasanten Screwball-Komödie zwischen Polly und dem Sky Captain. Das Problem ist, dass beide nicht mit-, aber leider auch nicht ohne einander können. Die neckische Love Story nimmt einen großen Teil der Geschichte ein und sorgt für die meisten Lacher. Paltrow und Law sind sicher die richtige Besetzung für die beiden gegensätzlichen Charaktere und geben ein hübsch-streitbares Paar ab. Während dieser Aspekt der Story gut ausgearbeitet und ansehnlich umgesetzt ist, fällt der actionlastige Teil durch Lücken und Einfallslosigkeit auf. Als neuer Indiana Jones angepriesen, kann der Film diesen Ansprüchen nicht gerecht werden. Vielleicht liegt es auch daran, dass „Sky Captain“ mit seinen über 2.000 Spezial-Effekten durch und durch gekünstelt wirkt. Die Schauspieler werden mit dem Konzept, komplett ohne Kulissen zu agieren, bis zum Schluss nicht warm und machen oft einen unsicheren Eindruck in ihrer Performanz. Auch für den Zuschauer wirken die gekünstelten Hintergrundbilder anstrengend. Es gibt einfach keine Begründung für den Wegfall sämtlicher realer Schauplätze – außer vielleicht dem löblichen „wir wollten mal was Anderes probieren“.
Die Geschichte hätte sich ohne Probleme mit herkömmlichen Mitteln verfilmen lassen. Sicher kann man ein solches Experiment riskieren, aber wenn es einen befremdenden Effekt bei Publikum und der eigenen Crew hervorruft, sollte man besser noch mal darüber nachdenken. Die digitalen Hintergrundbilder heben sich zu sehr von den normalen Sehgewohnheiten ab, um mit der auf altbekannte Weise erzählten Geschichte zu harmonieren. Auch die Dialoge kommen an einigen Stellen viel zu kurz. Dass Joe Sullivan seinen Kumpel Dex in 90 Prozent aller Konversationen nur mit dem Satz „Guter Junge, Dex“ abspeist, hat nach der zweiten Wiederholung jeden Anflug von Humor verloren. Auf so abgedroschene Art und Weise kann man einen coolen Helden nicht mehr profilieren.
Nicht so gut zur Geltung kommen ebenfalls die Nebenrollen, obwohl sie allesamt mit vielversprechenden Namen besetzt sind: Michael Gambon, Bai Ling, Giovanni Ribisi und Angelina Jolie lassen nur kurz ihre Talente aufblitzen. Sie finden aber keinen richtigen Platz im Drehbuch. So darf beispielsweise Angelina Jolie als Captain Franky Cook (Wer hat ihr eigentlich diese bescheuerte Augenklappe verordnet?) gerade Mal in zwei Szenen mitmachen.
Ansonsten hat sich das Produktionsteam um Regie-Neuling Kerry Conran in Sachen Look wirklich etwas Nettes einfallen lassen. Die Kostüme sind allesamt dem Trenchcoatzeitalter der 40er Jahre nachempfunden, ohne Marlowe-mäßigen Schlapphut geht hier niemand aus dem Haus. Ein weiterer Pluspunkt ist auch die Beleuchtung. Die Figuren sind sehr hell ausgeleuchtet, so dass ein fast engelsgleicher Schein um ihre Gesichter schwebt und sie vom eher farblos gehaltenem Hintergrund abhebt. Besonders Superblondine Gwyneth Paltrow kann ihre Rolle dank des frischen Glanzes um ihre goldgelbe Haarpracht in besseres Licht setzen - eine nette Hommage an das Kino der 40er Jahre. Irgendwo zwischen „Dick Tracy“, „Buck Rogers“ aber auch „King Kong“ findet sich „Sky Captain“ wieder. Durch seine Machart von Anfang an als Fortsetzungsgeschichte aufgebaut, werden wir wohl oder übel Joe Sullivan bestimmt nicht zum letzen mal im Fliegeroverall gesehen haben.