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    Wie ein einziger Tag
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Wie ein einziger Tag
    Von Claudia Holz

    Wer das Glück hatte, den Film „The Believer“ von Debüt-Regisseur Henry Bean vor ein paar Jahren zufällig gesehen zu haben (in Deutschland gab es leider keinen Kinostart), basierend auf der wahren Begebenheit, dass ein amerikanischer Jude in den 60ern zum Anführer einer anti-semitischen Gruppe wurde, der kann wissen, dass Ryan Gosling allein schon Grund genug ist, sich einen Film anzuschauen. Doch die Frage ist, ob das ausreicht, um eine Romanverfilmung von Nicholas Sparks („Message In A Bottle“) unter der Regie von Nick Cassavetes („John Q“) über den Standard eines ganz ordinären Malen-nach-Zahlen-Dramas hinauszuheben. Die Wahrheit ist, dass wenn man die Inhaltsangabe von „Wie ein einziger Tag“ gelesen hat, dann wird einem wahrscheinlich relativ schnell klar, ob man darauf steht oder nicht.

    James Garner ist ein pensionierter Geschäftsmann, der in einem Altenheim der dementen Allie (Gena Rowlands) aus einem Notizbuch vorliest und hofft, so ihre Erinnerung wiederzubeleben. Er schildert die vermeintlich fiktive Geschichte einer Dreiecksbeziehung in den 40ern (inklusive Zweitem Weltkrieg und allem), die sein jüngeres Selbst (Ryan Gosling), seine, aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Jugendliebe (Rachel McAdams), und den smarten Soldaten Lon Hammond (James Marsden) beinhaltet. Man darf sich nicht vom Nachnamen des Regisseurs in die Irre führen lassen, denn „Wie ein einziger Tag“ ist weder „Eine Frau unter Einfluss“, noch „Faces“ und die Tatsache, dass Nick Cassavetes der Sohn von eben jenem herausragenden Independent-Regisseur John Cassavetes ist, scheint keine Garantie für ein ebenso bemerkenswertes Talent zu sein.

    Die Formel für diesen Nostalgietrip ist einfach: die rosarote Brille aufgesetzt, ein bisschen seichte Romanzenmusik gespielt, zugegebenermaßen perfekte Kostüme und Make up an den Start gebracht (bloß kein Haar an die falsche Stelle rutschen lassen, es sei denn wir befinden uns in einer stürmischen Liebensszene), ab und an ein Regenschauer, um die Akteure in romantisches Nass zu tauchen, wenn sie sich einander ihre Liebe versprechen, und los geht's. Schade nur, dass bei all dem Enthusiasmus die Dramatik der Geschichte auf der Strecke bleibt und gleichzeitig an vielen Stellen ein bisschen zu tief in den Hollywood-Schmalztopf gegriffen wurde. Herausgekommen ist demnach ein ebenso perfekt gestylter, wie harmloser Matineé-Streifen, der nicht lange im Kopf des Zuschauers herumspuken dürfte. Außerdem gibt es noch einen Twist am Ende, den man bereits nach einer Viertelstunde zehn Meilen gegen den Wind riecht. Und obwohl James Garner und Gena Rowlands die besten Szenen ergattern können (leider sind diese viel zu kurz und selten) und auch Ryan Gosling („The United States Of Leland“) den Umständen entsprechend gut gecasted wurde, um als junger James Garner durchzugehen, verpufft der Charme von Rachel Adams relativ schnell und macht einem wenig Lust, die sowieso viel zu vorhersehbare und bekannte Story bis zum Ende zu verfolgen. Schade, hat sie doch die Fäden in der Hand, als Frau zwischen zwei Männern und gleichzeitig müsste den Filmemachern doch daran gelegen sein, dass die Zuschauer bis zur Entscheidungsfindung ihrer Protagonistin am Schluss wachbleiben. Leider funktioniert dies nur bedingt.

    Weitere Nebenrollen wurden zwar auch mit relativ bekannten Namen besetzt, aber so richtig klar wird einem nicht, warum talentierte Schauspieler, wie Joan Allen, als die verbitterte, strenge Mutter von Rachel und gleichzeitig Spielverderberin der jungen Liebe oder Sam Shepard sich hier tummeln und Rollen verkörpern, die direkt aus dem Handbuch für Klischees ausgeschnitten wurden. Allerdings ist es schwer zu sagen, ob das nun an der Vorlage, dem Roman von Nicholas Sparks „The Notebook“, liegt, oder an der einfallslosen Umsetzung. Der bereits ebenfalls verfilmte Roman „Message In A Bottle“ von Sparks (mit Kevin Costner in der Hauptrolle), war ja auch nicht gerade eine Offenbarung, auf der anderen Seite ist die Vita des guten Nick Cassavetes mit „John Q“ im Gepäck wahrscheinlich nicht erfolgversprechend genug, um Zuschauer in Scharen in die deutschen Kinosäle zu locken. Weitere Indikatoren für ein eher weniger tolles Kinoerlebnis dürften sein, dass Leute, wie Steven Spielberg und Tom Cruise einst ihre Finger im Spiel von „Wie ein einziger Tag“ hatten, irgendwann aber abgesprungen sind. Die Frage warum, ist nun wirklich nicht schwer zu beantworten.

    Einen Pluspunkt gibt es aber in jedem Fall für die Kamera, denn Robert Fraisse („Ronin“, „Sieben Jahre in Tibet") schafft es doch das ein ums andere Mal, einem den Atem zu rauben, mit seinen, zugegebenermaßen manipulativen, aber durchaus unverwechselbaren Naturaufnahmen und Lichtstimmungen. Hollywood at its best. Sehen und vergessen heißt hier das Motto und widerspricht somit dem eigentlichen Thema des Films. Dem Zuschauer wird die Atmosphäre von „Legenden der Leidenschaft“ oder auch „Grüne Tomaten“ geboten, ohne jedoch deren Klasse, Eindringlichkeit oder Individualität zu erreichen.

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