Eine christliche Teenie-Komödie mit Britney-Spears-Wannabe Mandy Moore klingt von Natur aus schon nach einer ätzenden Nullnummer mit Gähngarantie. Aber wer „Saved“ nach diesem Vorurteil bewertet, liegt weit daneben - und verpasst unterhaltende 92 Minuten politisch unkorrekter Witze und Seitenhiebe auf das konservativ christliche Amerika.
Das Leben an der Baptisten High School läuft für Mary (Jena Malone) in perfekt geordneten christlichen Bahnen: Ihre Freundinnen, allen voran Hilary Faye (Mandy Moore), haben ihr gesamtes Leben auf Jesus eingeschworen, beten regelmäßig und üben sich in erfolgloser, aber beständiger Missionarsarbeit an der rebellischen jüdischen Mitschülerin Cassandra (Eva Amurri), die einfach nur noch nicht weiß, dass sie eigentlich aus der Hölle gerettet werden will. Doch dann gesteht Marys Freund Dean (Chad Faust) ihr, dass er denkt, schwul zu sein. Im festen Glauben, dass sie ihn bekehren kann, verbringt sie eine Nacht mit ihm. Doch ohne Erfolg: Dean wird von seinen Eltern ins Mercy House, die Umerziehungsanstalt der Kirchengemeinde für Alkoholiker, Homosexuelle und sonstige Dissidenten, gesteckt. Jetzt ist Mary aber so richtig sauer auf Jesus, mit dem sie eigentlich per Gebet vereinbart hatte, ihre Jungfräulichkeit (denn gute Christen warten nun mal bis zur Ehe) gegen Deans Rückkehr zur Heterosexualität zu tauschen. Prompt sagt sie sich von ihren Freundinnen und dem ganzen Christengetue los. Damit landet sie allerdings auf Platz eins der Bekehrungsliste ihrer alten Clique, die bis zum spontanen Exorzismusversuch im gekaperten Van nichts unversucht lässt, um aus Mary wieder eine bibeltreue Christin zu machen. Erst als sich Mary und Hilary Faye beide für den neuen Mitschüler Patrick (Patrick Fugit) interessieren, eröffnet der Jesus-Groupie eine eher unchristliche Schmutzkampagne gegen ihre ehemalige Freundin. Zusätzlich machen Mary die Probleme ihrer verheimlichten Schwangerschaft zu schaffen, weil sie sich niemandem anvertrauen kann. Eines Tages wird sie von Hilary Fayes zynischem Bruder Roland (Macauley Culkin) und Cassandra beim Besuch in der Schwangerschaftsklinik erwischt - und findet endlich ein paar Freunde, denen sie sich anvertrauen kann. Zu dritt nehmen sie den Kampf gegen die Betschwestern auf.
Nur auf den ersten Blick erscheint Saved! wie eine durchschnittliche Teenagerkomödie. Mit gnadenlos großartigem Humor wird hier dem erzkonservativen Teil Amerikas, der mit weit vorgestreckter Bibel gegen Homosexualität, Werteverfall und Heidentum vorgeht, der provokante Spiegel vorgehalten. Und der Zuschauer sagt: endlich! Endlich traut sich ein Film-Verleih, mit einer satirisch-kritischen Meinung über den Kirchenwahn einiger Amerikaner in den Kinosaal einzuziehen. Der Film spricht aber auch amerikanische Alltagsprobleme wie jugendliche Schwangerschaft und Verantwortungsbewußtsein an. Natürlich darf auch die gute Botschaft nicht fehlen: Wir sind vielleicht alle nicht perfekt, aber verstehen können wir uns trotzdem.
„Saved“ ist keine allgemeine oder gar blasphemische Religionssatire, sondern richtet sich gegen die engstirnigen Bibelfanatiker, die nichts außer dem gedruckten Jesuszitat gelten lassen. Durchaus ernst gemeint erklärt Mary in einer Szene Hilary Faye: „Die Bibel ist keine Waffe.“ Die Religiösität geht den Figuren nicht verloren, stattdessen kritisieren die Hauptakteure meist sehr einfühlsam die Intoleranz ihrer konservativen Mitbürger gegenüber allem, was nicht den streng ausgelegten biblischen Werten entspricht. Durch diese umsichtige Vorgehensweise verdirbt es sich der Film nicht mit dem amerikanischen Publikum, das zum Thema Christentum eher keinen Spaß versteht, sondern kann seinen Standpunkt erfolgreich, aber nicht ohne eine gehörige Portion Ironie vortragen.
Besonders gut persifliert wird die künstlich angepasste Sprache der Pastoren, die mit jugendlichen Zielgruppen arbeiten: Mit Sätzen wie „Let’s kick it Jesus-style“ oder „Jesus rocks“ versucht Schuldirektor Skip bei den Kids zu landen, entlarvt sich aber selbst mit seinen peinlichen Imitationen des Jugendslangs. Bemerkenswert ist an „Saved“ außerdem, dass Cassandra und Roland den ganzen Film über öffentlich rauchen, so etwas hat es bisher in einem amerikanischen Film für Jugendliche noch nicht gegeben. Prompt wurde „Saved“ auch in den USA für Kinder unter 13 Jahren nur in Begleitung der Eltern freigegeben. Besonders auf seine Kosten kommt der nach ersten Erfolgen abgestürzte Ex-Kinderstar Macauley Culkin („Kevin allein zu Haus“). Als Heather Fayes an den Rollstuhl gefesselter Bruder Roland sticht er durch gnadenlosen Zynismus und Selbstironie hervor, die auch vor üblen Rollstuhlwitzen nicht halt macht. Die Charaktervorlage ist schon gut gezeichnet, aber vor allem mit Culkin perfekt besetzt. Durch sein Spiel wird glaubwürdig, dass der Außenseiter die coole Cassandra erfolgreich anbaggern kann. Auch die anderen Darsteller fallen positiv auf: Selbst Popgirlie Mandy Moore gibt als herrlich überzogener Christus-Freak eine gute Figur ab. Eine Rolle, in der man das All American Girl nicht unbedingt erwartet hätte. Klar, dass sie auch noch einen kurzen Gesangsauftritt im Film hat - passend zum Filmcharakter trällert sie ein christliches Lied und reckt dabei die Arme gen Himmel, um dem Herrn noch näher zu sein. „Saved“ ist nach „He Bop“ erst der zweite Film des Regisseurs Brian Donnelly, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat. Ein mutiges Konzept ist es in jedem Fall, dass durch seine Provokation und Sticheleien überzeugt und unter den amerikanischen Hardcore-Bibelfans sicher für einige Missstimmung sorgen wird.