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    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
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    Von Jonas Reinartz

    Adam Sandler. Das ist nicht mehr nur ein Name, sondern ein Marke zutiefst amerikanischer Prägung. Wer ein Ticket für einen seiner Filme löst, der weiß genau, was ihn erwartet, das Gleiche gilt für den Besuch bei einer Burgerkette. „Fastfood“ erscheint auch der richtige Begriff für diese Art von Mainstreamkino – und das ist nicht annähernd so negativ gemeint, wie es zunächst klingen mag. Sandler-Komödien wie „Billy Madison“ (1995) oder „Happy Gilmore“ (1996) glänzten zwar nicht gerade durch einfallsreichen und feinsinnigen Humor, doch wer einfach nur abschalten will oder einen Partyfilm für eine angeheiterte Gesellschaft sucht, der liegt damit genau richtig. Gerade unter College-Studenten entstand ein regelrechter Madison-Kult. Doch auch ein infantiler Komiker wird irgendwann erwachsen, heiratet und wird Vater; mit seinem Publikum aus Anfangstagen verhält es sich nicht anders. Womöglich durch seine überraschend solide Darbietung in Paul Thomas Andersons Punch-Drunk Love bekräftigt, will Sandler nun in Frank Coracis „Klick“ seinem Publikum nun auch eine Botschaft mit auf den Weg geben und die Wichtigkeit der Institution Familie betonen. Dass dabei ein sehr fragwürdiges und konservatives Frauenbild vermittelt, wie immer Witze über Randgruppen gerissen werden und weitestgehend einfallslose Gags zu oft wiederholt werden, wird eingeschworenen Fans aufgrund gelungener Spezialeffekte und flottem Timing nicht weiter stören, doch manchem Zuschauer könnte dies sehr missfallen. Das ist umso mehr bedauerlich, da der Plot um eine magische Fernbedienung und ihre weit reichenden Folgen weitaus mehr hätte hergeben können.

    Michael Newman (Adam Sandler) ist ein hoffnungsloser Workaholic. Wenn der talentierte Architekt abends erschöpft in sein Haus zurückkehrt, warten zwar seine bezaubernde Frau Donna (Kate Beckinsale) und die gemeinsamen Kinder Ben (Joseph Castanon) und Samantha (Tatum McCann) auf ihn, doch richtig genießen kann er sein Glück nicht wirklich. Hinzu kommt, dass sein aalglatter Chef Mr. Ammer (David Hasselhoff) das Versprechen, er würde Michael bald zu seinem Partner machen, stets auf die lange Bank schiebt und seinen besten Mann nur ausnutzt. Mit diesem Druckmittel lässt sich der Gestresste sogar überreden, während der Zeit um den Unabhängigkeitstag an einem Auftrag zu arbeiten, von dem sich Ammer eine Menge Geld verspricht. Als er noch am selben Abend eine ordentliche Standpauke von Donna wegen seiner Arbeitswut ertragen muss und er versehentlich die Fernbedienungen im Wohnzimmer verwechselt, was ein riesiges Chaos auslöst, platzt ihm der Kragen. Im nächsten Großmarkt trifft er auf Morty (Christopher Walken), einem bizarren Tüftler, der ihm eine kostenlose einzigartige Universalbedienung anbietet, die alles bedienen kann. Nur einen Haken gäbe es, man könne sie nicht zurückgeben. Schon bald stellt er fest, dass Marty nicht übertrieben hat – diese Fernbedienung eröffnet unglaubliche Möglichkeiten. Ihr Besitzer kann die Zeit nach Belieben manipulieren. Reisen zurück in die eigene Kindheit, Vorspulen bei einem nervigen Gespräch mit der eigenen Frau oder dem Vorgesetzten, lange Staus, das gehört nun alles der Vergangenheit an.

