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    Whiteout
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Whiteout
    Von Jan Hamm

    Am Südpol steppt der Eisbär: Hier zanken sich interstellare Bestien untereinander (Alien Vs. Predator) oder auch mit harmlosen Forschern (Das Ding aus einer anderen Welt). Und sollte Guillermo del Toro eines Tages mit Der kleine Hobbit abschließen und zu seinem Traumprojekt „At The Mountains Of Madness“ nach H.P. Lovecraft ansetzen, dann gnade Gott allen, die auch nur in der Nähe des gefrorenen Kontinents herumgeistern. Das Setting ist mit seiner monumentalen Lebensfeindlichkeit einfach die perfekte Bühne für ein packendes Leinwand(schnee)treiben. Aber das funktioniert nur, wenn die Geschichte nicht totaler Murks ist. Das hat Regisseur Dominic Sena (Passwort: Swordfish, Nur noch 60 Sekunden) offenbar nicht begriffen, denn bei der Adaption von Greg Ruckas Graphic-Novel „Whiteout“ macht er fast gar nichts richtig. Sein Antarktis-Thriller ist sterbenslangweilig, nervt mit dämlichen Figuren und verkauft sein Publikum obendrein für blöd. Da können auch die ansehnlichen Schneepanoramen kaum noch was retten.

    Irgendwo über dem ewigen Eis, an Bord eines russischen Frachtflugzeuges, lässt die Mannschaft feinen Wodka kreisen. Doch als plötzlich Schüsse fallen und den wetterfesten Kerlen jegliche Übersicht flöten geht, hat es sich ausgeflogen - die Maschine stürzt ab. 50 Jahre später trifft US-Marshall Carrie Stetko (Kate Beckinsale, Van Helsing) mit klappernden Zähnen am Südpol ein. Ganze drei Forscher aus den Reihen der Amundsen-Scott-Station sind verschwunden und kaum jemand scheint sich darum zu scheren. Es dauert nicht lange, bis die erste sauber konservierte Leiche im frostigen Umland auftaucht. Gemeinsam mit dem Piloten Delfy (Columbus Short, Armored) und dem zwielichtigen UN-Agenten Pryce (Gabriel Macht, The Spirit) nimmt Carrie die Fährte auf. Einen Mordanschlag später stößt das Trio im antarktischen Nirgendwo auf ein zugeschneites Frachtflugzeug und stellt verdutzt fest: Jemand war bereits vor ihnen dort und hat etwas aus dem Frachtraum mitgehen lassen. Etwas, für das es sich allem Anschein nach zu töten lohnt...

    Als „Whiteout“ bezeichnet man die unter bestimmten Witterungs- und Lichtverhältnissen zustande kommende Ausblendung des Horizontes, die einen rapiden Gleichgewichts- und Richtungsverlust zur Folge hat. Dieser Terminus beschreibt aber nicht nur ein spannendes Naturphänomen, er ist auch ein präzises Gleichnis für die Orientierungslosigkeit von Drehbuch und Regie. Jede Schneewehe legt neue Logikpatzer frei, lediglich mit einem Wettlauf gegen flinke Kältewellen à la The Day After Tomorrow verschont der eigentlich als solider Handwerker geltende Sena seine Audienz. So ist es beispielsweise unerklärlich, wie innerhalb eines Tages plötzlich tiefe Nacht über die Eiswüste hereinbrechen kann - vom Polartag hat Sena wohl noch nichts vernommen. Ebenso mysteriös bleibt, weshalb es in einem Flugzeug, das mehrere Meter unter der dichten Eisoberfläche verborgen liegt, trotzdem taghell ist.

    Mit dem leidigen Licht treibt Sena auch noch anderen Schabernack. Etwa bei den im penetranten Sepia gehaltenen Rückblenden, die Carries furchtbar traumatische Cop-Vergangenheit ausleuchten. Bei der Erkundung des Flugzeugwracks werden dann Einstellungen des Prologs recycelt, als ob die eröffnenden fünf Minuten dem offenbar für dement gehaltenen Publikum bereits wieder entfallen wären. Zurückgeblieben sind jedoch allenfalls die Charaktere selbst, anders lassen sich an schockgefrostete Leichname gerichtete Dialogzeilen wie "You think when that guy boarded that plane, he had any idea he'd end like this?" schließlich kaum enträtseln. Da überrascht es auch kaum noch, wenn die Figurenzeichnung plötzlich jede Schlüssigkeit aufgibt und die eigentlich von ihren Gewalterfahrungen heimgesuchte Carrie spontan in den Jack-Bauer-Modus wechselt, um brauchbare Aussagen aus festgesetzten Unholden heraus zu kitzeln.

    Die als Twist angepeilte Auflösung schließlich ist so unverschämt antiklimaktisch, dass "Whiteout" endgültig zur überflüssigen Trivialität verkommt. Dem Autor der Vorlage übrigens gefiel Senas Rohrkrepierer, der Rest der Welt schaute konsequent weg. Außerhalb der Staaten spielte „Whiteout“ sagenhafte 1,9 Millionen Dollar ein und gilt damit als einer der schlimmsten Flops 2009. Schade um das tolle Setting und die hoffnungslos gegen das Skript anspielenden Mimen. Immerhin darf Underworld-Amazone Kate Beckinsale beim Entblättern aus dickster Wintergarderobe zugeschaut werden. Und die in Kanada gefilmten Außenaufnahmen geben tatsächlich eine schicke Antarktis ab. Bis dort aber einmal mehr so richtig die Fetzen fliegen, muss ausgeharrt werden - entweder bis zum Prequel des John-Carpenter-Horrors Das Ding aus einer anderen Welt (1982), oder aber gleich bis zum fernen Irrsinns-Epos „At The Mountains Of Madness“.

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