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    Club Mad
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Club Mad
    Von Morton Gudmonsdottir

    In den USA feierte die Komikertruppe Broken Lizard mit „Super Troopers“ einen kleinen Kulterfolg. In ihrem dritten Spielfilm, der Slasher-Parodie „Club Mad“, will das Comedy-Quintett an den Erfolg anknüpfen, doch das Vorhaben glückt höchstens zur Hälfte. Neben einigen wirklich gelungenen Einfällen gehen unter der Regie von Crewmitglied Jay Chandrasekthar auch reihenweise Gags in die Hose, sodass sich „Club Mad“ bestenfalls im unteren Mittelmaß wiederfindet.

    Alles nimmt seinen Anfang mit einer Gruppe junger Leute, die auf Pleasure Island eintreffen, um ein Fass aufzumachen und sich vom Personal mit jeder existierenden legalen – und illegalen – Vergnügung verwöhnen zu lassen. Geführt von dem heruntergekommenen Ex-Popstar Kokosnuss-Pete (Bill Paxton), der sich immer noch im Ruhm seines einzigen 70er-Jahre-Hits „Pina Coladaburg“ sonnt, steht die Insel bereit für den ultimativen Erholungstrip – bis immer mehr Insulaner ins Gras beißen. Als Leichen plötzlich an den unmöglichsten Orten auftauchen, droht der Dauer-Party ein unschönes Ende. Doch Kokosnuss-Pete denkt nicht daran, seinen Gästen den Spaß zu verderben. Während die Urlauber in der Sonne brutzeln, sich die Birne zuknallen und ordentlich einen draufmachen, versucht das Personal hektisch dahinter zu kommen, wer ihm nach dem Leben trachtet. Und dabei ist jeder verdächtig.

    Könnte es Sam (Eric Stolhanske) sein, Mitglied der Spaßpolizei und immer bereit, seine Tequila-gefüllte Wasserpistole zu zücken? Oder Jenny (Brittany Daniel), die ständig angeturnte Fitnesslehrerin, deren Aerobic-Guru zu früh den Löffel abgeben musste? Vielleicht ist es Juan (Steve Lemme), der Tauchlehrer im coolen Speedo-Outfit mit der geheimnisvollen südamerikanischen Vergangenheit, oder der unberechenbare Tennislehrer Putman (Jay Chandrasekthar) mit dem fürchterlich tuckigen Akzent? Und dann gibt es ja auch noch Petes Neffen Dave (Paul Soter), der zwar Ecstasy-Spätschäden davongetragen hat, aber immer noch unheimlich eifersüchtig sein kann. Und wer hätte nicht vor dem stämmigen Lars (Kevin Heffernan) Angst, dem Masseur mit dem speziellen Kniff, bei dem jedem die Knie weich werden? Während der Killer einen Angestellten nach dem anderen erlegt, kämpfen die übrigen gegen die Zeit, die Angst und ihre eigene grauenhafte Inkompetenz, um ... einen weiteren Sonnenaufgang am schönsten Fleck der Erde zu erleben.

    Bereits zu College-Zeiten schlossen sich Jay Chandrasekthar, Paul Soter, Kevin Heffernan, Eric Stolhanske und Steve Lemme zu der Komikertruppe Broken Lizard zusammen. Vom Stil her sehen sich die fünf in einer Reihe mit den legendären Anarchostars von Monty Python, doch dieser Vergleich wäre zu sehr geprahlt. An die satirischen Fähigkeiten der Briten kommen die Broken-Lizard-Jungs bei weitem nicht heran. „Club Mad“ ist als witzige Parodie auf das Teenie-Slasher-Genre gedacht. Herausgekommen ist eine teils amüsante, teils nervige Slatter-Farce, die eine Menge Ideen aufbringt, aber bei den Gags lediglich eine durchwachsene Trefferquote aufweist. Die fünf Broken-Lizard-Mitglieder, die auch für das Drehbuch verantwortlich sind, haben sich passende Rollen auf den eigenen Leib geschrieben. Wenn sie im Spiel sind, ist die Chance auf einen guten Gag am größten - auch wenn sie mit ihrem konsequenten Overacting nicht jeden Geschmack treffen werden. Dazu kommen einige B- und C-Stars, die den Cast ergänzen. Deshalb ist schauspielerisch nicht viel erwarten. Ex-Modell Brittany Daniel hat nur eine Aufgabe: Sie muss auf der Leinwand gut aussehen. Diesen Auftrag erfüllt sie mühelos – mehr aber auch nicht. Ein bisschen traurig ist das Schicksal von Bill Paxton („Titanic“, „Twister“). Aus seiner Rolle als abgefuckter Ex-Popstar holt er das beste heraus, dass aber ein Schauspieler, der vor nicht allzu langer Zeit noch in großen Blockbuster-Produktionen eine gute Figur abgab, sich in Gross-Out-Niederungen wiederfindet, ist ein eher zweifelhaftes Vergnügen.

    Die Parodie des Genres läuft bei „Club Mad“ anders als beim großen Genre-Primus „Scream“ ab. Nahm Wes Cravens New-Time-Klassiker seine Vorbilder noch ernst, so ist dies bei der Broken-Lizard-Version nicht der Fall. Manchmal rückt die Parodie zu sehr in den Hintergrund und es drängt sich der Verdacht auf, stattdessen in einem miesen Horrorfilm zu sitzen. Die Kombination von Sex-Komödie und Slasher-Movie funktioniert einfach nicht über die volle Distanz. Die Idee, die Handlung in ein 70er Jahre-inspiriertes Club-Med-Ferienparadies zu legen, ist gelungen, doch kommt die Geschichte nicht um sattsam bekannte Klischees herum, wirklich überraschende Einfälle sind Mangelware. Bei der Regie bewies Jay Chandrasekthar nicht immer ein glückliches Händchen, gelegentlich kommt sein Film gehörig aus dem Rhythmus. Dabei gibt es in „Club Mad“ durchaus Gag-Treffer. Als ein Aerobiclehrer etwa vor dem Killer fliehen will, schnappt der sich einen Golfwagen und versucht zu entkommen, doch der Schlitzer hat keine Probleme, zu Fuß hinterher zu laufen. Von dieser Sorte hätte sich der Zuschauer mehr gewünscht und nicht etwa den hunderttausendsten Witz über Pod rauchende Freaks.

    Bei uns dürfte sich „Club Mad“ trotz seines soliden Unterhaltungswertes im Kino schwer tun. Der bislang größte Broken-Lizard-US-Erfolg „Super Troopers“ (18 Mio US-Dollar Einspiel bei einem Budget von 3 Mio) floppte in deutschen Landen. Ein ähnliches Schicksal steht auch ihrem neuesten Werk bevor. „Club Mad“ ist ein ehrenwerter Versuch einer Parodie, der stellenweise Spaß macht, aber im Endeffekt nur als bedeutungslose, leicht konsumierbare Filmware zu empfehlen ist.

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