    Im Grunde stellt „Klick“ ungefähr eine Mischung aus Charles Dickens Kinderbuchklassiker „Eine Weihnachtsgeschichte“ (1843), Ist das Leben nicht schön (1946) Zurück in die Zukunft II (1989) und Bruce allmächtig (2003) dar. Originalitätspreise können demnach nicht gewonnen werden, aber das war auch nicht zu erwarten, der Film will bedingungslos ein Massenpublikum unterhalten und ist für einen großen Erfolg geradezu maßgeschneidert Auch wenn Sandler nach wie vor kein begnadeter Mime ist, mit seinem naiven Charme ist er doch ganz ansehnlich und sympathisch. Eine natürlich wirkende Bodenständigkeit und Volksnähe ist vermutlich eine der größten Gründe für seinen durchschlagenden Erfolg an den Kinokassen, vor allem in seinem Heimatland. Seine Mitspieler sind allesamt souverän, auch wenn Christopher Walken, einer der besten Nebendarsteller Hollywoods, in seiner Rolle leicht gelangweilt wirkt und unter seinen Möglichkeiten bleibt. Mit einem Kameramann wie Dean Semler, der für Der mit dem Wolf tanzt 1991 einen Oscar erhielt, ist für eine attraktive Oberfläche gesorgt, insgesamt ist „Klick“ in dieser Hinsicht gerade für eine Komödie überdurchschnittlich gut gelungen. In diesem Genre sind wirklich andere Qualitäten von höherer Wichtigkeit, doch die gelungenen Bilder und speziell die guten Spezialeffekte und das Makeup von Rick Baker verdienen besondere Erwähnung. Hier wurde wirklich gute Arbeit abgeliefert. Fetzige Popsongs geben dem Geschehen zusätzliches Tempo. Originelle Einfälle wie ein Menü, in dem Kapitel aus dem eigenen Leben zur Auswahl stehen, optionaler Kommentar von James Earl Jones, der Stimme von Darth Vader, inklusive, sorgen durchaus für einige Lacher, auch wenn eine Reise zu Michaels Geburt zu obligatorischen Penis-Witzen führt. Die wenigen gelungenen Gags werden regelrecht überreizt und leider von übermäßigem Fäkalhumor überlagert. Kritik an übermäßiger Technisierung bleibt im Ansatz stecken.

    Bedenklich ist jedoch das Frauenbild, das hier vermittelt wird. Kate Beckinsales Figur sticht am deutlichsten hervor. Donna ist das typische hübsche Heimchen am Herd, das prinzipiell nur für Erziehung, Kochen und Vollziehung ehelicher Pflichten da ist. Ansonsten hat die Vorzeigefrau noch Kontakt zu ihrer minderbemittelten und einsamen White-Trash-Freundin Janine, die bereits zum dritten Mal geschieden ist, weil sie ihre Ehemänner stets mit deren Brüdern betrog. Zunächst ist diese Figur noch amüsant, vor allem da Jennifer Coolidge treffend die Manierismen und Gesichtsausdrücke einer verzweifelten Nymphomanin darstellt. Wenn dann allerdings Sandler zu einer beleidigenden Rede über Janines Lebenssituation anhebt, spricht aus den Wörtern die pure Gehässigkeit. Mr. Hammers Sekretärinnen sind, wie sollte es anders sein, dauergeile Blondinen; eine andere Mitarbeiterin, die tatsächlich zu arbeiten scheint, lässt sich später umoperieren und trägt einen riesigen Schnauzbart im Gesicht. So viel zum Frauenbild. Natürlich sind ungeheuer viele Komödien geschmacklos, wenn in Monty Pythons „Der Sinn des Lebens“ (1983) ein massiv Übergewichtiger aufgrund seiner Verfressenheit explodiert, dann ist sicherlich ekelhaft, jedoch so grotesk, dass sich niemand ernsthaft darüber beschwerden dürfte. In „Klick“ jedoch dient der Anblick eines verfetteten Körpers einem anderen Zweck: der Darstellung eines verpfuschten Lebens, das katastrophal verlaufen ist. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass ein Mensch, der mit Gewichtsproblemen zu kämpfen hat, seine Probleme mit Momenten wie diesem haben wird. Vor Homosexualität, Einsamkeit und sexueller Belästigung wird natürlich auch nicht Halt gemacht. Dass Unsympathen bei Sandler immer ihre Bestrafung erhalten, versteht sich von selbst. So wird David Hasselhoff munter ins Gesicht gefurzt und einem arroganten Nachbarsjungen ein Baseball direkt ins Gesicht geworfen.

    Darüber mag man denken, was man will, aber spätestens, wenn es gen Ende arg rührselig wird und die Keimzelle unseres Gemeinwesens, die Familie, über alle Maßen glorifiziert wird und sich eine heuchlerische Moral breitmacht, offenbart sich ein Bruch, der nur schwerlich überdeckt werden kann. Eine rüde Komödie, die plötzlich eine absolute Kehrwendung macht und sich zum Loblied auf konservative Werte wandelt, wirkt unglaubwürdig, zumal massive Manipulativität spürbar wird. Weniger wäre mehr gewesen, so wurde aus einer durchaus reizvollen Idee nicht viel gemacht. Wer diese Makel großzügig übersehen und mit Sandlers vorigen Filmen etwas anfangen kann, der wird sicherlich nicht enttäuscht werden. Anderen Kinogängern sei von einem Besuch von „Klick“ eher abgeraten.

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