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Veröffentlicht am 6. Januar 2023
Bei Luis Buñuel's Film "Der Würgeengel" aus dem Jahr 1962 sollte zunächst der sehr irreführende deutsche Titel kritisch hinterfragt werden. Im Original "El ángel exterminador" müsste die entsprechende Übersetzung eigentlich "Engel der Vernichtung" lauten, was per se sämtliche skurrilen Interpretationen vor einem biblischen Hintergrund ad absurdum führt. Nicht umsonst hat sich auch Buñuel gegenüber tiefsinnigen Deutungen seiner Werke eher amüsiert gezeigt und jegliche Symbolik weit von sich gewiesen. Man darf sich dementsprechend unvoreingenommen und entspannt einen Zugang suchen.
Was sehen wir? Nach einem Konzertbesuch kommt eine elitäre, bourgoise Gesellschaft einer Einladung zum Dinieren nach und trifft sich in der edlen Behausung der Gastgeber. Irgendetwas scheint aber ungewöhnlich zu sein. Die Bediensteten hatten bereits fast geschlossen und fluchtartig die Villa verlassen. Szenen wiederholen sich, als wären sie ein Deja-Vu.
Als die Gesellschaft später beschließt, den Abend zu beenden, bemerken sie, dass sie den Raum nicht mehr verlassen können. Keiner kann raus und niemand kommt von außen rein. Es entsteht eine kafkaeske Situation der Ausweglosigkeit. Die Masken der Aristokratie fallen, Wasser wird knapp, Medikamente und Nahrungsmittel fehlen, Höflichkeit und Benehmen lassen sukzessive zu wünschen übrig. Die Situation eskaliert und fordert erste Opfer. In Halluzinationen und Albträumen lässt Buñuel seine surrealen Wurzeln aufblitzen.
Interpretationen sozialkritischer Natur liegen auf der Hand, aber Buñuel verweigert eine einfache Lösung und bezieht den Zuschauer somit geschickt in das Geschehen mit ein.
Man kann diesen Film aber auch einfach nur genießen und sich am grotesken Humor erfreuen, auch heute noch!
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