„Die Maske“ gehörte zu den großen Blockbustern des Kinojahrs 1994. Dabei war es weniger die Geschichte, die zu überzeugen wusste, sondern die gnadenlos guten Spezialeffekte. Die beiden damaligen Newcomer Jim Carrey und Cameron Diaz sind mittlerweile feste Größen im Staate Hollywood. Dank eines weltweiten Einspiels von jenseits der 350-Millionen-Dollar-Grenze war es nur eine Frage der Zeit, bis das heutzutage fast schon obligatorische Sequel in Angriff genommen wird. Komisch nur, dass das Publikum über zehn Jahre warten musste… oder vielleicht doch eher durfte?
„Die Maske 2“ setzt zehn Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers ein. Im Mittelpunkt des perfiden Spiels steht diesmal nicht eine einzelne Person, sondern gleich ein ganze Familie. Zunächst bestehen die Averys nur aus Tim (Jamie Kennedy), seiner Frau Tonya (Traylor Howard) und deren Hund Bear, der auch die aus dem ersten Teil bekannte Zaubermaske zuhause anschleppt und damit alles durcheinander bringt. Der Erste, der dem Bann der Maske verfällt, ist Tim. Der sonst so unscheinbare Cartoon-Zeichner mutiert bei einer Halloween-Party zur Stimmungskanone und wittert in der Maske alsbald den Schlüssel zu einer großen Karriere. Während bei Tonya die biologische Uhr tickt, möchte sich Tim die Freuden des Vaterwerdens gerne ersparen. Unter dem Einfluss der Maske ist es mit der Enthaltsamkeit eben so eine Sache und nach neun Monaten erblickt schließlich der kleine Alvey (welcher normale Mensch tauft sein Kind eigentlich Alvey Avery?!) endlich das Licht der Welt. Zunächst verläuft alles wie in jeder gewöhnlichen Kleinfamilie, doch als Tonya wegen einer Geschäftsreise ihren Mann und den Zögling für eine Woche allein lassen muss, bricht das Chaos aus...
Einem Mann wie Lawrence Guterman die Regie zu „Die Maske 2“ zu übertragen, ist zunächst einmal nicht die allerschlechteste Idee. Mit „Cats And Dogs“ schuf Guterman Anno 2001 zwar keinen Film, der in die Analen der Filmgeschichte eingehen wird, aber der kommerzielle Erfolg war mit einem Welt-Einspiel von 200 Millionen Dollar beachtlich. Wie schon bei „Cats And Dogs“ gelingt ihm auch in „Die Maske 2“ ein zumindest aus technischer Sicht passables Zusammenspiel zwischen Realaufnahmen, Animatronik und Computer-Effekten. Doch genau hier liegt auch das große Problem. Der Zuschauer kommt nicht daran vorbei festzustellen, dass sich Guterman einzig auf den technischen Aspekt des Films wirklich konzentriert hat. Viele Gags sind alt bekannt und bereits zu oft kopiert worden. Wer den Vorgänger kennt und auch die TV-Zeichentrick-Serie am Rand mit verfolgt hat, wird wenig Neues zu Gesicht bekommen. Was Guterman und Drehbuchautor Lance Khazei betreiben, ist eine wenig kreative Resteverwertung.
In einem Film wie „Die Maske 2“ können die Darsteller dank brillanter Dialoge und der kammerspielartigen Inszenierung glänzen… nein, ernsthaft: Wer irgendwelche Wunderdinge erwartet, glaubt wohl auch noch an den Osterhasen. Hauptdarsteller Jamie Kennedy dürfte am ehesten als Film-Junkie Randy Meeks aus Wes Cravens „Scream“-Trilogie bekannt sein. Seine erste Hauptrolle ergatterte er sich in dem Totalflop „Malibus Most Wanted“, der in den Staaten eine böse Bauchlandung hinlegte und hierzulande direkt in die Videotheken wanderte. Und was macht er in „Die Maske 2“? Nervende Grimassen schneiden und dem Publikum die Identifikation mit dem Hauptcharakter so gut es geht erschweren. Alan Cumming war zuletzt in Bryan Singers „X-Men 2“ als Nightcrawler zu sehen. Die verblüffend Parallele zu seiner Rolle in „Die Maske 2“ ist dabei, dass in beiden Fällen sein Spiel dermaßen von aufwendigem Make-Up und Spezial-Effekten überdeckt wird, dass sich einfach nicht feststellen lässt, ob er nun ein guter oder ein schlechter Darsteller ist. Bob Hoskins („Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, „Manhattan Love Story“) kommt über eine Nebenrolle nicht hinaus und Traylor Howard („Ich beide und sie”) dient ohnehin nur als Love Interest.
Das internationale Presseecho zu „Die Maske 2“ war vernichtend. Nahezu jeder Kritiker hat den Film vollkommen in der Luft zerrissen. Allerdings muss jetzt hier auch einmal kleinlaut ein vorsichtiges aber angebracht werden. Natürlich hauen einen die optischen Spielereien im Post-Matrix-Zeitalter nicht mehr vom Hocker. Natürlich sind die Gags von vorgestern und ringen oft nicht mehr als ein müdes Lächeln ab. Aber „Die Maske 2“ ist de Facto ein lupenreiner Kinderfilm und funktioniert als solcher mit Abstichen. Hand aufs Herz: Die Kleinen werden diese Aneinanderreihung von Kalauern sicherlich lustig finden. Und wenn nun Mami oder Papi mit ins Kino gehen, müssen diese eben hier und da etwas tiefer Luft holen und können sich ansonsten damit trösten, dass „Die Maske 2“ nach 95 Minuten auch schon wieder vorbei ist…
Mit ein wenig Abstand und einigem guten Willen betrachtet, kann der Film hier und das sogar mit diversen ganz netten Einfällen punkten. Der als computeranimierte Sequenz dargestellte Akt der Befruchtung ist beispielsweise ein richtig witziges Schmankerl, bei dem die Erwachsenen Schmunzeln dürfen und sich die Kiddies fragen, was daran denn nun lustig war. Die Parodie auf die nordische Mythologie mit Figuren wie Odin, Loki und Thor ist teilweise ebenso gelungen wie der eine der andere Seitenhieb auf das reale Leben, bei denen auch ganz klar die älteren Semester angesprochen werden sollen. Ob das nun aber reicht, um sich eine Eintrittskarte für „Die Maske 2“ zu kaufen, darf wohl eher leise in Frage gestellt werden.