Wem der Name Mena Suvari etwas sagt, der denkt in der Regel an die eher harmlosen Rollen in American Beauty oder American Pie, in denen die Amerikanerin vor allem als naive Schönheit zu bestechen wusste. Sie dunkelhaarig statt blond, weniger vordergründig schön, aber nicht unbedingt weniger naiv als passive Mörderin zu erleben, erscheint daher zunächst als eine interessante Ergänzung des Repertoires: „Stuck“ heißt der neue Horrorthriller von Re-Animator-Macher Stuart Gordon, in dem Suvari als Brandi Boski die Verursacherin eines Autounfalls mit überraschenden Konsequenzen mimt. Das Motiv des eingesperrten Opfers wird darin mit einem blutigen Twist tatsächlich noch einmal originell variiert. Für mehr als mittelmäßige Spannung, ein paar gedehnte Stellen Langeweile und ein bis zwei genretypische Sarkasmus-Schmunzler reicht das aber dennoch nicht.
Brandi (Mena Suvari) arbeitet als Pflegekraft in einem Altersheim und lebt in einem runtergekommenen Vorort. Den Stress kompensiert sie gemeinsam mit ihrer Kollegin und Freundin Tanya (Rukiya Bernard) im sprichwörtlichen Feier-Abend. Den nötigen Stoff dafür besorgt Brandis zwielichtiger Freund Rashid (Russell Hornsby). Die zweite Hauptfigur der Geschichte ist der sympathische Sozialverlierer Thomas Bardo (Stephen Rea). Konfrontiert mit Arbeitslosigkeit, kafkaesker Bürokratie und einer prekären Finanzlage landet er schließlich auf der Straße. Genau dort kommt es dann zum unfreiwilligen Zusammentreffen der beiden Protagonisten, als Brandi berauscht und betrunken den Neu-Obdachlosen samt Einkaufswagen anfährt und Fahrerflucht begeht. Allerdings mit der Besonderheit, dass Brandi lediglich den Unfallort, nicht aber das Opfer links liegen lässt: Vielmehr steckt Bardo in der Windschutz-Scheibe der Rostlaube fest und wird von der unter Schock stehenden Fahrerin bis in die heimische Garage verschleppt. Und dort bleibt er auch, als sie am nächsten Morgen feststellt, dass der Angefahrene noch am Leben und wieder bei Bewusstsein ist. Aus Angst vor einer Strafe verweigert sie Hilfe und überlässt Bardo sich selbst. Erwartungsgemäß hat sie die Rechnung dabei aber ohne den unbändigen menschlichen Überlebenswillen und die üblichen Zufälle gemacht...
Wie so oft hätte man auch bei „Stuck“ aus einer originellen Idee mehr machen können als schließlich dabei herausgekommen ist. Obwohl die sich zunehmend zu einer verzwickten Angelegenheit auswachsende Handlung immerhin einige echte Überraschungen bereithält und nicht allzu vorhersehbar daherkommt, zieht sich vieles zu sehr in die Länge und insbesondere das Verhalten der Protagonistin wirkt ab einem bestimmten Punkt wenig nachvollziehbar.
Das knappe Budget von fünf Millionen Dollar sieht man „Stuck“ leider deutlich an. Dass es auch anders geht, zeigten etwa die Produzenten des wunderbar originellen Horrorstreifens Bubba Ho-Tep, die ihrem Film mit gerade mal einem Fünftel dieser Summe deutlich mehr Seele einzuhauchen wussten. „Stuck“ sieht dagegen im wörtlichen und im übertragenen Sinne farblos aus. Das mag ein bewusstes Stilmittel sein, trägt hier aber anders als bei Filmen wie Payback nichts zur Atmosphäre, sondern eher zu optischer Tristesse und Langeweile bei: Gut gedacht, schlecht gemacht. Die karge Ausstattung und die Monotonie des flachen Lichts tun ihr übriges.
Einen Lichtblick im Meer aus Durchschnittlichkeit bildet lediglich die durchaus sehenswerte Darstellung von Stephen Rea (V wie Vendetta, The Crying Game) als Gepeinigtem und Geschlagenem: In seiner handlungsarmen Rolle buchstäblich gefangen, gewinnt er schnell die Sympathien der Zuschauer in dem perfiden Spiel gegen die Zeit, bei dem von wenigen Ekelszenen abgesehen übrigens vergleichsweise wenig Blut vergossen wird. Alles in allem ist „Stuck“ damit für Freunde des Genres, die nicht zu viel erwarten, noch gerade eben sehenswert, der Spannungsbogen wird allerdings nur mit Mühe über die 90 Minuten gehalten.